Schatten über dem Paradies (German Edition)
habe?“
„Es hat nichts mit dir zu tun oder mit den Ereignissen hier.“ Ruhelos vor Zorn stand er auf.
„Zufälle“, sagte Maggie ruhig, als Cliff auf sie herunterblickte. „Warst nicht du derjenige, der sagte, man solle Zufällen misstrauen?“
Er fühlte sich gedrängt zu erklären, was er nie zuvor erklärt hatte. „Meine Mutter war einsam und sehr verletzbar, nachdem mein Vater gestorben war. Morgan wusste, wie er das ausnutzen konnte. Ich lebte damals in der Nähe von Washington. Wäre ich hier gewesen, hätte ich es vielleicht aufhalten können. Er verstand es, mit Schwäche zu spielen, und er spielte mit der Schwäche meiner Mutter. Als ich herausfand, dass sie ein Liebespaar waren, wollte ich ihn umbringen.“
Er sagte es kalt und ruhig. Maggie schluckte. Ihre Kehle war trocken.
„Sie war bereits zu sehr an ihn gebunden, um irgendetwas dagegen zu unternehmen. Er hatte sie dazu verführt zu glauben, dass sie ihn liebte. Vielleicht liebte sie ihn auch wirklich. Schon andere intelligente Frauen hatten das getan. Sie war seit Jahren mit Louella befreundet gewesen, aber das spielte keine Rolle. Als man seinen Wagen im Fluss fand, drehte sie durch.“
Es war schmerzlich, zurückzublicken, doch Maggies ernste braune Augen drängten ihn.
„Sie ist nicht verschwunden. Sie kam zu mir. Sie war außer sich, und zum ersten Mal, seit sie sich mit Morgan eingelassen hatte, konnte sie wieder klar sehen. Scham wirkt sich unterschiedlich auf die Menschen aus. Meine Mutter brach alle Bindungen zu Morganville und sämtlichen Einwohnern ab. Sie wusste, dass ihre Beziehung zu Morgan kein Geheimnis war, und da es damit jetzt vorbei war, ertrug sie die Gerüchte einfach nicht. Sie ist noch immer in Washington. Sie hat jetzt ein neues Leben, und ich will nicht, dass irgendetwas von dieser Sache sie erreicht.“
Ob er immer so eisern als Beschützer der Frauen in seinem Leben auftrat? Joyce, seine Mutter ... Wo passte sie selbst da ins Bild? „Cliff, ich verstehe, was du fühlst. Meine Mutter war auch einer der kostbarsten Menschen in meinem Leben, aber vielleicht kannst du da gar nichts machen. Sie rekonstruieren, was vor zehn Jahren geschehen ist, und deine Mutter spielt dabei eine Rolle.“
Doch das war nicht alles, was sie dachte, erkannte Cliff. Langsam setzte er sich neben sie und ergriff ihre Schultern. „Du hast dich gefragt, was für eine Rolle ich dabei gespielt habe.“
„Nicht.“ Sie versuchte aufzustehen, doch er hielt sie fest.
„Ist doch möglich, dass ich Morgan erschossen habe, um seine zerstörerische Beziehung zu meiner Mutter zu beenden.“
„Du hast ihn gehasst.“
„Ja.“
Ihre Augen wandten sich nicht von ihm ab, blickten ihn forschend an, drangen in die Tiefe. Logik mochte ihn zum Verdächtigen machen, genau wie sein aufbrausendes Temperament. Doch Maggie blickte in das rauchige Grau seiner Augen, und sie glaubte, was sie sah. „Nein“, murmelte sie und zog ihn an sich. „Nein, ich verstehe dich zu gut.“
Ihr Vertrauen vernichtete ihn beinahe. „Wirklich?“ fragte er mit erstickter Stimme.
„Vielleicht zu gut“, murmelte sie. „Ich hatte vorhin solche Angst.“ Sie schloss die Augen und atmete seinen vertrauten Duft ein. Er war real, er war solide, und solange sie ihn halten konnte, gehörte er ihr. „Nicht jetzt. Nicht jetzt, da du hier bist.“
Er verspürte den Sog, diesen langsamen, sanften Sog. Wenn er nicht vorsichtig war, würde er bald vergessen, dass es außer ihr in seinem Leben noch etwas oder noch jemanden gab. „Maggie.“ Seine Finger schoben sich bereits in ihr Haar. „Du solltest nicht vertrauen, ohne Fragen zu stellen.“
„Es ist kein Vertrauen, wenn man Fragen stellt“, entgegnete sie. Sie wollte, dass es nur noch sie beide gab und der Rest der Welt ausgesperrt und vergessen war. Sie umschmiegte sein Gesicht mit den Händen und legte die Lippen auf seinen Mund.
Sie hatte Feuer und Aggression erwartet, aber seine Lippen waren weich und süß. Verwirrt und bewegt zog Maggie sich zurück und betrachtete ihn. Die Augen, die sie von Anfang an fasziniert hatten, hielten die ihren fest, während Sekunden sich zu einer Minute aneinander reihten. Sie war in dem Nebel und Rauch verloren. Wortlos zog er sie wieder nahe an sich.
Seine Augen auf die ihren gerichtet, fuhr er mit einer Fingerspitze leicht die Form ihres Gesichts nach. Das war das einzige Gesicht, das er jemals wieder sehen musste. Behutsam umkreiste er ihre Lippen. Das waren die einzigen
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