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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
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pur.
    Ich schließe die Augen, und als ich sie wieder öffne, ist Aleks vom Feldweg in einen noch kleineren Weg abgebogen. Schaukelnd rumpelt der Lieferwagen über die Vertiefungen im Weg. Vor uns liegt eine mondbeschienene Wiese, auf der ein einzelner Baum seine Äste in den Nachthimmel streckt. Und dahinter schimmert ein wogendes Feld. Mondlicht glitzert auf den Ähren. In der Ferne sind Lichter zu sehen. Viele Lichter.
    Aleks fährt genau auf die Wiese zu und hält davor an. Vorsichtig stellt er den Motor aus. Plötzlich ist alles still.
    »Da ist die Grenze«, sagt Aleks. »Da musst du hin. Genau dahin, wo die Lichter sind.«
    Er weist mit dem Finger den Weg.
    Unsere Reise hat jetzt ein Ende. Meine Reise mit Aleks.
    Ich sollte froh sein. Warum bin ich das nicht?
    »Du gehst hin und sagst, wer du bist und dass du gekidnappt worden bist«, sagt Aleks ruhig und öffnet seine Tür. »Und dann werden sie dir helfen. Und übrigens  – du musst mich nicht rauslassen. Erzähl ihnen alles. Ist schon okay.«
    »Und du?«, frage ich, und meine Stimme klingt heiser.
    Aleks zuckt mit den Schultern. »Komm, wir steigen aus.«
    Er nimmt mir die Trauben ab, damit ich mir meinenRucksack aufsetzen kann, und dann gehen wir nebeneinander über die Wiese zu dem Baum hinüber. Jeder Schritt fällt mir schwer.
    Vielleicht, weil ich das Gehen nicht mehr gewohnt bin. Trotz meiner Kniebeugen.
    Fast muss ich lächeln.
    »Also dann«, sagt Aleks. »Ich …«
    Aber ich unterbreche ihn. »Komm, wir setzen uns noch ein bisschen hin.« Schnell hocke ich mich auf den Boden. Er ist kühl unter meinem Hintern, aber trocken und erstaunlich weich.
    Aleks lächelt schwach, dann setzt er sich neben mich. Und bietet mir die Trauben an.
    Ich pflücke eine und stecke sie mir in den Mund, und dann pflücke ich noch eine und halte sie wiederum ihm hin, und er lächelt mich an, bevor er sie nimmt.
    Gemeinsam sitzen wir da und essen die Trauben, ohne ein Wort zu sprechen. Der Mond scheint über uns, ab und zu rauscht der Wind in den Feldern ringsum, und ich verspüre einen Frieden, den ich mir kaum erklären kann.
    Jetzt, in diesen Momenten mit ihm neben mir, ist alles in Ordnung. Mir geht es gut.
    Aber ich spüre noch etwas.
    Sehnsucht.
    Nach ihm. Der neben mir sitzt.
    Als wir die Trauben aufgegessen haben, wirft Aleksdie Strünke fort, dann nimmt er meine Hand in beide Hände und sieht mich an.
    »Schade«, sagt er nur. Seine Augen sind sehr dicht. Schöne Augen. Traurige Augen.
    Ich nicke.
    Sagen kann ich nichts.
    Aleks hebt vorsichtig die Hände zu seinem Hals und nimmt sein Lederband ab. Dann sieht er mich fragend an, und als ich wortlos nicke, legt er es mir um.
    »Als Erinnerung«, sagt er leise.
    Ich muss schlucken.
    Und Aleks beugt sich vor und küsst mich auf den Mund.
    Ganz leicht. Und nur kurz.
    Seine Lippen sind weich.
    Weich und warm.
    Und mein Herz ist so rund und schwer wie der Mond.
    Gleichzeitig stehen wir auf.
    »Hier, übrigens«, sagt er und zieht etwas aus der Tasche. »Das gehört dir. Vielleicht, wenn du willst, wartest du noch ein paar Minuten, bis ich weg bin. Aber du musst nicht warten. Du kannst auch gleich gehen.« Er drückt mir etwas in die Hand, dann läuft er zum Wagen hinüber.
    Das, was da in meiner Hand liegt, ist mein Handy. Es ist ausgeschaltet. Ich mache es an.
    Dann sehe ich Aleks hinterher. Mein Herz klopft wie verrückt.
    Er ist schon beim Wagen angekommen und öffnet gerade die Tür.
    »Aleks!«, rufe ich.
    Aleks dreht sich um. Der Mondschein fällt auf sein Gesicht. Seine Augen sind sehr dunkel. Und unglaublich schön. Sogar aus der Entfernung.
    Einen langen Moment zögert er, dann kommt er zurück. Nimmt mich in den Arm.
    »In einem anderen Leben vielleicht«, flüstert er. »In einer anderen Welt.«
    Und dann küsst er mich noch mal.
    Und ich küsse ihn.
    Seine Lippen. So weich. Seine Zunge in meinem Mund. Seine Arme um mich. Und meine Arme um ihn.
    Eine Ewigkeit stehen wir so da, dann, schließlich, lassen wir uns gleichzeitig los.
    »Pass auf dich auf!«, sagt er rau, dann dreht er sich um und geht zum Wagen zurück. Der Motor stottert, dann brummt er gleichmäßig vor sich hin. Und dann heult er leise auf, als Aleks Gas gibt und wendet.
    Ich stehe still da, im Mondschein, irgendwo auf einer Wiese in einem fremden Land, und sehe zu, wie der Junge mit den schönsten, traurigsten Augen, die ich je gesehen habe, davonfährt.
    Der erste Junge, in den ich mich verliebt hab.
    Denn so ist es. Ich hab mich in Aleks

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