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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Menschen aus Praa verjagt, damit die Goldei die Quelle übernehmen können. Nun forderst du mich auf, die Sphäre zu verlassen und ein Tor zu suchen, das du in den Höhlen des Spektakels verankert hast. Das Tor der Tiefe - ich habe Darsayn und Benris oft von ihm reden hören. Durch diese Pforte kamst du in das Spektakel und schufst das Gefüge. Nun soll ich deinen Weg zurückverfolgen … ja, ich will es tun, Drafur. Wir sind eins. Mein Körper gehört dir.« Der Blick des Wandelbaren fiel auf die Bosnickel. »Führt mich zum Tor, ihr Rochengeister.«
    Die Bosnickel sprangen eifrig zum Höhlenausgang. Laghanos aber blickte zu den singenden Drähten an der Höhlendecke auf. »Nun verstehe ich deine Magie. Wohin ich auch gehe - ich kann nach ihr greifen, die Beschlagenen zur Hilfe rufen und jeden Feind zerschmettern … und dir dann meinen Körper endgültig überlassen, wenn die Wandlung der Welt beginnt.«
    Er folgte den Bosnickeln, die mit schrillen Pfiffen durch die Gänge stürmten; und das Summen des Gefüges begleitete ihn.
    Das Haus des Kerzenziehers lag im Westteil von Vara, in der Nähe des Hafens; ein Ziegelsteingebäude mit breitem Schornstein, aus dem Tag und Nacht Wachsdämpfe gen Himmel aufstiegen. Sechs Männer arbeiteten in der Werkstatt, denn der Bedarf an Kerzen war gewachsen, seit die Flammenhüter nicht mehr alle Feuerkörbe in der Stadt mit Öl füllten. Sie mieden die ärmeren Viertel, denn dort waren in den vergangenen Wochen mehrere Flammenhüter tot aufgefunden worden. Wer sie ermordet hatte, wußte niemand; doch die leeren Augenhöhlen der Opfer kündeten von einem gräßlichen Tod.
    Fäuste schlugen gegen die Tür der Werkstatt. Der Kerzenzieher, ein junger Mann mit rundlichem Gesicht, öffnete die Klappe des Gucklochs und spähte auf die Gasse hinaus.
    »Wer da?«
    »Die Männer der Zuversicht«, raunte es ihm entgegen, »das Gefolge der Glut.«
    Der Kerzenzieher erkannte drei Männer; sie schlugen ihre Kapuzen zurück, zeigten die weißen Stirnbänder. Rasch öffnete der Kerzenzieher die Tür und ließ sie ein.
    »Ich habe euch erwartet«, sagte er leise. »Eure Botschaft erreichte mich vor drei Tagen. Ich war erleichtert, ein Zeichen aus Thax zu erhalten. Viele von uns glaubten schon, der Auserkorene habe uns vergessen.« Der Anführer der Gruppe - ein schlanker Mann, jünger noch als der Kerzenzieher - nickte. »Ich weiß, wir haben euch lange im Unklaren gelassen, was im Brennenden Berg vor sich geht. Doch wir dachten stets an unsere Gefährten in den übrigen Fürstentümern, die für Nhordukael kämpften und starben.«
    »In Vara sind nur wenige von uns mit dem Leben davongekommen. Viele erlagen bei der Verteidigung des Doms der Zauberkunst des Kaisers. Die anderen wurden vom Klippenorden aus der Stadt gejagt. Wir sind insgesamt kaum ein Dutzend, die im verborgenen auf die Rettung warten.« Der Kerzenzieher packte den Arm des Jünglings. »Du bist Drun, nicht wahr? Dich hat Nhordukael ausgewählt, um die Weißstirne anzuführen … es ist mir eine Ehre, dich in meinem Haus zu beherbergen.« Drun warf einen Blick in die Werkstatt; über schwelenden Kohlenfeuern hingen Wannen mit flüssigem Wachs. Die Gehilfen des Kerzenziehers hatten in ihrer Arbeit innegehalten, sie beobachteten die Ankömmlinge neugierig. »Kann man deinen Leuten trauen?«
    »Sie sind allesamt Weißstirne! Ich bürge für jeden.«
    Drun zögerte. »Nun gut … ich hoffe, du täuschst dich nicht in ihnen. Denn was ich dir mitzuteilen habe, muß unter allen Umständen geheim bleiben.« Er deutete auf die Tür. »Ich bin nicht allein gekommen. Er sandte mich voraus, um deine Werkstatt auszukundschaften. Nun, da keine Gefahr droht, will ich ihn holen.« Der Kerzenzieher runzelte die Stirn. Drun öffnete die Tür, winkte in die Dunkelheit. Ein vierter Mann schritt nun auf die Werkstatt zu; er hatte die Kapuze tief in sein Gesicht gezogen. Seine Hände waren mit Verbänden umwickelt. Er ging stockend, als wäre er verletzt. Einer der Weißstirne nahm ihm den Mantel ab, die anderen stützten ihn. Nun sah der Kerzenzieher, daß auch Gesicht und Oberkörper des Fremden mit Verbänden umwickelt waren. Zwischen den ölgetränkten Lappen kroch feiner Rauch empor; und als der Fremde den Kopf hob, blickte der Kerzenzieher in zwei flammende Augen.
    »Nhordukael …« Er brach auf die Knie. »Der Auserkorene ! Dann … dann ist die Rettung nah.« »Steh auf«, ermahnte ihn Drun. »Nhordukael wünscht es nicht, daß wir vor ihm

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