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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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letzte Mal.»
    «Was hat sie getan?»
    «Sie hat Zeter und Mordio geschrien», sagte er. «Ich hab mich noch nie im Leben so geschämt. Von dem Blick, mit dem sie uns ansah, war mir wochenlang schlecht. Als wärenwir der letzte Dreck. Verdammt, wir waren der letzte Dreck. Dan ist abgehauen. Hat einfach die Stadt verlassen. Er konnte mein Gesicht nicht mehr sehen.»
    «Hast du sie deswegen umgebracht?»
    Er sah verletzt aus, als hätte sie ihn beleidigt. «Wenn du das glauben willst, bitte.»
    «Ich will die Wahrheit wissen.»
    Er starrte sie an. «Nein», sagte er dann. «Ich habe sie nicht umgebracht. Eine Zeit lang dachte ich, Jeffrey ist es vielleicht gewesen, aber   …» Er schüttelte den Kopf. «Jef frey hat es auch nicht getan. Hier in der Stadt gibt es wahrscheinlich eine ganze Reihe von Typen, die sie aus dem einen oder anderen Grund gehasst haben, aber er nicht.»
    «Vergewaltigt hasst du sie auch nicht.»
    «Nein. Sie wollte mich nur quälen mit dem verdammten Gerücht. Sie dachte wohl, um mich zu verteidigen, müsste ich die Wahrheit sagen.» Er machte ein grimmiges Gesicht. «Aber das hätte ich niemals getan. Lieber wäre ich gestorben.»
    Sara musste fragen. «Und Jeffrey?»
    «Sie dachte, wenigstens für ihn würde ich mich outen. Ein schöner Freund bin ich gewesen, was? Hab die Leute glauben lassen, Jeffrey hätte sie vergewaltigt, nur um mein schmutziges Geheimnis zu bewahren.» Er schwieg kurz, dann sagte er eindringlich: «Es ist mein Ernst, Sara. Ich würde lieber sterben, als dass es rauskommt.»
    Er sah ihr in die Augen, und Sara verstand die Drohung.
    Sie musste dafür sorgen, dass er weiterredete. «Hast du deswegen behauptet, du hättest Luke getötet?»
    Robert starrte sie schweigend an. Dann sagte er: «Es ist alles wieder von vorn losgegangen.»
    «Was meinst du damit?»
    «Er hat es gewusst», sagte er. «Der eine sieht es dem anderen wohl an.»
    «Luke?»
    «Eines Nachts hatte ich ihn hinten im Wagen. Er hatte im Bowling-Center Ärger bekommen.» Robert sah wieder aus dem Fenster. «Es war kalt, und ich habe ihm meine Jacke gegeben. Dann hat eins zum anderen geführt. Ich weiß nicht mehr genau, wie es passiert ist   … Nur dass es sich gut angefühlt hat. Am nächsten Tag habe ich mich dafür umso beschissener gefühlt.»
    Sara sah ihm die Qualen an. Trotz ihrer Lage tat er ihr Leid.
    «Ich weiß nicht wie, aber irgendwie hat er meine Letterman-Jacke behalten. Vielleicht hat er sie aus dem Wagen geklaut, als ich nicht aufgepasst habe. Egal, jedenfalls steht da mein Namen drauf, dick und fett. Am nächsten Morgen hat er mich auf dem Revier angerufen. Er hat gesagt, er würde sie tragen und jedem erzählen, dass er meine Freundin wäre.» Robert schnaubte entrüstet. «Er ist mir nachgelaufen, hat kokettiert wie ein verfluchtes Mädchen.» Verkniffen starrte er auf seine Hände.
    «Du hättest ihm nur sagen müssen, dass er dich in Ruhe lassen soll», warf Sara ein. «Keiner hätte ihm geglaubt.»
    «So läuft das hier nicht», entgegnete er, und tief im Innern verstand sie, dass er Recht hatte. Klatsch war das Lebenselixier in einer kleinen Stadt wie Sylacauga. Selbst das absurdeste Gerücht war mehr wert als die langweilige Wahrheit des grauen Alltags.
    Sie fragte: «Was ist passiert, Robert?»
    Er ließ sich Zeit mit der Antwort. Die Wahrheit musste für ihn viel schrecklicher sein als die Lüge, die er seit Tagen erzählte. «Ich war schwach. Ich sehnte mich nach jemanden,der mich tröstete, bei dem ich mich normal fühlte.» Er sah Sara wieder in die Augen, als erwartete er jeden Moment, dass sie ihn beschimpfte. «Ich habe ihn angerufen, ihn gebeten vorbeizukommen. Ich habe gesagt, ich will, dass er mich vögelt. Wie gefällt dir das? Du weißt, was wir getan haben, oder? Uns in den Arsch gevögelt, wie zwei verdammte Tunten.»
    Sara blieb ruhig.
    «Ich habe ihn gehasst», sagte er, und sie hörte seiner Stimme an, dass er es ernst meinte. «Es war, als würde ich mich selbst im Spiegel sehen. Die hässliche Wahrheit.» Dann flüsterte er in sich hinein: «Verfluchte Tunte. Schwuchtel.»
    «Und deshalb hast du ihn umgebracht?»
    Draußen parkte ein Wagen, und sie warteten ab, während die Autotür zuschlug. Sekunden später hörten sie, wie Nells Nachbar nach Hause kam. Falls er merkte, dass seine Hunde fort waren, schien es ihn nicht zu kümmern.
    Sara fragte: «Robert?»
    Wieder schwieg Robert, bevor er antwortete. «Jessie hat uns erwischt», sagte er schließlich. «Sie

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