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Schatten über dem Paradies (German Edition)

Schatten über dem Paradies (German Edition)

Titel: Schatten über dem Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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steif sie dastand.
    Er vergrub sein Gesicht in ihrem weichen Haar. „Maggie, wo warst du?“
    Dies war der Mann, von dem sie gedacht hatte, sie würde ihn allmählich verstehen. Dies war der Mann, den sie zu lieben begann. Maggie starrte über seine Schulter auf das Haus. „Ich habe einen Spaziergang gemacht.“
    „Allein?“ fragte er überflüssigerweise und schob sie ein Stück zurück. „Du bist allein gegangen?“
    Alles an ihr war kühl – ihre Haut, ihr Verhalten, ihre Augen. „Es ist mein Land, Cliff. Warum sollte ich nicht allein spazieren gehen?“
    Er fing sich, bevor er toben konnte, weil sie ihm keine Nachricht hinterlassen hatte. Was passierte mit ihm? „Im Waschbecken im ersten Stock war Blut.“
    „Ich habe mir an einer Kachel den Finger aufgerissen.“
    Er wollte ihr deswegen Vorhaltungen machen. Sie durfte sich nicht selbst verletzen. „Für gewöhnlich spielst du um diese Uhrzeit.“
    „Ich bin genauso wenig in ein Schema eingesperrt, wie ich in diesem Haus eingesperrt bin. Wenn du ein stilles kleines Frauchen suchst, das jeden Abend darauf wartet, dir zu Füßen zu fallen, solltest du lieber woanders suchen.“ Sie ließ ihn stehen und ging ins Haus.
    Ruhiger, wenn auch verwirrter, folgte Cliff ihr in die Küche, wo sie sich gerade einen Drink einschenkte. Scotch, stellte er fest. Noch eine Premiere. Jetzt fiel ihm auf, dass die Farbe auf ihren Wangen fehlte und ihre Schultern verspannt waren.
    „Was ist passiert?“
    Maggie fand den Scotch zu warm, zu stark, trank ihn dennoch. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ Die Küche war zu klein. Maggie nahm ihr Glas und ging nach draußen. Die Luft war warm und weich.
    Im Freien gab es keine Wände und Decken, durch die sie sich eingeschlossen fühlte. Sie setzte sich auf ein Stück des neuen Rasens. Im Sommer wollte sie hier sitzen und lesen. Byron, wenn sie dazu in der Stimmung war. Sie wollte sich von der Sonne bescheinen und von der Stille einhüllen lassen und lesen, bis sie einschlief. Maggie blickte noch zu den Wäldern, als Cliffs Schatten über sie fiel.
    „Maggie, was stimmt nicht mit dir?“
    „Ich bin launisch“, sagte sie tonlos. „Du erwartest doch, dass verwöhnte Berühmtheiten launisch sind, oder?“
    Cliff hielt sein Temperament im Zaum, setzte sich neben sie und legte seine Hand unter ihr Kinn. Er wartete, bis sie ihm in die Augen sah. „Was ist?“
    Sie hatte gewusst, dass sie es ihm sagen musste. Es war diese Ungewissheit, dieses Nichtwissen, was hinterher werden würde, das sie innerlich kalt und verkrampft sein ließ. „Lieutenant Reiker war heute hier“, begann sie und schob behutsam Cliffs Hand von ihrem Gesicht.
    Cliff fluchte, weil er sie allein gelassen hatte. „Was wollte er?“
    Maggie zuckte die Schultern und nippte wieder an ihrem Scotch. „Er ist ein Mann, der keine losen Enden mag. Offenbar hat er ziemlich viele gefunden. William Morgan hat an dem Tag seiner Ermordung fünfundzwanzigtausend Dollar von seinem Bankkonto abgehoben.“
    „Fünfundzwanzigtausend?“
    Er klang überrascht. Ehrlich überrascht. Aber wie konnte sie in irgendeiner Hinsicht noch sicher sein? „Das Geld wurde nie gefunden. Eine von Reikers Theorien besagt, der Mörder habe das Geld versteckt und geduldig darauf gewartet, dass die Leute Morgan vergessen.“
    Cliffs Blick wurde schärfer. „Hier?“
    „Möglich.“
    „Zehn Jahre sind eine verdammt lange Zeit, um auf fünfundzwanzigtausend Dollar zu sitzen“, murmelte Cliff. „Hast du ihm von dem Schrankkoffer auf dem Dachboden erzählt?“
    „Ja. Er hat ihn sich angesehen.“
    Er berührte ihre Schulter ganz leicht mit seinen Fingerspitzen. „Das hat dich aufgeregt.“ Maggie sagte nichts und sah ihn nicht an. Spannung breitete sich in ihm aus. „Da ist noch mehr.“
    „Ja, du hast Recht. Da ist noch mehr“, bestätigte Maggie ruhig und musste ihn jetzt ansehen. „Er hat erwähnt, dass Morgans Geliebte gleich nach seinem Tod verschwand.“ Sie fühlte, wie sich Cliffs Finger krampfhaft um ihre Schultern spannten, genau wie sie unvermittelt die Wellen seines Zorns fühlen konnte.
    „Sie war nicht seine Geliebte“, sagte Cliff gepresst. „Meine Mutter mag dumm genug gewesen sein, sich in einen Mann wie Morgan zu verlieben, sie mag unklug genug gewesen sein, mit ihm zu schlafen, aber sie war nicht seine Geliebte.“
    „Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt?“ fragte Maggie. „Warum hast du gewartet, bis ich es auf diese Weise herausgefunden

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