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Schatten über dem Paradies (German Edition)

Schatten über dem Paradies (German Edition)

Titel: Schatten über dem Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schaudernd auf den Revolver an seiner Hüfte blickte.
    „Ich fuhr in der Abenddämmerung hinaus. Ich hatte ihn nicht erwartet. Als ich aus dem Wagen stieg, dachte ich, er sieht aus wie ein Leichenbestatter, ganz in Schwarz und mit blank polierten Schuhen. Er stellte eine kleine Metallschatulle auf einen Baumstumpf neben dem Graben. Er verlor keine Zeit. Er sagte mir ins Gesicht, ein Niemand aus einer Kleinstadt dürfe nie seine Tochter heiraten. Er würde sie wegschicken. Schweden oder sonstwohin. Sie sollte das Baby bekommen und weggehen. Er erwartete nicht, dass ich umsonst still halte. In der Schatulle waren fünfundzwanzigtausend Dollar. Ich sollte sie nehmen und verschwinden.“
    Ja, Maggie konnte glauben, dass der Mann auf dem Foto gedacht hatte, mit Geld alles regeln zu können.
    „Ich war außer mir. Ich konnte nicht glauben, dass er mir alles nehmen wollte, was ich mir je gewünscht hatte. Er durfte das nicht tun.“ Stan wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Aber er hätte es bedenkenlos getan. Ich habe ihn angeschrien. Ich habe ihm gesagt, dass er mir Joyce und unser Baby nicht wegnehmen könne. Ich habe ihm gesagt, wir würden weggehen und sein dreckiges Geld nicht brauchen. Er öffnete die Schatulle und zeigte mir die Geldscheine. Ich schlug sie ihm aus den Händen.“
    Sein Atem kam stoßweise, als würde er den Moment noch einmal durchleben – den Zorn, die Verzweiflung. Maggie fühlte, wie Mitleid sich in ihre Angst mischte.
    „Er verlor nicht einmal die Beherrschung. Er bückte sich nur und tat das Geld wieder in die Schatulle. Er dachte, ich wollte mehr. Er verstand es nicht, konnte es nicht verstehen. Als er erkannte, dass ich das Geld nicht nahm, sondern weggehen wollte, nahm er mein Gewehr so ruhig, wie er die Schatulle genommen hatte. Ich wusste, dass er mich auf der Stelle umbringen wollte und damit irgendwie auch durchkommen würde. Ich konnte nur daran denken, dass ich Joyce nie wieder sehen, unser Baby nie in den Armen halten würde. Ich warf mich auf das Gewehr. Es ging über meine Schulter hinweg los. Wir kämpften miteinander.“
    Er keuchte jetzt. Seine Augen waren glasig. Maggie schloss die Augen und sah es so klar, als würde es jetzt geschehen.
    „Er war stark – der alte Mann war stark. Ich wusste, ich würde tot sein, wenn ich nicht an das Gewehr kam. Irgendwie ... ich hatte es auf einmal in meinen Händen und fiel nach hinten. Ich werde es nie vergessen ... es war wie im Traum – ein Albtraum. Ich fiel nach hinten, und das Gewehr ging los.“
    Sie sah es allzu klar vor sich. Mitfühlend und ängstlich zugleich, wagte Maggie zu sprechen. „Aber es war ein Unfall. Notwehr.“
    Er schüttelte den Kopf, und seine Hände sanken an seine Seiten – an die Waffe an seiner Hüfte. „Ich war zwanzig und musste jeden Penny zusammenkratzen. Ich hatte gerade den wichtigsten Mann der Stadt getötet, und neben der Leiche befanden sich fünfundzwanzigtausend Dollar in einer Schatulle. Wer hätte mir geglaubt? Vielleicht war es Panik, vielleicht war es Vernunft, aber ich vergrub ihn und sein Geld in dem Graben und fuhr seinen Wagen in den Fluss.“
    „Louella ...“, setzte Maggie an.
    „Ich wusste nicht, dass sie mir gefolgt war. Wahrscheinlich kannte sie Morgan besser als jeder andere Mensch und wusste, dass er mich Joyce nicht heiraten lassen würde. Ich wusste nicht, dass sie vom Wald her alles gesehen hatte. Hätte ich es gewusst, wäre vielleicht alles anders gelaufen. Sie hat sich nie ganz von dem Schock über den Verlust ihres Mannes erholt. Jetzt verstehe ich sie besser. Sie hat alles beobachtet. Damals grub sie aus ihren eigenen Gründen das Geld aus und versteckte es im Haus. Sie hat mich all die Jahre über gedeckt.“
    „Und Joyce?“
    „Sie hat es nicht gewusst.“ Stan zerrte an seinem Kragen. „Ich habe es ihr nicht erzählt. Ich liebe Joyce, seit sie ein Mädchen war. Hätte ich ihr erzählt, was ihr Vater angedroht hat, hätte sie vielleicht nicht geglaubt, dass es ein Unfall war. Damit hätte ich nicht leben können. Die ganzen Jahre über habe ich versucht, wieder gutzumachen, was an diesem Graben passiert ist. Ich habe mich dem Gesetz und dieser Stadt verschrieben. Ich war der beste Vater und Ehemann, der ich überhaupt sein konnte.“ Er griff nach dem Foto und zerknüllte es in seiner Faust. „Dieses verdammte Foto. Verdammter Ring! Ich habe erst Tage danach bemerkt, dass ich ihn verloren hatte. Der Ring meines Großvaters. Zehn Jahre später wird er

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