Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung
Jilseponies gewesen?
»Ich bin nicht zum Plaudern hergekommen«, sagte Herzog Kalas unvermittelt. »Wie ich sehe, hat Euch die Bevölkerung dieser zwei Orte zum Anführer ausersehen.«
»So würde ich das nicht ausdrücken.«
»Aber ich; und ich muss sagen, es überrascht mich nicht«, erwiderte Herzog Kalas. »König Danube hat Euren Abschied von den Kingsmen und aus den Diensten der Krone als großen Verlust empfunden. Jahrelang waren viele von uns der Ansicht, im Machtgefüge des Königreiches stünde Euch eine strahlende Zukunft bevor, sogar noch nach Eurem Entschluss, Euch auf die Seite Elbryans und Jilseponies zu schlagen.«
Shamus hätte gerne noch einmal darauf hingewiesen, dass er in diesem Punkt Recht behalten habe, besann sich dann aber eines Besseren. Schließlich wusste er, wie halsstarrig Herzog Kalas sein konnte, und dass er den Mythos, der sich um die Helden des Nordens rankte, bis zum heutigen Tag nicht akzeptierte.
»Kurzum, ich möchte, dass Ihr in den Dienst des Königreiches zurückkehrt«, fuhr Kalas fort, als Widerspruch ausblieb. »Ich sage dies mit voller Überzeugung: König Aydrian wird das Bärenreich zu bislang ungekannter Größe führen; aber so überragend er selbst auch sein mag, er wird auf fähige Führungspersönlichkeiten angewiesen sein.«
Shamus war sich nur vage des Umstands bewusst, dass ihn in diesem Augenblick schon die kleinste Brise hätte umwerfen können. Ausgerechnet Herzog Kalas so voll des Lobes über einen anderen reden zu hören, entsprach so gar nicht dem Wesen dieses stolzen Mannes, ja, es war nahezu unvorstellbar.
»Ich habe mich längst zur Ruhe gesetzt«, brachte Shamus schließlich mit Mühe hervor. »Es reizt mich nicht sonderlich, wieder über die Straßen zu marschieren, mein Herzog.«
»Von Straßen war auch nicht die Rede«, entgegnete Kalas. »Worauf es mir ankommt, ist eine stabile Situation in den Orten hier, und ich bin der festen Überzeugung, dass Ihr diese garantieren könnt – im Namen Eures Königs Aydrian.«
»Und gegen Prinz Midalis?«
»Die Frage ist nur recht und billig«, erwiderte Kalas. »Und ich bete, dass es niemals so weit kommt, denn wenn Midalis sich gegen Aydrian stellt, wird das sein Untergang sein. Aber sollte es tatsächlich zum Krieg kommen, werden wir sie die Tragödie bis zum bitteren Ende spielen lassen. Fürs Erste möchte ich den Bewohnern von Caer Tinella und Landsdown lediglich zusichern, dass alles beim Alten bleibt. Damit hoffe ich all jene zurücklocken zu können, die aufgrund irgendwelcher unbegründeter Ängste geflohen sind. Aydrian ist kein Eroberer, sondern ein König, der sein Land über alles liebt.«
Die Bemerkung hatte in mehrerer Hinsicht einen hohlen Beiklang, Shamus konnte jedoch nicht bestreiten, dass er froh war, sie zu hören. Ob seine Treue nun Jilseponie galt oder dem Adel in Ursal, spielte in diesem Zusammenhang keine Rolle das war eine Frage, die sich in diesem Augenblick ohnehin nicht klären ließ, da er weder die ehemalige Königin noch deren Sohn gesehen hatte. Was im Augenblick für Shamus Kilronney wirklich zählte, war exakt das, was Herzog Kalas soeben angesprochen hatte: die stabile Situation in Caer Tinella und Landsdown.
»Es hat schon viel zu viel Krieg gegeben«, sagte Shamus.
»Umso standhafter solltet Ihr ihn meiden, sobald er Euch zu nahe kommt«, riet Herzog Kalas. »Sorgt für Ruhe und Sicherheit in diesen beiden Ortschaften. Macht der Bevölkerung klar, dass König Aydrian kein Feind ist, sondern ein Verbündeter, der sein Volk um keinen Preis im Stich lassen wird.«
»Warum seid Ihr dann mit einer ganzen Armee hergekommen, Herzog Kalas?«, erkühnte sich Shamus zu fragen. »Wenn es stimmt, was Ihr sagt, warum habt Ihr dann nicht einfach einen Kurier mit der Nachricht geschickt und um Unterstützung für den neuen König geworben?«
»Weil es vermutlich zum Krieg kommen wird und wir nicht genau wissen, wann wir darin verwickelt werden«, erklärte der Herzog. »Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Garnisonstruppen hat unter dem Einfluss irriger Loyalitäten die Stadt Palmaris verlassen. Wir wissen nicht, wann wir auf sie treffen werden.«
»Und Ihr möchtet sichergehen, dass sie in Caer Tinella und Landsdown während der Wintermonate nicht willkommen sind«, folgerte Shamus.
»Ich bezweifle, dass sie sich hier in der Nähe aufhalten«, sagte Kalas. »Trotzdem, ja, diese Kleinigkeit gilt es zu bedenken. Ich werde diesen Ort schon bald verlassen haben, allerdings
Weitere Kostenlose Bücher