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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
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noch dazu an meiner Entführung beteiligt war?
    »Ich weiß nicht«, sagt Aleks schließlich. »Vielleicht hat dein Vater Nenad gar nicht getroffen, ich weiß nicht. Aber ich werde es rausfinden.«
    »Wieso?«
    »Weil ich zurückfahre. Sofort. Sobald ich dich zur Grenze gebracht habe.«
    Ich muss schlucken. »Aber das ist gefährlich!«, sage ich leise.
    Aleks zuckt mit den Schultern. »Ja«, sagt er. »Aber es geht nicht anders. Ich muss meine Oma holen.« Er verstummt und wir beide starren still auf die nächtliche Landschaft.
    »Was ist das eigentlich? Roggen?«, frage ich.
    »Weizen«, sagt Aleks. »Hier wird hauptsächlich Weizen angebaut. Endlose Weizenfelder, schnurgerade, das ist die Vojvodina.«
    »Ein schönes Land!«
    Aleks sieht zu mir herüber. »Ja«, sagt er. »Ein schönes Land. Aber arm. Und rückständig irgendwie auch. Ich weiß nicht, ob wir je in die neue Zeit hineinfinden werden. Die Vojvodina und Serbien … Serbiens Geschichte steckt voller Blut, Gewalt, Armut. Und Stolz.«
    »Deutschlands Geschichte doch auch.«
    Er nickt, nach einer Weile, zögernd. »Ja«, sagt er. »Deutschlands Geschichte auch. Aber anders. Und wir … wir setzen sie fort, die Gewalt. Ich doch auch.«
    Er sieht traurig aus, und mir fällt nichts ein, was ich dem entgegnen kann. Er hat recht.
    Und irgendwie auch wieder nicht.
    »Deine Heimat«, sage ich nachdenklich.
    Er nickt. »Ja«, sagt er hart. »Meine Heimat. Das hier ist meine Heimat, eigentlich. Aber Deutschland istauch meine Heimat. Ich glaube, meine richtige Heimat.«
    Wir schweigen einen langen, sehr langen Moment. Ein Wagen kommt uns entgegen und blendet erst ab, kurz bevor er uns erreicht hat.
    »Warum hast du mitgemacht?«, frage ich schließlich.
    Aleks holt tief Luft. »Ich hab gedacht, ich muss«, sagt er nach einem Moment. »Meine Oma und ich … wir haben fast kein Geld mehr. Und ich wollte doch … ich möchte doch so gern weiter zur Schule gehen.«
    »Und dein Vater? Hat der auch kein Geld mehr?«
    Aleks’ Gesicht verschließt sich, als ich zu ihm hinübersehe. »Mein Vater hat sich vor fünf Monaten umgebracht«, sagt er knapp.
    »Was?« Schockiert sehe ich ihn an.
    Aleks nickt. »Er hat sich erhängt. Filip hat ihn gefunden. Oma war einkaufen, ich war in der Schule, und Filip und mein Vater wollten zusammen losfahren, einen Erntehelferjob suchen, das haben sie zu der Zeit jeden Tag gemacht. Aber er kam nicht zum Treffpunkt. Filip hat ihn dann gefunden, hinterm Haus, beim Holzunterstand.«
    »Oh«, sage ich. »Das … das ist schrecklich. Das tut mir leid.«
    Aleks zuckt mit den Schultern. »Mir auch«, sagt er und räuspert sich. Unsere Scheinwerfer erfassen einStraßenschild: Szeged  23 , Senta  35 . Weiter hinten sehe ich einen rötlichen Schein am Himmel. Wir nähern uns einer Ortschaft.
    »Vor einem Monat ungefähr«, sagt Aleks abrupt, »da kam Filip. Der ist tatsächlich ein Cousin von mir, aber einer um tausend Ecken rum. Wie das eben so ist. Na ja, er fragte, ob ich ein bisschen Geld dazuverdienen wolle in den Ferien. Und ich dachte, na ja, klar, unbedingt, denn wenn die Ferien vorbei sind, dann kann ich sonst nicht auf die Schule zurück, weil wir kein Geld mehr dafür haben. Also hab ich zugesagt.«
    »Und was solltest du machen?«, frage ich.
    »Rausfinden, was du so machst und wo du wohnst und so. Er hat mir deinen Namen aufgeschrieben und nur gesagt, dass du die Tochter eines Bekannten seist, der sie gern wiedersehen wolle. Na ja, und dann hab ich ein bisschen rumgegoogelt und dich natürlich gefunden. Und ich hab auch rausgefunden, dass du demnächst nach Ungarn auf Klassenreise fährst.«
    Ich erinnere mich: Klar, das hab ich gepostet, auf meiner Seite: Bald geht es los! Nächsten Sonntag auf nach Ungarn!
    »Aber ich bin doch gar nicht mit dir befreundet auf Facebook. Das hast du doch gar nicht sehen können!«
    Aleks wirft mir einen kurzen Blick zu. »Nein, nichtauf deiner Facebookseite. Aber es gibt ja noch mehr Möglichkeiten. Zum Beispiel deine Schulseite. Da stehst du mit vollem Namen und zig Kommentaren drauf.«
    Mann, bin ich blöd. Klar, er hat recht. Ich hab mich nicht zurückgehalten, kein Stück. Wir haben wie wild auf der Seite Kommentare hinterlassen, Birte, Daria und ich. Und die anderen auch.
    Tja, komisch. Bei Facebook achte ich genau auf meine Privatsphäre, aber ansonsten … Schön blöd von mir. Für einen Moment schäme ich mich.
    »Und dein Foto auf Facebook hab ich auch gesehen«, fügt Aleks hinzu. Er

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