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Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Thorwartl
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da noch etwas Geheimnisvolles geben?“, dachte Benji enttäuscht.
    Auf einmal löste sich eine Gestalt aus den Büschen, und Benji zog sich zurück. Es war ein älterer Mann, der auf den Zaun zuwankte. Langsam umrundete er die Betonplatte, dazu murmelte er Unverständliches. Benji sah genauer hin. Der Mann blieb an einer Stelle stehen, schien das Gras zu studieren. Er bückte sich und sagte plötzlich mit heiserer Stimme: „Du kannst rauskommen. Ich hab dich schon gesehen.“ Benji war einfach zu neugierig und schlug Issis Warnungen in den Wind. Vorsichtig ging er auf den Mann zu. Davonlaufen konnte er noch immer. „Na, komm näher. Ich zeig dir was.“
    Benji gewöhnte sich an das schwache Licht. Jetzt konnte er den Alten deutlich erkennen. Sein rotes Gesicht war ein einziges Netz aus Falten, seine riesige, behaarte Nase zitterte. Der Mann schnaufte schwer. Sein Knoblauchatem waberte bis zu Benji hin. Der üble Geruch erinnerte ihn an etwas, es fiel ihm im Moment nur nicht ein.
    Der Mann schnupfte auf, rieb sich die Nase. Dann deutete er auf die Absperrung und brummte mehr zu sich selbst: „Das war er, mein schöner Pavillon. Und jetzt kommt was anderes drauf. Das haben sie gut hingekriegt.“ Er nickte grimmig, fuhr sich noch einmal über die Nase und deutete auf den Rand des alten Betons. „Hier ist es gewesen. Genau hier. Verfluchte Schweine.“
    Benji schluckte. Plötzlich erwachte sein Interesse an der Geschichte wieder. „Wer … wer hat das gut hingekriegt? Und was ist hier gewesen?“
    Der Mann sah ihn an, kicherte: „Bist neugierig, was? Neugierige Leute sterben bald, hat man zu unserer Zeit gesagt. Weißt du“, er kam einen Schritt auf Benji zu, „das kann ich dir jetzt nicht sagen. Merk dir die Stelle. Alles kommt raus, die Sonne verjagt alle Schatten. Ja, die Sonne bringt es an den Tag. Sehr bald, das verspreche ich dir. Aber“, er sah sich vorsichtig um, „zu keinem ein Wort. Verstehst du, du kennst mich nicht. Du hast mich nicht gesehen. Mich gibt’s gar nicht.“ Er kicherte. Dann schlurfte er den Weg hinunter, winkte und rief noch einmal: „Mich gibt’s gar nicht!“
    Benji sah dem alten Mann nach. Auf einmal wusste er, woran ihn der Knoblauchgeruch erinnerte.
    An den schrecklichen Abend zu Halloween!
    Er schauderte. Konnte der Alte das gewesen sein? Benji hatte das Gespenst als schnell und brutal in Erinnerung. Er verscheuchte diesen grausigen Gedanken. Der Greis hatte ihn auf etwas hinweisen wollen: „… gut hingekriegt … hier ist es gewesen.“ Benji ging zu der Stelle, auf die der Alte gezeigt hatte. Ob es da was zu finden gab … Vorsichtig entfernte er ein paar Grasbüschel, sah sich um und suchte nach einem passenden Werkzeug. Schließlich fand er in dem Holzhaufen eine Latte und stocherte damit herum. Da war alles fest. Er versuchte weiterzubohren, bis er ein kleines Loch zwischen Fundament und Erde gegraben hatte. Aber es wurde langsam finster. Benji murmelte: „Morgen schau ich mir die Stelle genauer an. Morgen ist Samstag, da ist niemand auf der Baustelle. Und ich nehme mir etwas Besseres zum Graben mit.“ Seine Begeisterung war wieder da. Er kam sich wie ein Schatzgräber vor, der einen todsicheren Tipp erhalten hatte. Flüchtig scharrte er das Loch zu und legte die Latte so über den Beton, dass er die Stelle gleich wiedererkennen konnte. Für jeden anderen war es einfach eine Latte, die nachlässig hingeworfen war.
    Die Sonne war untergegangen, der Himmel über dem Hügelland färbte sich zartgelb. Im Osten leuchtete er hellgrün. Was Issi wohl gerade tat?

Entdeckung
    „Wir hätten ohne Weiteres heute noch eine Arbeitsschicht einschieben können. Bei dem Wetter!“ Eugen Hotter zeigte ärgerlich nach oben.
    Otto widersprach vorsichtig: „Das wäre vielleicht doch zu auffällig gewesen. Du hast selber gesagt, am Montag ist Abschluss. Das geht sich leicht aus, wir brauchen nur mehr zusammenräumen. Außerdem hält sich das schöne Wetter noch mindestens eine Woche.“
    Sie standen vor der aufgelassenen Werkstatt. „Na, dann schauen wir uns mal an, was noch alles herumkugelt“, bemerkte der Buchhändler giftig.
    Otto war als Erster an der Baustelle. „Bitte, damit werden wir locker fertig. Außerdem …“ Otto stockte. Er ging in die Knie und strich über eine Stelle, wo Grasbüschel entfernt worden waren.
    „Was gibt’s denn jetzt wieder?“ Der Buchhändler hatte die Betonplatte erreicht.
    „Da … da!“ Otto zeigte auf den Boden. „Da … da hat einer

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