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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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war mit dem, was sie vorhatten – was auch immer das sein mochte.
    Etwa tausend Schritte vor Dreieichenhayn hielten sich Berthold, Petz und Augustein nach Osten, um die Stadt großzügig zu umreiten. Als sie sich weit genug entfernt wähnten, ritten sie wieder nach links, parallel zur Stadt, bis sie schließlich einen Bogen nach Westen zogen und erst anhielten, als sie die Silhouette von Dreieichenhayn im fahlen Mondlicht deutlich wahrnehmen konnten. Dann stiegen sie von ihren Pferden und lösten die Seile von den Sätteln, bevor sie die Tiere bis ganz nah an den breiten Wehrgraben der Burg Hayn heranführten und an einer Gruppe Pappeln festbanden.
    Die drei lösten nun auch die Seile von den mitgeschleiften Baumstämmen, wickelten sie auf und hängten sie sich um die Schultern. Als sie sich die Stämme unter die Arme klemmten und in geduckter Haltung und unter größter Anstrengung zum Rand des Wehrgrabens vorarbeiteten, konnte man erkennen, dass es sich nicht nur um bloße Stämme handelte. Denn auf einer Seite eines jeden Stammes waren im Abstand von etwa zwei Fuß Querriegel aufgenagelt worden. Es waren die Sprossen einer Leiter. Oben waren die Stämme keilförmig ausgekerbt und unten entsprechend breit angespitzt. So konnte man sie stabil miteinander verbinden.
    Nacheinander glitten Petz, Augustein und Berthold ins dunkle Wasser des Wehrgrabens und hielten sich an den Stammleitern fest, die sie leise paddelnd vor sich her schoben. Sie hielten sich linksseitig im Schatten der Aufschüttung, die den Wasserspiegel des an dieser Stelle fast fünfzig Fuß breiten Grabens um Kniehöhe überragte. Sie mündete an der Burgmauer vor einem starken Tor, das von Wachtürmen flankiert wurde. Die Stadt lag still und schlafend im Dunkel.
    Es dauerte einen Moment, bis schließlich alle drei den nur einen Spann breiten Vorsprung unterhalb der Burgmauer erreicht hatten. Noch im Wasser nahmen sie sich die Seile von den Schultern. Die Stämme wurden nun quer zur Mauer ineinandergeschoben – immer ein Keil in die passende Kerbe. Berthold und Augustein hielten sie fest zusammen, während Petz jeweils die untere und die obere Sprosse eines Stammes mit einem Lederriemen mehrmals über Kreuz verzurrte und mit einem starken Knoten verband. Als das mit allen drei Stämmen geschehen war, stellte sich Petz rücklings an die Mauer, während ihm Berthold und Augustein Halt gaben. Unter großer Anstrengung zog er dann das obere Ende der riesigen Leiter aus dem Wasser und schob sie Sprosse für Sprosse immer höher an der Mauer hinauf. Als sie fast senkrecht stand, ragte sie ein Stück über die Zinnen hinaus.
    Petz rammte das untere Ende der Leiter in den lehmigen Uferboden und flüsterte schwer atmend: „Du zuerst, Berthold!“
    Berthold stieg aus dem Wasser und spähte nach oben, bevor er vorsichtig die Sprossen hinaufstieg, den Körper fest an die Leiter gepresst. Oben lugte er über die Zinnen der Wehrmauer. Petz hatte recht gehabt. Es war tatsächlich niemand zu sehen. Aus dem Wachturm rechts von ihm drangen schwacher Fackelschein und gedämpfte Wortfetzen. Berthold sprang über die Mauerkrone auf den Wehrgang und verbarg sich im Schatten der Mauer. Als alles ruhig blieb, hängte er sich mit seinem vollen Körpergewicht an die oberste Sprosse der Leiter, um sie zu stabilisieren. Dann schlug er dreimal vorsichtig mit dem Handballen gegen den Stamm. Das war das vereinbarte Zeichen. Augustein kam als nächster. Sichtlich verängstigt und aufgeregt, rutschte er von einer der obersten Sprossen ab. Mit einem Knirschen schrammte sein Fuß über die Außenmauer. Sand rieselte hinab. Gerade noch konnte sich Augustein festhalten.
    Berthold hielt den Atem an und blickte nervös in Richtung des Wachturms, doch niemand hatte dort etwas bemerkt. Augustein kletterte über die Mauer und kauerte sich neben Berthold. Sein Herz raste. Berthold konnte es fühlen. Er drückte aufmunternd Augusteins Hand und schlug dann erneut dreimal gegen die Leiter. Dann hängten sich beide gemeinsam an die oberste Sprosse, denn Petz war mit Abstand der Schwerste von ihnen. An den Verbindungsstellen bog sich das Holz und die Sprossen ächzten, als er hinaufstieg, doch die Leiter hielt. Kurz darauf hockten alle drei tropfend im nächtlichen Schatten des Wehrganges.
    „Was nun?“, flüsterte Berthold.
    „Wir müssen den Abgang finden“, erwiderte Petz leise. „Ich schätze, dass der nächste dort im Turm zu finden ist.“
    „Aber da sind Wachen …“, wandte

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