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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Chor düsterer Stimmen. Dann glitten die Boote durch das Gestein. Durch Moos. Durch uraltes Mauerwerk. Wurden von der Wand verschluckt …
    Der Schwan blieb zurück. Wütend schlug er mit den Flügeln um sich und kreischte vor Enttäuschung. Die Staker hatten ihn abgehängt.
    Stiefel knallten auf den Steinstufen; der Hall eilte ihnen bis zum Ende der Treppe voraus. Unten lag ein Gewölbe - der Gefängniskeller des Ostflügels. Vor einer Tür hielten mehrere kaiserliche Gardisten Wache. Sie hatten die Schwerter gezückt, lauschten den Schritten der Herabstürmenden.
    »Das kann nicht die Ablösung sein«, raunte einer. »Irgend etwas stimmt hier nicht … haltet Euch bereit.« Er spähte zum Treppenabsatz empor - und schreckte zurück. Grünglimmende Säbel, leuchtende Gewänder: eine Gruppe Anub-Ejan-Mönche eilte die Stufen herab. Der Gardist zählte ein knappes Dutzend. Als sie ihn erblickten, blieben sie stehen und hoben die Säbel.
    »Arphater!« fluchte der Gardist. »Was habt ihr hier unten zu suchen? Dieser Teil des Palastes untersteht der Garde des Kaisers.«
    Eine Frau zwängte sich zwischen den Mönchen hindurch. Es war die Kaiserin. Inthara von Arphat trug das grellgelbe Tuch der Anub-Ejan; auch in ihrer Hand blitzte ein Säbel. »Und die Garde des Kaisers sollte dessen Gemahlin mit Ehrfurcht begegnen. Geh zur Seite!«
    Ihr Tonfall war herrisch. Der Gardist zögerte. »Kaiserin … ich darf Euch nicht durchlassen. Niemand darf ohne Erlaubnis die Zelle des Goldei betreten.«
    »Willst du mich zum Narren halten?« Entschlossen schritt Inthara die letzten Stufen herab. »Die Kaiserin von Sithar benötigt keine Erlaubnis - sie erteilt Erlaubnisse. Und ich erlaube dir, wegzutreten.« Der Gardist blickte sich verunsichert nach seinen Kameraden um. Die Arphater waren in der Überzahl, und er wagte es nicht, Inthara ein zweites Mal zu widersprechen. Schließlich ließ er das Schwert sinken; seine zaghafte Drohung, den Vorfall beim Kaiser zu melden, machte auf die Arphater wenig Eindruck. Sie nahmen im Gewölbe Aufstellung und zwangen den Gardisten, den Kerker aufzuschließen.
    Ejo, der eine Fackel in den Händen hielt, trat an Intharas Seite und leuchtete die Zelle aus. Gräßlicher Gestank schlug ihnen entgegen. Auf einem Lager aus verfaultem Stroh kauerte Quazzusdon; der Goldei war an der Wand festgekettet. Er sah entsetzlich aus; sein Körper von Wunden gezeichnet, das Maul zertrümmert, die Zähne bis zum Grund abgeschliffen. Die Sitharer waren nicht sehr sanft mit dem Anführer der Goldei umgegangen. Quazzusdon hob den Kopf und starrte mit seinen schwarzschillernden Augen die Königin an. »Arphats Herrscherin … wagst dich tatsächlich hierher. Warum nur? Hast meine Worte in Praa nicht vergessen?« Der Säbel in Intharas Hand zitterte. »Verspotte mich nicht, Echse. Du weißt, was in Praa geschehen ist; du hast es gewiß aus den Sphärenströmen herausgelesen.« Die Säbelspitze näherte sich Quazzusdons Kehle. »Dein Gefolge hat mein Heer besiegt und Praa eingenommen. Unzählige wurden getötet und vertrieben.«
    Der Goldei schien ungerührt. »Hast meine Warnung gehört, als ich dich in Praa aufsuchte. Wer sich unterwirft, hat nichts zu befürchten. Wer sich widersetzt, der stirbt. Hattest die Wahl, dein Volk zu beschützen; doch du wähltest den Krieg.« Seine Stimme klang matt. Nun erst bemerkte Inthara den Nebel, der Quazzusdons Schuppenhaut umspielte; von ihm ging eine angenehme Kühle aus.
    »Arphat wird sich niemals unterwerfen«, ließ der Große Ejo verlauten. »Straft die Echse für ihre frechen Worte, Herrin - und für die Untaten, die diese Biester angerichtet haben.«
    »Zuerst will ich erfahren, was er über das Verlies der Schriften zu sagen hat. Sprich, Quazzusdon - was weißt du über die Quelle von Vara? Wollt ihr Goldei auch sie erobern?«
    »Alle Quellen müssen befreit werden. Könnt es nicht verhindern. Noch sind die wichtigsten in eurer Hand. Der Spiegel. Die Klaue. Das Auge. Die Mauer. Der Stein.« Der weiße Nebel kroch an Intharas Säbelklinge empor. »Und das Verlies … Drafur befahl uns, die Quelle von Vara als letzte einzunehmen. Müssen sie zerstören. Sie gefährdet den Frieden, den wir mit euch suchen.«
    Inthara zog den Säbel ein kleines Stück zurück. »Ihr wollt also Vara auslöschen - und dies auf Befehl eures Herrn, den ihr Drafur nennt. Schon in Praa hast du mir seinen Namen genannt, ohne Greifbares über ihn zu erzählen.«
    »Ist nicht greifbar. Drafur spricht aus

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