Schattenbruch
Die Goldei errangen mit ihren magischen Kräften den Sieg. Praa wurde besetzt, und die Wispernden Felder befinden sich in der Gewalt der Echsen. Der Krieg ist verloren.«
Der Große Ejo trat einen Schritt vor. Sein Gesicht war wutverzerrt. »Nun seht Ihr es, Herrin: unser Bündnis mit den Sitharern war zwecklos. Laßt uns nach Arphat zurückkehren, um den Rest des Landes zu verteidigen. Wir müssen die Kriegerorden im Osten sammeln und Praa zurückerobern - und wenn dies Arphats Untergang bedeutet, so ist es der Wille der Götter.«
Intharas Blick war noch immer auf den Boten gerichtet. »Wir können die Goldei nicht aufhalten. Der Kampf entscheidet sich nicht in einer weiteren Schlacht; er entscheidet sich hier, in Vara. Es ist alles so geschehen, wie Sai'Kanee es vorausgesagt hat: Unser Heer wurde vernichtet, die Goldei erobern Quelle um Quelle, und die Zauberer können ihrer Magie nichts entgegensetzen. Unsere einzige Hoffnung richtet sich auf das Verlies der Schriften, wo Sai'Kanee für unsere Rettung kämpft.« »Wollt Ihr Euch auf die losen Worte einer Kubeth-Priesterin verlassen, auf magisches Blendwerk und unbewiesene Legenden?« Der Große Ejo legte entschlossen die Hand auf den Säbelgriff. »Ich bin bereit, für Arphats Ruhm in den Tod zu gehen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. In dieser verkommenen Stadt will ich nicht zugrunde gehen. Denkt daran, Herrin - nun, da das Heer geschlagen wurde, ist auch unser Bündnis mit dem Kaiserreich hinfällig. Es gibt für das Kind Uliman keinen Grund mehr, Euch in Vara zu dulden. Es wird Euren Zustand als Vorwand nehmen, um die Ehe für ungültig zu erklären; sein Wahnsinn könnte gar zu einem neuen Blutbad in Vara führen. Ihr wißt, wie der Krämerkaiser mit seinen eigenen Fürsten verfuhr.« »Ihr habt recht, Schechim - Uliman wird keine Rücksicht mehr auf das Bündnis nehmen. Auch er weiß, daß die Tore des Verlieses geöffnet wurden, und wird versuchen, all seine Widersacher in der Stadt rechtzeitig auszuschalten. Wir müssen in jeder Stunde mit seinem Verrat rechnen. Laßt uns die Zeit nutzen!« Intharas Hand wanderte zu ihrem angeschwollenen Bauch. »Habt Ihr Baniter Geneder ausfindig gemacht, Schechim? Ihm darf nichts geschehen, wenn in Vara das Chaos ausbricht. Wo hält Uliman ihn versteckt?«
Ejos Gesichtszüge wirkten wie versteinert. »Wir konnten den Luchs von Ganata nicht ausfindig machen. Die Gerüchte, daß er am Leben ist, sind falsch!«
»Das sind sie nicht! Uliman selbst hat es zugegeben.« Intharas Augen funkelten. »Ich weiß, wie sehr Ihr dem Fürsten mißtraut, Ejo. Als die Nachricht von seiner Ermordung umherging, konntet Ihr Eure Genugtuung kaum verbergen.«
»Der Luchs brachte damals einen Giftmörder nach Praa, und er log, als er Euch Akendors Hand aufschwatzte.« Noch immer verfluchte sich der Schechim dafür, Baniter Geneder über den Nebelriß nach Arphat gelassen zu haben. Seine Hoffnung, daß Baniter dem kaiserlichen Attentat zum Opfer gefallen wäre, hatte sich ebenso zerschlagen wie der Versuch, die Liebschaft mit Hilfe der Gattin des Fürsten zu hintertreiben. Als Jundala Geneder damals im Palastgarten umhergeschlichen war, hatte Ejo den wachhabenden Anub-Ejan befohlen, sie nicht aufzuhalten. So hatte Jundala das Gespräch zwischen der Königin und Sai'Kanee belauschen können und von Intharas Schwangerschaft erfahren; doch bevor die Fürstin das Ende der Romanze herbeigeführt hatte, war sie in den wirren Tagen nach dem Fürstenmord spurlos verschwunden. Vielleicht hatte Baniter sie selbst beseitigen lassen, um seine Affäre mit der Königin fortsetzen zu können - Ejo traute ihm alles zu. »Warum habt Ihr diesem Heuchler die größte Ehre erwiesen, die einem Sterblichen zuteil werden kann?«
»Das würdet Ihr nicht verstehen.« Inthara bedeutete dem vor ihr knienden Boten, sich zu entfernen. »Das Schicksal hat ihn für mich ausersehen. In Praa verliebte ich mich in Baniter, und Sai'Kanee erkannte darin das Zeichen der Götter.«
»Sai'Kanee ist eine Priesterin des Todesgottes! Die Zeichen, die Kubeth offenbart, kündigen nur Verderbnis an.« »Sie weiß mehr, als Ihr glaubt. Sai'Kanee hat die Geheimnisse der Sphäre studiert. So konnte sie in Erfahrung bringen, daß Arphats Schicksal sich in Vara entscheidet, im Verlies …«
Davon wollte Ejo nichts hören. »Sai'Kanee ist dort unten mit Dämonen im Bunde. Dieses Wesen namens Glam, das uns jenes silberne Kästchen überreichte, war von übler Natur. Ich beschwöre
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