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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Zimmers heran. «Ich wollte dir nicht wehtun», sagte er und hob sie hoch. Ihre Arme und Beine hingen herab wie bei einer Puppe, als er sie auf den Stuhl setzte. Sie schmeckte Erbrochenes in der Kehle, und im nächsten Moment begann sich alles im Zimmer zu drehen.
    «Nicht bewusstlos werden», sagte Robert, doch sie fragte sich, wie er sie daran hindern wollte. Sara hatte noch nie das Bewusstsein verloren, aber es drehte sich alles in ihrem Kopf, vermutlich hatte sie eine Gehirnerschütterung.
    Sie atmete tief ein und aus. Nach einer Weile konnte Sara wieder scharf sehen, und ihr Magen beruhigte sich.
    «Geht’s wieder?», fragte Robert. Er hielt sie noch eine Weile im Arm, bis er sicher war, dass sie allein sitzen konnte. Er ließ sie nicht aus den Augen, während er ein Stück Klebeband abriss. Dann zog er ihren Strumpf nach unten und befestigte ihren Knöchel am Stuhlbein.
    Sara beobachtete ihn, doch sie konnte nichts tun, um ihn daran zu hindern.
    «Ich kann nicht ins Gefängnis», sagte er. «Ich dachte, ich könnte es, aber ich kann einfach nicht. Noch so eine Nacht überlebe ich nicht.»
    Er fesselte ihr zweites Bein, der Stuhl begann zu schaukeln. Saras Magen fing wieder zu rumoren an, doch Roberthielt den Stuhl fest. Dann hockte er sich vor sie hin und sah sie an. «Sag Possum, dass ich ihm Geld schicke, sobald ich in Sicherheit bin. Er hat sich für seinen Laden abgerackert, und ich lasse nicht zu, dass er ihn verliert, nur weil ich die Kaution in den Sand gesetzt habe.»
    Sara ruckelte an ihren Fesseln, das Klebeband schnitt ihr das Blut ab. «Robert, bitte, tu das nicht.»
    Er riss ein weiteres Stück Klebeband ab. «Leg die Hand auf die Armlehne.»
    Als Sara sich nicht bewegte, nahm er ihren Arm am Handgelenk und legte ihn auf die Lehne.
    «Ich kann das nicht», hauchte sie. «Ich kann nicht.»
    Er musterte sie neugierig, als würde sie überreagieren. Dann schlug er vor: «Wenn du versprichst, dass du nicht schreist, klebe ich dir den Mund nicht zu.»
    Sie brach wieder in Tränen aus. Für das kleine Zugeständnis war sie so dankbar, dass sie alles für ihn getan hätte.
    «Nicht weinen. Bitte», sagte er und trocknete ihr mit seinem Taschentuch die Tränen. Sie dachte an Jeffrey und sein Taschentuch, wie zärtlich er zu ihr war. Und musste noch mehr weinen.
    «Nein», flüsterte Robert, als wollte Sara ihn bestrafen. «Es wird nicht lange dauern. Hör auf, Sara. Ich tu dir doch nicht weh.» Er sah sie bestürzt an. «Du bist am Auge verletzt.»
    Sie blinzelte und merkte erst jetzt, dass sie Blut im Auge hatte.
    «Verdammt, es tut mir so Leid», sagte er und tupfte das Blut ab. «Ich wollte nicht, dass das passiert. Ich wollte nicht, dass irgendjemand verletzt wird.»
    Sie schluckte. Langsam kehrten ihre Kräfte zurück. Vielleicht würde sie doch noch vernünftig mit ihm redenkönnen. Vielleicht konnte sie ihn überreden mit dem Irrsinn aufzuhören. Sie würde ihm versprechen, nicht zu schreien, niemand zu rufen, und er würde ihren Arm freilassen.
    Robert faltete das Taschentuch zu einem ordentlichen Quadrat. Sie überlegte, wie sie ihm klar machen konnte, dass sie keine Bedrohung darstellte. «Ich sage Possum, dass du ihm das Geld schickst», sagte sie. «Was noch? Wem kann ich noch was ausrichten? Was ist mit Jessie?»
    Er steckte das Taschentuch wieder ein und griff nach dem Klebeband. «Ich habe versucht, ihr einen Brief zu schreiben, aber ich bin noch nie gut gewesen in solchen Sachen.»
    «Sie wird wissen wollen, was los ist», hakte Sara nach. «Sag mir, was ich ihr sagen soll.»
    «Jessie liebt mich nicht.»
    «Doch, das tut sie», beharrte Sara. «Ich weiß, dass sie dich liebt.»
    Er seufzte, dann riss er mit den Zähnen ein Stück Klebeband ab.
    Sara biss sich auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte.
    «Ich wollte, dass alles gut wird», sagte er und nahm ihr Handgelenk. Sara versuchte sich loszureißen, doch er drückte ihre Hand auf die Armlehne.
    Sie starrte seine Finger an, während er sie fesselte, und spürte Verzweiflung in sich aufwallen, bis sie kaum Luft bekam.
    Er lehnte sich wieder zurück. «So schlimm ist es doch gar nicht.» Dann streckte er die Hand aus und berührte ihren Mund. «Du hast dir auf die Lippe gebissen», stellte er fest. Sara zuckte unter seiner Berührung unwillkürlich zurück.
    «Ich bin nicht der, für den du mich hältst», sagte er. «Ich habe sie wirklich geliebt.»
    «Bitte, lass mich gehen», flehte Sara.
    Er rieb sich mit den Händen die Oberschenkel.

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