Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
Mann in der Badezimmertür zu betrachten, um Annas Schock zur Kenntnis zu nehmen.
Karas hingerissener Blick ließ Anna ebenfalls noch einmal hinschauen. Charles sah mit seinem blauschwarzen Haar, das offen und glatt bis zur Taille hing, irgendwie seltsam nackt aus, obwohl er vollkommen anständig in ein Flanellhemd und Jeans gekleidet war. Sie musste zugeben, dass er tatsächlich einen Anblick bot, der es wert war, angestarrt zu werden. Er lächelte Kara kurz an, bevor er die Aufmerksamkeit wieder Anna zuwandte.
»Ich habe meins offenbar verlegt. Hast du noch ein Gummiband?«
Sie nickte ruckartig und fegte an ihm vorbei ins Bad. Wie hatte er sich so schnell verändert? Aber sie konnte ihn wohl kaum danach fragen, solange Kara noch in der Wohnung war.
Er roch sogar gut. Selbst nach drei Jahren war es für sie verstörend, solche Dinge an Menschen zu bemerken. Für gewöhnlich versuchte sie zu ignorieren, was ihre Nase ihr sagte - aber diesmal musste sie sich zwingen, nicht stehen zu bleiben und seinen intensiven Duft einzuatmen.
»Und wer sind Sie?«, hörte Anna Kara misstrauisch fragen.
»Charles Cornick.« Sie konnte dem Klang seiner Stimme nicht entnehmen, ob er sich an Karas Unfreundlichkeit störte oder nicht. »Und Sie?«
»Das ist Kara, meine Nachbarin aus der Wohnung unter meiner«, sagte Anna und reichte ihm ein Haargummi, als sie an ihm vorbei wieder ins Zimmer ging. »Tut mir leid, ich hätte euch gleich vorstellen sollen. Kara, das hier ist Charles Cornick aus Montana, zu Besuch in der Stadt. Charles, das ist Kara Mosley, die unter mir wohnt. Und jetzt gebt euch die Hände und vertragt euch.«
Das meinte sie als Mahnung an Kara, die wirklich bissig werden konnte, wenn sie jemanden nicht mochte - aber Charles zog eine Braue hoch, bevor er sich wieder Kara zuwandte und ihr eine langfingrige Hand hinhielt.
»Aus Montana?«, fragte Kara, nahm seine Hand fest in die ihre und schüttelte sie kurz.
Er nickte und fing an, sein Haar mit raschen, geübten Bewegungen zu flechten. »Mein Vater hat mich hierher geschickt, weil er gehört hat, dass ein Mann Anna Ärger macht.«
Und Anna wusste, dass er mit dieser kleinen Anmerkung Kara vollkommen für sich gewonnen hatte.
»Justin? Sie werden sich um diese Ratte kümmern?« Sie sah Charles abschätzend an. »Na ja, Sie sind gut in Form, verstehen Sie mich nicht falsch, aber Justin ist wirklich ein
übler Typ. Ich habe in Cabrini Green gewohnt, bis meine Mama schlau wurde und einen guten Mann geheiratet hat. Diese Siedlungen bringen eine bestimmte Art von Raubtier hervor - die Art, die Gewalt wirklich mag. Die toten Augen von diesem Justin haben mich zwanzig Jahre zurückversetzt, gleich als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Der da hat schon öfter Leuten wehgetan, und es hat ihm gefallen. Männer wie ihn werden Sie nicht nur mit einer Warnung loswerden können.«
Charles’ Mundwinkel bogen sich nach oben, und seine Augen wurden wärmer, was sein Aussehen vollkommen veränderte. »Danke für die offenen Worte«, sagte er zu ihr.
Kara nickte mit königlicher Würde. »Wie ich Anna kenne, gibt es in der ganzen Wohnung keine Lebensmittel, da gestern Zahltag war und sie den Scheck noch nicht zur Bank bringen konnte. Sie müssen dieses Mädchen gut füttern! In den Tüten auf dem Tisch sind Bagels und Frischkäse - und nein, ich habe nicht vor, zu bleiben. Ich habe eine ganze Woche Arbeit nachzuholen, aber ich kann nicht gehen, ohne zu wissen, dass Anna etwas isst.«
»Ich kümmere mich darum, dass sie das tut«, sagte Charles, das kleine Lächeln immer noch im Gesicht.
Kara griff weit nach oben und tätschelte seine Wange mit einer mütterlichen Geste »Danke.« Sie umarmte Anna schnell, zog einen Umschlag aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch neben die Bagels. »Und das hier ist für das Aufpassen auf den Kater, denn sonst müsste ich ihn in einen Zwinger bringen, mit all diesen Hunden, die er nicht ausstehen kann, und viermal so viel bezahlen. Und wenn ich es wieder in meiner Keksdose finde, werde ich ihn das
nächste Mal dort hinbringen, aus reiner Bosheit, weil ich weiß, dass du dann Schuldgefühle hast.«
Und damit verschwand sie.
Anna wartete, bis sie den Klang ihrer Füße im nächsten Stock hörte, dann fragte sie: »Wie hast du dich so schnell verändert?«
»Knoblauch oder Blaubeeren?«, fragte Charles und öffnete die Tüte.
Als sie seine Frage nicht beantwortete, legte er beide Hände auf den Tisch und seufzte. »Du meinst, du hast
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