Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Thorwartl
Vom Netzwerk:
gegraben!“
    „Was?!“ Der Buchhändler starrte ihn an. „Was soll der Unsinn?“ „Genau da, du weißt schon, hat einer gegraben! Und die Latte, die hat keiner von uns vergessen. Die ist eine Markierung!“
    Eugen Hotter griff sich an den Hals. Nicht jetzt! Nicht knapp vor dem Ende! Er schüttelte sich, massierte seine Schläfen. „Nun?“, fragte er knapp. „Kein Zufall? Wie tief hat er gegraben?“
    „Ein paar Zentimeter vielleicht. Aber der kommt wieder! Der weiß irgendetwas!“
    Der Buchhändler riss sich zusammen. „Gut, angenommen, es ist kein Zufall, dann müssen wir die Wühlmaus fassen. Wahrscheinlich will er heute weitergraben, aber sicher nicht untertags. Ihr werdet die ganze Zeit den Park überwachen, am besten von der Werkstatt aus. Wenn er – was ich annehme – in der Dämmerung wiederkommt, schlagt ihr zu. Lasst ihn vorher ein bisschen graben, aber nicht zu viel. Vielleicht können wir das Schlimmste abwenden. Wenn ihr ihn habt, verständigt mich sofort.“ Der Buchhändler starrte Otto durchdringend an: „Und behandelt ihn menschlich. Vielleicht ist es nur … ach was, vielleicht ist es doch nur ein dummer Zufall.“
    Den ganzen Samstag über machte sich Benji Gedanken über seine bevorstehende „Schatzsuche“. Würde er etwas finden, oder war der Alte beim Pavillon nur ein Verrückter gewesen, der Unsinn erzählt hatte? Er musste warten, bis der Park im Schatten lag. Sollte er seine Freunde informieren? Nein, sonst wollten sie mitkommen. Drei, die am Abend im Park herumwerkten, das war eindeutig zu gefährlich. Und wenn er nichts fand, war er der Blamierte! Er versuchte es lieber allein. Neben den großen Büschen fiel ein Einzelner nicht auf. Außerdem war er sicher, dass keiner der Arbeiter am Samstag zur Baustelle kommen würde.
    Aber Benji musste irgendjemandem die Begegnung mit dem alten Mann erzählen – es drängte ihn, Issi anzurufen. Er wollte ihr sagen, was er vorhatte. Erst als die Sonne knapp hinter die Hügel getaucht war, rief er an. Er hatte Glück, Issi meldete sich. „Da ist Benji. Wie geht’s dir?“
    „Dass du mich anrufst! Ich hab schon geglaubt, ich hör gar nichts von dir.“ Das klang eindeutig gekränkt. Also hatte ihre Mutter seine Grüße gar nicht ausgerichtet. Sollte er ihr das sagen? Nein. Seine gute Stimmung war verflogen. Sollte er überhaupt etwas verraten oder wieder auflegen? „Ich glaub, unterm Pavillon gibt’s ein Versteck.“
    „So? Die haben den Pavillon schon umgerissen.“
    Benji wunderte sich. „Woher weißt du das? Du bist ja krank gewesen.“
    Kurze Stille. „Micha hat es mir erzählt. Er hat mich besucht.“ Benji wurde heiß. Aha, Micha durfte sie also besuchen. Der Sohn der Frau Rechtsanwältin, klar. „Ich geh jetzt zum Pavillon.“ Issis Stimme klang angespannt: „Was tust du dort?“
    „Graben. Aber sag es niemandem.“
    „Benji, das ist ja Unsinn!“
    Aha, was er tat, war Unsinn. Jetzt war es wieder die alte Issi, die er kannte. Aber sie klang echt besorgt. „Ich geh jetzt. Sonst hab ich kein Licht mehr.“
    Issi sagte bittend: „Ruf mich an, wenn du wieder zu Hause bist!“ „Okay, mach ich. Bis dann.“ Benji legte auf. Sie machte sich Sorgen um ihn. Er sah zum Fenster hinaus. Der Himmel leuchtete im Westen blassgelb, er hatte nicht mehr viel Zeit. Aus dem Kellerabteil nahm er den Spaten und machte sich auf den Weg. Eine Viertelstunde, zwanzig Minuten konnte er sicher noch graben. Wenn er nichts fand, war das Ganze eine Niete. Und dafür sollte es besser keine Zeugen geben.

Erwischt!
    Der Park lag bereits im Schatten. Kein Mensch war zu sehen. Benji kletterte durch eine Lücke in der Mauer – alles war genau so wie gestern, niemand hatte die Latte weggeräumt. Er begann zu graben. Mit dem Spaten war es leicht, und er kam gut voran. Er achtete darauf, dass er die Grasziegel sauber ausstach, damit er sie später wieder einfügen konnte. Benji wurde das Gefühl nicht los, dass er einem dunklen Geheimnis auf der Spur war, und er schwitzte nicht nur vor Anstrengung.
    In seinem Eifer bemerkte er nicht, dass er nicht mehr allein war. Sie standen unmittelbar hinter ihm. Eine gehässige Stimme sagte ganz nah: „Da sieh einer an. Was für ein braver Bursche.“
    Eine zweite Stimme krächzte: „So spät am Samstagnachmittag noch arbeiten.“
    Die erste fragte: „Ja, was will er denn ausgraben? Vielleicht einen Schatz?“
    Benji stand bewegungslos da und klammerte sich an seinen Spaten. Er kannte diese Stimmen, aber woher

Weitere Kostenlose Bücher