Schatten über dem Paradies (German Edition)
Belustigung, aber oftmals zur Frustration des jungen Mannes. Maggie hatte die Tatsache akzeptiert, dass ihr Leben öffentliches Eigentum war. Es war nie anders gewesen.
Und nachdem die Privatmaschine ihrer Eltern in den Schweizer Alpen abgestürzt war, hatte die Presse ihren Gram in Hochglanzfotos und Zeitungsartikeln festgehalten. Sie hatte nicht versucht, es zu verhindern. Sie hatte erkannt, dass die Welt mit ihr trauerte. Sie war achtzehn gewesen, als der Stoff, aus dem ihre Welt bestand, zerriss.
Dann war da Jerry gewesen. Erst Freund, dann Liebhaber, dann Ehemann. Mit ihm war ihr Leben noch weiter in Fantasie und noch mehr in Tragödie abgeglitten.
Sie wollte jetzt nicht daran denken. Sie griff wieder nach dem Spaten und begann ihren Kampf gegen den harten Erdboden. Alles, was wirklich noch von diesem Teil ihres Lebens übrig war, war ihre Musik. Die würde sie nie aufgeben. Sie hätte es nicht gekonnt, selbst wenn sie es versucht hätte. Die Musik war ein Teil von ihr, wie es ihre Augen waren. Sie verband Worte und Musik, doch nicht mühelos, wie es nach dem meisterhaften Endprodukt den Anschein hatte, sondern besessen. Anders als ihre Mutter trat sie nicht auf, sondern versorgte andere Interpreten mit ihrer Gabe.
Mit achtundzwanzig hatte sie zwei Oscars, fünf Grammys und einen Tony. Sie konnte am Klavier sitzen und jeden Song aus dem Gedächtnis spielen, den sie jemals geschrieben hatte. Die Preise befanden sich noch immer in den Verpackungen, in denen sie aus L.A. geschickt worden waren.
Das kleine Blumenbeet, das sie anpflanzte, würde wahrscheinlich niemand außer ihr selbst zu sehen bekommen. Es war ein Werk der Liebe, ohne Garantie auf Erfolg. Doch es genügte Maggie, dem Land, das sie ihr eigenes nannte, ihren besonderen Farbfleck hinzuzufügen.
Maggie begann bei der Arbeit zu singen. Sie hatte völlig vergessen, dass sie bereits gelegentlich von Vorahnungen gepackt worden war.
Cliff übernahm normalerweise bei einem Auftrag nicht selbst die Besichtigung und die Anfangsplanung. Nicht mehr. In den letzten sechs Jahren war Cliff Delaney in der Lage gewesen, im ersten Stadium eines Projekts einen oder zwei seiner besten Leute loszuschicken. Danach erst machte er die Feinabstimmung. Wenn der Auftrag interessant genug war, besuchte er den Arbeitsplatz, während die Arbeiten im Gange waren, kümmerte sich vielleicht um einen Teil der Bepflanzung selbst.
Diesmal machte er eine Ausnahme. Er kannte den alten Morgan-Besitz. Er war von einem Morgan errichtet worden, als die winzige Stadt ein paar Meilen entfernt nach einem Morgan benannt worden war. Seit William Morgans Wagen in den Potomac River gestürzt war, hatte das Haus zehn Jahre lang leer gestanden. Das Haus war immer ernst, das Land Furcht erregend gewesen. Doch Cliff wusste, dass es mit dem richtigen Touch und dem richtigen Verständnis großartig sein konnte. Er bezweifelte, dass die Lady aus L.A. das richtige Verständnis aufbrachte.
Er kannte sie. Natürlich kannte er sie. Jeder, der die letzten achtundzwanzig Jahre nicht in einer Höhle verbracht hatte, kannte Maggie Fitzgerald. Im Moment war sie die größte Neuigkeit in Morganville – und übertraf sogar noch den ausschweifenden Klatsch über Lloyd Messners Frau, die mit dem Bankmanager durchgebrannt war.
Es war eine schlichte Stadt, eine gemächliche Stadt. Jene Art von Stadt, in der jedermann stolz war auf die Anschaffung eines neuen Feuerwehrwagens und die alljährliche Gründungsjahrfeier. Deshalb hatte Cliff sich entschieden, gerade hier zu leben, als er jenen Punkt erreicht hatte, an dem er überall leben konnte, wo er wollte. Er war hier aufgewachsen und verstand die Menschen, ihren Zusammenhalt und ihre Besitz ergreifende Art. Er verstand ihre Fehler. Mehr, viel mehr noch verstand er das Land. Er hegte ernsthafte Zweifel, dass die glamouröse Songschreiberin aus Kalifornien irgendetwas verstand.
Cliff steuerte seinen kleinen Pick-up die schlechte Straße entlang, die als Erstes ausgebessert werden musste.
Maggie hörte den Pick-up kommen, bevor sie ihn sah. Und dann hielt er an der Stelle, wo der Mercedes noch vor einer Stunde gestanden hatte. Obwohl sie den Fahrer durch die spiegelnde Windschutzscheibe nicht sehen konnte, hob sie lächelnd die Hand.
Der erste Gedanke, der Cliff kam, war, dass sie kleiner und zierlicher war, als er erwartet hatte. Die Fitzgeralds waren stets überlebensgroß gewesen. Mit einem Schnauben fragte er sich, ob sie wohl Orchideen züchten wollte,
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