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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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schon vor sich. »Du hast an alles gedacht, nicht wahr?«
    »Ich pflege mich immer gut vorzubereiten.«
    »Ja, ja, du bist schon immer der Klügste von uns gewesen. Wie bist du nur auf diesen Ort gestoßen?«
    »Mein Freund Eusebius ist Mönch hier.« Nathaniel hob beschwichtigend die Hand. »Nein, keiner von diesen bigotten Kuttenträgern. Er steht auf unserer Seite. Und er wusste, was ich suche. Er glaubte, es gefunden zu haben, und er hatte recht. Aber ich habe noch eine weitere Überraschung für dich.«
    »Noch so einen Waldlauf?«
    »Freilich, wir müssen doch wieder zurück zum Kloster. Dort will ich dir etwas zeigen, was vielleicht noch wichtiger ist als die Stadt. Die alte Klosterkirche birgt ein Geheimnis.«
    »Du verstehst es, mich in Atem zu halten.«
    Der Rückweg erschien Agathos minder beschwerlich. Dennoch war er froh, als er den Wald hinter sich hatte. Sie begaben sich in die Klosterkirche, die um diese Zeit verlassen war. Hinter dem Altar öffnete Nathaniel eine Falltür. Agathos beugte sich neugierig über den Rand. »Hm, ich verstehe, nach dem Waldausflug willst du mich jetzt in die Unterwelt entführen.«
    »Ja, geradeswegs in den Hades. Warte, ich gehe voran.«
    »Willst du kein Licht mitnehmen?«
    »Das ist nicht nötig.«
    Agathos zählte zwanzig Stufen. Statt des erwarteten Modergeruchs lag ein Duft von Bienenwachskerzen und Weihrauch in der Luft wie in einer Kirche. Am Ende der Treppe gelangten sie in ein lang gestrecktes, gemauertes Gewölbe, das etwa die Größe des Kirchenschiffs aufwies. Durch kleine runde Öffnungen in der Decke fiel Tageslicht und malte unzählige Tupfen auf den Estrich, als seien Sterne vom Himmel gefallen. Demnach befand sich dieser Teil des Gewölbes im Freien, und jemand hatte die Felsdecke durchlöchert wie ein Sieb. Der Anblick der Lichtspeere, die den gesamten Stollen ausfüllten, war erhebend. Außerdem war die Luft gut zu atmen.
    Nathaniels rechter Arm beschrieb einen Kreis. »Wie gefallen dir diese Lichtspielereien? Natürlich sind sie in dieser Pracht nur um die Mittagsstunden zu beobachten. Zu den anderen Zeiten entzünden wir Fackeln und benutzen Öllampen.«
    »Sie sind atemberaubend!«, stieß Agathos hervor.
    »Weißt du, was das hier ist?«
    »Es ist – es ist ein Mithräum, nicht wahr? Mein Gott, ich habe nicht geglaubt, dass noch eins existiert. Es ist ein Tempel des alten persischen Lichtgottes Mithras und der Lieblingsgott der römischen Legionäre.«
    »Respekt. Doch ich vergaß, ich spreche mit einem ehemaligen Hierophanten. Du bist in diesem Kult sicher bewanderter als ich.«
    »Nicht umfassend, aber einiges ist mir geläufig.«
    Agathos wanderte langsam in dem Gewölbe herum und betrachtete alles mit Interesse. Vor einem riesigen Wandbild blieb er stehen. Es zeigte einen Jüngling mit spitzer Mütze, der einen weißen Stier opferte. »Oh, und hier ist er persönlich. Mithras, wie er den Urstier opfert. Aus seinem Blut und aus seinem Samen erneuern sich die Erde und alles Leben. Wie wunderbar, dies alles schauen zu dürfen. Du machst mir damit eine große Freude, Nathaniel. Schließlich haben sie den Mithraskult wie alle heidnischen Religionen verfolgt und ausgerottet. Und auch das großartige Eleusis ist nicht mehr. Die Anhänger des Christus haben ganze Arbeit geleistet.«
    »Nicht überall. Manche Tempel wurden nicht zerstört. Man hat einfach Kirchen oder Klöster darüber gebaut. Wie in diesem Fall. Einer der Mönche hat das Mithräum durch einen Zufall entdeckt. Er hatte gehofft, hier unten einen Weinkeller zu finden.«
    Agathos lachte. »Als er dafür einen Heidentempel fand, ist er sicher in Ohnmacht gefallen.«
    »Wahrscheinlich. Aber für unsere Bewegung ist er ein Glücksfall.«
    »Für die Bewegung? Weshalb?«
    »Weil er unserem Vorhaben erst die rechte Grundlage verschafft. Wir werden eine neue Stadt bauen, aber noch wichtiger ist ein neuer Glaube.«
    »Du meinst – Mithras …? Aber …«
    »Ja, Mithras. Ich habe verzweifelt nach einem Band gesucht, das alles zusammenhält. Und ich habe es gefunden. Die alte Religion wird auch die neue sein. Mithras opfert den Stier zur Erneuerung der Welt. Ist es nicht das, was wir wollen? Mithras wird der Gott der Zukunft sein.«
    »Nathaniel! Die Kirche ist zu stark, zu mächtig. Du kannst eine tausendjährige Religion nicht einfach ersetzen, nicht durch Mithras und auch durch keinen anderen Gott.«
    Nathaniel lächelte spöttisch. »Weißt du, wie sehr sich die beiden Religionen gleichen?

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