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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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niederknien.« Hastig erhob sich der Kerzenzieher, doch er konnte seine Erregung kaum verbergen.
    »Er ist erschöpft«, fuhr Drun fort. »Vor einer Woche kehrte er aus der Sphäre zu uns zurück. Er hat schwere Verletzungen erlitten.«
    »Aber … aber warum hat er den Brennenden Berg verlassen?« stotterte der Kerzenzieher.
    Nun erhob Nhordukael die Stimme. Müde drangen seine Worte zwischen den Binden hervor. »Die Kraft der Quelle schwindet. Ich … konnte sie nicht länger unter Kontrolle halten.«
    »Habt Ihr sie aufgegeben? Sind die Goldei etwa schon in unser Reich eingedrungen?«
    Nhordukaels Augen flackerten. »Nein … ein anderer Feind setzt mir zu … die Bathaquar! Der Angriff gegen den Brennenden Berg wurde … von Vara aus geführt. Jemand … bedient sich der Quelle dieser Stadt, um mir das Auge der Glut … zu entreißen.« Er atmete ein, und die Luft um seinen Mund flirrte vor Hitze. »Es bleibt nur wenig Zeit; das Auge der Glut wird aus den Grenzen ausbrechen, wenn ich nichts unternehme. Ich … muß in das Verlies der Schriften hinabsteigen. Dort sitzt der Stachel, der mich vergiften will.« Er schleppte sich zu den Kohlenfeuern und hielt die Hände über die Flammen. »Sprich, mein Freund - was weißt du über den Silbernen Dom? Wird er noch von den Klippenrittern bewacht?«
    Der Kerzenzieher schüttelte den Kopf. »Die Klippenritter verließen die Stadt, nachdem der Kaiser die Fürsten ermordet hatte. Seitdem ist nichts mehr, wie es war. Der Dom wird nun von der Kaisergarde bewacht. Niemand darf ihn betreten. Man erzählt sich, daß der falsche Hohepriester in die Katakomben hinabschritt und dort umkam.«
    »Nein, Bars Balicor lebt.« Nhordukael grub gierig seine Hände in die glühenden Kohlen. »Er ist ebenso wie der Kaiser ein Diener der Bathaquar. Diese wahnsinnigen Zauberer glauben, sie könnten sich der Wandlung der Sphäre entziehen … doch so spielen sie nur Sternengänger in die Hände, fördern seinen Sieg, ohne es zu wissen oder zu wollen.«
    »Sternengänger?« Fragend blickte der Kerzenzieher auf den Auserkorenen. »Was meint Ihr damit?« »Ich … bin müde. Laß mich ein paar Tage Kraft schöpfen, bis meine Wunden geheilt sind. Dann müßt ihr mich zum Dom begleiten …«
    Nhordukael schloß die Augen, genoß die Hitze der Glut und den Duft des flüssigen Wachses. Zwar richtete der Kerzenzieher noch mehrere Fragen an ihn, doch Nhordukael hörte sie nicht; seine Sinne verschmolzen mit der Äußeren Schicht der Quelle von Vara. Ihre Sphärenströme waren kälter und ruhiger als jene des Brennenden Berges, und er spürte die Fremdheit ihrer Magie.
    Mit Schaudern dachte er an den Augenblick zurück, als er das Auge der Glut verlassen hatte. Es
riß mich aus der Sphäre zurück, rettete mich vor den silbernen Klauen … dann tauchte ich aus der Glut.
Es war schrecklich gewesen, sich von der Quelle zu lösen, aus der Lava zu treten und Luft zu atmen - eisige Luft … Noch immer stach jeder Atemzug in Nhordukaels Kehle. Die Magie der Sphäre hatte seinen Körper verwandelt; jeder Schritt war für ihn nun eine Qual, und er fror - die Kälte machte ihn wahnsinnig. Zwar kochte das Blut in seinen Adern, aber diese Hitze schwand. So blieb ihm nichts anderes übrig, als die Verbände mit magischem Öl zu tränken, um den Verfall seiner Kräfte zu verlangsamen.
    Mein Weg mußte eines Tages nach Vara führen. Das Verlies der Schriften ist eine der wenigen Quellen, die Durta Slargin nicht vollständig an sich binden konnte; und wenn ich die Worte Mondschlunds richtig verstanden habe, ringt er mit Sternengänger schon seit langem um diese Katakomben. Mondschlund ließ sie errichten, Sternengänger entriß sie ihm
-
jetzt wird sich zeigen, wer am Ende die Oberhand behält.
    Er sackte vor dem Kohlenfeuer zu Boden. Aus weiter Ferne hörte er, wie Drun dem Kerzenzieher befahl, die Glut anzufachen. Und endlich sank Nhordukael in den Schlaf, zum ersten Mal, seit er die Sphäre verlassen hatte - ein traumloser Schlummer, der ihm für einige Stunden Frieden brachte.
    Die Ruhende Kammer war die tiefste Höhle des Heiligen Spektakels, verborgen im unterirdischen Felsengrund. Um sie zu erreichen, mußte man zahlreiche Schächte hinabsteigen und halb verschüttete Gänge durchqueren. Nur ein Kundiger vermochte sich in dem Irrgarten der Stollen zurechtzufinden; in einigen verlor sich gar der magische Glanz der Silberdrähte, die nur selten zwischen den Felsvorsprüngen aufblitzten. Wer jedoch den Weg kannte,

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