Schattenblume
Boxershorts wirkte er wie jemand, der es nicht gewohnt war, Befehle entgegenzunehmen.
Jeffrey sah Sara in die Augen, dann fragte er: «Was ist passiert, Bobby?»
Roberts Mund bewegte sich, dann brachte er heraus: «Er ist tot, oder?»
Jeffrey stand zwischen ihm und der Leiche. «Was ist passiert?»
Jetzt ergriff Jessie das Wort, sie redete hastig und zeigte aufs Fenster. «Hier», sagte sie, «hier ist er reingekommen.»
Jeffrey ging an der Wand entlang zum Fenster und spähte hinaus, ohne etwas anzufassen. «Das Fliegengitter ist draußen.»
Robert stöhnte vor Schmerz, als Sara sein Hemd hochschob. Doch er half ihr, das Hemd über den Kopf zu ziehen, damit sie die Wunde untersuchen konnte. Als sie seinen Bauch vorsichtig abtastete, fluchte er zwischen den Zähnen und knetete das Hemd in den Händen. Blut tropfte in den Bund seiner Boxershorts, und er drückte das Hemd auf die Wunde, um das Blut zu stillen, bevor Sara Zeit hatte, sich die Verletzung genau anzusehen. Als er sich abwandte, sah sie etwas weiter oberhalb in seinem Rücken die Austrittswunde. Die Kugel steckte hinter ihm in der Wand, um das Loch war ein Kranz winziger Blutströpfchen.
«Bob», sagte Jeffrey jetzt strenger. «Komm schon. Was ist passiert?»
«Ich weiß es nicht», sagte Robert, er bohrte sich das Hemd förmlich in die Wunde. «Er ist einfach …»
Jessie unterbrach ihn. «Er hat auf Bobby geschossen.»
«Er hat auf dich geschossen?», wiederholte Jeffrey, er wollte die Geschichte von Robert hören. Er klang wütend. Er sah sich im Zimmer um, wie um die Szene im Kopf zu rekonstruieren.
Jeffrey zeigte auf die Kugel, die auf der anderen Seite des Betts in der Wand steckte. «Ist das deine Kugel oder seine?»
«Seine», sagte Jessie schrill. Ihrem Verhalten entnahm Sara, dass sie kaschieren wollte, wie high sie war. Sie schwankte wie ein Baum im Wind, und ihre Pupillen waren so groß, dass ein Sonnenstrahl sie wahrscheinlich sofort blind gemacht hätte.
Jeffrey brachte Jessie mit einem Blick zum Schweigen. «Robert, sag mir, was passiert ist.»
Doch Robert schüttelte nur den Kopf, die Hand fest auf die verletzte Seite gepresst.
Jeffrey schrie: «Herrgott nochmal, Robert, lass uns die Geschichte auf die Reihe kriegen, bevor jemand kommt und sie aufnimmt.»
Sara wollte ihm helfen. «Sag uns einfach, was passiert ist.»
«Bob?» Jeffrey wurde immer wütender.
Sara versuchte es auf die sanfte Tour. «Am besten setzt du dich erst mal hin.»
«Am besten macht er verdammt nochmal den Mund auf», fluchte Jeffrey.
Doch Robert sah nur seine Frau an, die Lippen aufeinander gepresst. Er schüttelte den Kopf, und Sara dachte einen Moment, sie hätte Tränen in seinen Augen gesehen. Jessie dagegen stand einfach nur da, immer noch leicht schwankend, den Bademantel eng um sich gezogen, als wäre ihr kalt. Wahrscheinlich würde sie erst am Morgen begreifen, wie knapp die beiden heute Nacht dem Tod entgangen waren.
«Er ist durchs Fenster gekommen», erklärte Robert schließlich. «Er hat Jess bedroht. Hat ihr die Pistole an den Kopf gehalten.»
Jessies Miene war unergründlich. Selbst aus der Entfernung sah Sara, dass Jessie Schwierigkeiten hatte, der Geschichte zu folgen. Auf dem Boden lagen mehrere offene Medikamentenröhrchen, die wahrscheinlich vom Nachttisch gefallen waren. Auch die dreieckigen weißen Tabletten waren blutbespritzt. Auf dem dicken Teppich sah Sara Jessies verschmierte Fußabdrücke. Sie musste an der Leichevorbei zum Fenster gerannt sein. Sara fragte sich, was wohl in ihr vorgegangen war. Hatte sie versucht zu fliehen, während ihr Mann sein Leben verteidigte?
Jeffrey fragte noch einmal: «Was ist also passiert?»
«Jessie hat geschrien, und ich habe …» Roberts Blick wanderte zu dem Toten auf dem Teppich. «Ich habe ihn zurückgestoßen, er ist umgefallen … und dann hat er auf mich geschossen – auf mich geschossen – und ich …» Er versuchte seine Gefühle in den Griff zu bekommen.
«Es sind drei Schüsse gefallen», erinnerte sich Sara. Sie sah sich um und versuchte, das, was sie draußen gehört hatte, mit Roberts Bericht in Einklang zu bringen.
Robert starrte den Toten an. «Seid ihr sicher, dass er tot ist?»
«Ja», sagte Sara. Ihn anzulügen hätte niemandem geholfen.
«Hier –» Anscheinend versuchte Jeffrey Robert von der traurigen Wahrheit abzulenken. Er zeigte auf die Kugel in der Wand neben dem Bett. «Hat er das erste Mal vorbeigeschossen?»
Robert schluckte. Sara sah,
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