Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung
werde ich Truppen zurücklassen, einmal zur Sicherung der Orte selbst, aber auch, um den Menschen hier durch die schwierigen Wintermonate zu helfen. Ich möchte, dass Ihr sie bei dieser Aufgabe unterstützt.«
Shamus Kilronney betrachtete den Herzog durchdringend. Er wusste, im Grunde hatte er in dieser Angelegenheit kaum eine Wahl. Seine Loyalität galt in erster Linie diesen beiden Ortschaften, die er jetzt sein Zuhause nannte. Sie gegen die großen Heere Ursals in den Krieg zu führen, käme einem Selbstmord gleich und würde in einem völligen Desaster enden.
Lange Zeit verstrich, ohne dass Shamus antwortete.
»Allerdings wart Ihr Jilseponies Freund, nicht De’Unneros«, sagte Herzog Kalas schließlich.
»Ich war nicht mehr ein Freund De’Unneros als Ihr«, konterte Shamus geschickt.
»Wohl wahr«, sagte Kalas. »Dann kann ich König Aydrian also ausrichten, dass Captain Kilronney die Orte Caer Tinella und Landsdown in seinem Namen halten wird?«
Shamus dachte einen Augenblick darüber nach, ehe er erwiderte: »Wer uns nicht feindlich gegenübertritt, dem werden auch wir nicht feindlich gegenübertreten.«
Offenbar genügte dies Kalas als Zusicherung, denn er erhob sich und bedeutete seinen Soldaten, auf dem Weg hinaus voranzugehen. »Die Truppen, die ich Euch hier lasse, werden zahlenmäßig nicht eben reichlich bemessen sein«, erklärte er. »Es gehört nicht zu Euren Pflichten, Prinz Midalis anzugreifen, sollte er in diese Richtung reiten – was als sicher gilt –, sondern Reiter in alle Himmelsrichtungen zu schicken, damit wir uns um geeignete Verteidigungsmaßnahmen südlich von hier in Palmaris kümmern können.«
»Wir wollen hier keine kriegerische Auseinandersetzung«, versicherte ihm Shamus. »Aber gebt mir bitte Euer Wort, dass Ihr Jilseponie nicht suchen werdet.«
»Alte Loyalitäten haben ein zähes Leben, was?«, erwiderte Herzog Kalas mit einem amüsierten Lachen, ehe er hinzufügte: »Marcalo De’Unnero war nicht eben erfreut über Aydrians Entscheidung, sie in die Waldlande ziehen zu lassen – wenn sie denn dorthin geflohen ist. Er hätte nichts lieber getan, als sie mit allen Mitteln zu verfolgen. Ich persönlich hoffe, sie verschwindet von der Bildfläche und lässt sich nie wieder blicken.«
Shamus zog eine Grimasse und hielt Kalas’ stechendem Blick stand, ließ sich aber zu keiner Erwiderung hinreißen.
Es war besser gelaufen als erwartet, trotzdem war der Captain mehr als froh, als er die Tür hinter dem hinausgehenden Herzog schließen und ins Wohnzimmer zurückkehren konnte.
Er trat gerade ins Zimmer, als ein vollkommen rußverschmierter Roger Flinkfinger aus dem Schornstein kletterte.
»Hast du mitgehört?«
»Jedes Wort«, antwortete Roger. »Auch wenn mein Körper bereits unter den Zipperlein der mittleren Jahre leidet, mein Gehör ist noch intakt, glaub mir. Erst recht, wenn das Thema mir so sehr am Herzen liegt.« Roger klopfte sich ab und ließ ein kurzes Lachen hören. »Ich bin erstaunt, dass Herzog Kalas so schnell Vertrauen zu dir gefasst hat. Offenbar ist ihm bekannt, dass diese beiden Orte zum Dreh- und Angelpunkt eines jeden Vormarschs von Prinz Midalis werden könnten zumal es längst nicht mehr die kleinen, unbedeutenden Weiler sind wie noch zu Zeiten des geflügelten Dämons. Mittlerweile fühlen sich hier mehr als fünftausend Menschen zu Hause, von denen mehr als die Hälfte, darunter zahlreiche zu allem entschlossene Krieger, bereits unterwegs ist, um sich Prinz Midalis anzuschließen.«
»Herzog Kalas vertraut mir keineswegs, aber er weiß, dass ich als Soldat an meinen Treueschwur gebunden bin«, erklärte Shamus. »Vermutlich wird er einer ganzen Reihe von Personen innerhalb der hier verbleibenden Streitmacht den Befehl erteilen, ein besonderes Auge auf mich zu halten; und ich hege keinen Zweifel, dass sie mich beim ersten Anzeichen, ich könnte mich Prinz Midalis zuwenden, in Ketten legen und nach Ursal bringen werden.«
Roger sah ihn durchdringend an; jede Spur eines Lächelns war lange verflogen.
»Überleg dir genau, welche Haltung du in dieser Frage einnimmst, Roger Flinkfinger«, warnte ihn Shamus. »Und bitte, sorg dafür, dass Jilseponie nichts zustößt. Ich fürchte, dieser Krieg wird nicht leicht zu gewinnen sein, zumal die Gegner diesmal nicht mehr so eindeutig einzuordnen sind wie damals bei den Günstlingen des geflügelten Dämons. Triff eine kluge Entscheidung, uns allen zuliebe!«
»Du kannst unmöglich glauben, Aydrians
Weitere Kostenlose Bücher