Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Schlange, das muss man ihm lassen. Aber wenn er seinen Vater erreicht, bevor wir ihn abfangen, dann werden wir unsere Köpfe nicht so leicht wieder aus der Schlinge ziehen können. Du bleibst am besten bei Alwin. Augustein und ich werden ihn uns holen.“ Petz packte den Mönch am Arm und zog ihn mit sich fort: „Komm, Augustein!“
„Halt! Warte, Petz! Es ist nicht nötig“, rief Berthold.
Petz fuhr herum und sah Berthold erstaunt und fragend an.
„Glotz nicht so. Es ist nicht nötig, sage ich. Komm her!“
Petz kam langsam zu Berthold zurück. „Nicht nötig? Warum? Woher willst du das wissen?“
„Ich habe es gesehen. Hermann ist geflohen und kehrt nicht zurück!“
„Warum sollte er fliehen? Und was zur Hölle hat das zu bedeuten?“, fluchte Petz.
„Vertrau mir. Er wird nichts und niemanden warnen, ich fühle es. Vielleicht flieht er vor sich selbst, vielleicht vor seinem Vater. Ich weiß es wirklich nicht und es ist mir im Moment auch gleich. Außerdem werden wir hier schnell verschwinden. Zumindest sind wir eine kurze Zeit lang sicher und können nach unserem Plan handeln. Wir müssen schnell sein, brauchen aber nichts zu überstürzen.“
Berthold bat Augustein, Alwin und die beiden Mägde hereinzurufen. Während der Knecht den Raum mit sicherem Schritt betrat, folgten die beiden Frauen nur zögerlich und noch immer sichtlich verängstigt. Berthold sah die drei an.
„Nun, da es um mein eigenes und das Schicksal meiner ganzen Familie geht, erbitte ich von euch das Vertrauen, dass wir euch all die Jahre in unserem Dienst geschenkt haben.“
„Ihr könnt Euch auf uns verlassen“, sagte Alwin und sah zu den beiden Mägden herüber, die beide mit festem Blick nickten.
„Ich danke euch von Herzen“, sagte Berthold gerührt. „Alwin, kümmere dich um unsere Pferde. Versorge sie gut, sie haben es verdient und wir werden sie noch brauchen. Und lass deine Frau ein anständiges Essen auftischen. Kämpfen macht hungrig.“
Petz, Augustein und Berthold setzten sich an den Esstisch, um zu beratschlagen. Sie wollten heute bei Anbruch der Nacht losziehen und Peter Graychen aus den Fängen von Vogt Etzelroth befreien. Wie, das wussten sie noch nicht. Morgen früh sollte dann Alwin nach Langen gehen und den Überfall melden, damit kein Verdacht auf ihn und die Mägde fiel. Er sollte behaupten, er sei gefangen gehalten worden und hätte entfliehen können. Wenn dann der Vogt mit seinen Truppen hier einträfe, wären sie schon längst über alle Berge. Die Mägde könnten dann sagen, dass Berthold und seine Begleiter ihrerseits geflohen wären, als sie die Flucht des Knechtes bemerkt hatten und um ihre Sicherheit bangten.
„Und wie wollen wir es anstellen?“, fragte Berthold und sah seine Freunde an.
Petz sagte: „Ich denke, dass unser Plan heute schon einmal gut funktioniert hat. Und warum soll man etwas Bewährtes und Erprobtes nicht noch einmal anwenden?“
„Ich soll mich also schon wieder als Mönch in Begleitung eines monströsen Narren ausgeben?“, fuhr Augustein auf.
„Nein, ich meine nicht, dass wir es genauso machen sollten“, beschwichtigte ihn Petz. „Alles zur rechten Zeit. Aber ich denke, dass eine kleine Verstellung unserem Vorhaben durchaus dienlich wäre.“
„An was hast du gedacht?“, fragte Berthold.
„Nun, draußen liegen sieben Soldaten in Rüstungen und Kleidern mit den Farben des Dreieichenhayner Vogtes. Es wäre doch sträflich, diese hübschen Kostüme auszuschlagen, meinst du nicht?“
Bertholds Gesicht erhellte sich. „Kein schlechter Gedanke. Aber nur, weil wir in deren Röcken stecken, werden wir noch nicht in die Stadt kommen, oder?“
„Nein, da hast du sicher recht. Ich sage, wir sollten nach Torschluss an der schwächsten Stelle der Stadtmauer eindringen – und zwar als Männer von Etzelroth. Wenn wir erst einmal drin sind, dann haben wir leichtes Spiel. Niemand wird uns fragen und wenn uns doch einer in die Quere kommt, dann …“ Petz fuhr sich mit dem ausgestreckten Daumen der rechten Hand an der Kehle vorbei.
„Nur heraus müssen wir auch wieder“, warf Augustein ein.
Das stimmte. Petz blickte ihn und Berthold abwechselnd an und grübelte. Er kratzte sich eine ganze Weile am Kinn und sagte dann: „Berthold, du stammst von hier. Du kennst die Burg Hayn besser als wir. Wo ist eine Schwachstelle?“
Berthold dachte nun seinerseits schweigend und angestrengt nach und kam zu dem Schluss, dass die gut befestigte Burg keine Schwachstelle hatte.
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