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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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paar Sekunden später klingelte Nick Sheltons Telefon. Er klappte es auf, hörte zu, klappte es wieder zu.
    «Die Kavallerie ist da», verkündete er, doch ihm war keine Erleichterung anzuhören. Er bedeutete Lena und Frank ihm zu folgen, und so machten sie sich zu dritt auf den Weg zum Medical Center. Auf der Straße herrschte eine Hitze wie in der Sauna.
    Lena fragte Nick: «Können wir irgendwas tun?»
    Er schüttelte den Kopf. «Das ist jetzt nicht mehr unsere Show. Wir haben nichts mehr zu sagen.»
    Lena versuchte Franks Geschichte zu überprüfen. «Du warst mit der Frau in der Ausbildung?»
    Seine Antwort war kurz. «Nicht lange.»
    «Ist sie gut?», hakte Lena nach.
    «Sie ist eine Maschine», sagte Nick, aber es klang nicht wie ein Kompliment.
    Nick ging voraus, als sie schweigend die Läden auf derMain Street passierten. In weniger als fünf Minuten erreichten sie die Klinik, doch bei der Hitze und Anspannung kam es ihnen vor wie eine Ewigkeit. Lena wusste nicht genau, was sie erwartet hatte, doch die elegant gekleidete Frau, die jetzt aus dem Hintereingang der Klinik kam und zielstrebig auf sie zumarschierte, überraschte sie. Hinter ihr gingen drei stämmige Männer des Georgia Bureau of Investigation im obligatorischen blauen Hemd zur Khakihose. Sie trugen riesige Glocks im Holster und bewegten sich wie Gorillas. Ihre Anführerin war etwa eins sechzig und zierlich, doch sie schritt mit dem gleichen herrischen Gang auf Nick zu.
    «Schön, dass du kommen konntest.» In Nicks Stimme lag ein Anflug von Resignation. Zu Frank und Lena sagte er: «Das ist Dr.   Amanda Wagner. Sie ist die leitende Verhandlungsführerin des GBI. Sie macht den Job länger als sonst irgendwer in Georgia.»
    Wagner beachtete die beiden anderen kaum, als sie Nicks Hand schüttelte. Offenbar hielt sie es nicht für nötig, die drei Männer vorzustellen, die sie begleiteten, und denen schien es nichts auszumachen. Aus der Nähe wirkte sie älter, als Lena zuerst geschätzt hatte, wahrscheinlich war sie Mitte fünfzig. Sie hatte die Nägel farblos lackiert und war sparsam geschminkt. Der schlichte Diamantring an ihrem Finger war der einzige Schmuck, den sie trug, dafür hatte sie einen Haarschnitt von der Sorte, die man ewig föhnen musste. Und doch hatte ihr Auftreten etwas Beruhigendes. Lena dachte, was immer zwischen Nick und der Verhandlungsführerin vorgefallen war, es musste etwas Persönliches gewesen sein. Egal, was Frank sagte, Amanda Wagner machte alles andere als einen zimperlichen Eindruck. Im Gegenteil, sie schien durch und durch kämpferisch.
    Wagner fragte Nick mit einem kultivierten Südstaaten-Akzent: «Wir haben zwei erwachsene männliche Schützen, schwer bewaffnet, mit sechs Geiseln, drei davon Kinder, korrekt?»
    «Korrekt», sagte Nick. «Telefonanlage und technische Geräte unter Kontrolle. Wir hören die Mobiltelefone ab, aber sie versuchen nichts dergleichen.»
    «Hier lang?», fragte sie. Nick nickte, und sie machten sich auf den Weg zurück zur Reinigung. «Hat man den Wagen gefunden?»
    «Wir sind noch dran.»
    «Ein- und Ausgänge?»
    «Gesichert.»
    «Scharfschützen?»
    «Standardformation von sechs Punkten.»
    «Minicams?»
    «Wir brauchen eure.»
    Sie sah sich um, und schon hatte einer ihrer Männer das Handy herausgezogen. Sie fuhr fort. «Was ist mit den Gefängnisinsassen?»
    «Wurden nach Macon evakuiert.»
    Über ihnen hob der Helikopter ab, der sie hergebracht hatte. Wagner wartete, bis das Brüllen der Rotoren verklang, dann fragte sie: «Habt ihr Kontakt aufgenommen?»
    «Ich habe einen meiner Männer ans Telefon gesetzt. Aber sie sind noch nicht rangegangen.»
    «Ist er für Verhandlungen ausgebildet?», fragte Wagner, obwohl sie die Antwort erriet. Als Nick den Kopf schüttelte, sagte sie trocken: «Hoffen wir, dass sie nicht rangehen, Nicky. Meistens wollen sie während der gesamten Belagerung ein und denselben Verhandlungspartner. Ich dachte, das hättest du gelernt.» Sie wartete, doch alsNick schwieg, schlug sie vor: «Vielleicht könntest du ihn aufhalten und mir die Nummer besorgen?»
    Nick nahm sein Funkgerät vom Gürtel. Er ging voraus und gab den Befehl weiter. Als er die Nummer der Wache laut wiederholte, tippte einer der Männer aus Wagners Team die Zahlen in ein Handy und hielt es sich ans Ohr.
    «Wer ist drin?», fragte sie, als sie sich wieder in Bewegung setzten. «Gib mir noch einmal die Fakten.»
    Wie ein braver Schüler zählte Nick die Geiseln an den Fingern ab. «Marla

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