Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
uns Nassaus Truppen aufspießen. Los, kommt!“
Petz wartete das Einverständnis der anderen nicht ab, rannte zur Pforte, die auf die Augustinergasse führte und riss die Tür fast aus den Angeln. Berthold folgte ihm und zog Katharina mit sich. Ambrosius Kufner bekreuzigte sich und rannte hinterher. Petz lugte um die Ecke und trat auf die Gasse. Dann machte er den anderen ein Zeichen, ihm zu folgen. Zur linken Seite konnte man am Ende der Gasse heftige Kämpfe beobachten, die die Truppen Adolphs von Nassau mit der Stadtbesatzung und bewaffneten Bürgern führten. Doch sie waren noch gut fünfzehn Ruten entfernt. Zur rechten Seite der Augustinergasse hingegen schien eine Flucht noch möglich. Niemand war zu sehen.
„Los jetzt, lauft!“, rief Petz, der sein Schwert gezückt hielt und die Kämpfenden am anderen Ende der Gasse nicht aus den Augen verlor. Katharina lief vorweg, dicht gefolgt von ihrem Vater und Berthold. Als die Nassauer Truppen durch die schwache Linie der Mainzer Verteidiger brachen und sich in die Augustinergasse ergossen, rannte auch Petz los. „Los, schneller, sie kommen!“, rief er, als er die anderen mit großen Sätzen einholte.
Plötzlich wurde Berthold langsamer. Ein Schwall bitteren Geschmacks machte sich in seinem Mund breit. Er kam so heftig, dass Berthold taumelte und anhalten musste, so sehr schüttelte es ihn. „Was ist …“, setzte er an, brach jedoch unvermittelt ab und starrte in eine Seitengasse, aus deren Schatten sich ein Reiter löste und mit gezogenem Schwert auf ihn zugaloppiert kam. Es war Nymandus.
„Endlich habe ich dich, Berthold Graychen!“, rief Nymandus. „Wehr dich nicht, dann wird dir auch nichts geschehen.“
Petz, der dicht hinter Berthold geblieben war, erkannte die Gefahr. Er stellte sich dem Reiter auf dem schwarzen Pferd in den Weg und umklammerte wütend sein Schwert mit beiden Händen. „Hat der schwarze Reiter aus den dunklen Träumen also doch ein Gesicht?“, brüllte er. „Komm nur, komm! Und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue, so schwöre ich, werde ich dich aus dem Sattel hauen und in Stücke schlagen, wenn du versuchst, Berthold ans Leder zu gehen, du Teufel!“
Nymandus preschte auf Petz los. Ihre Schwertklingen kreuzten sich mit furchtbarer Gewalt, sodass die Funken stoben. Jeder von beiden teilte aus Leibeskräften und mit der Geschicklichkeit und Erfahrung hunderter Kämpfe seine Schläge aus. Nymandus tänzelte mit seinem Rappen um Petz herum, konzentriert darauf wartend, eine Lücke in Petz’ Deckung zu nutzen oder ihn einfach niederzureiten. Petz hingegen duckte sich geschickt, fuhr hoch, stach zu, wich gewandt aus. Hier trafen zwei nahezu ebenbürtige Gegner aufeinander, von denen keiner imstande war, einen entscheidenden Schwertstreich anzubringen.
Katharina und Ambrosius Kufner drückten sich erschreckt an eine Hauswand, während Berthold noch immer wie erstarrt mitten auf der Gasse stand und nur langsam die Situation erfasste. Hinter den beiden Kämpfern kamen derweil die Nassauer Truppen immer näher.
„Berthold, schlaf nicht!“, brüllte Petz, während er erneut zuschlug. „Lauf! Lauf zum Erzbischof. Wir treffen uns später, ich komme nach!“
Berthold war jedoch hin- und hergerissen, wollte er seinen Freund doch nicht einfach im Stich lassen. Petz bemerkte das Zögern und brüllte: „Hörst du nicht, du Idiot! Du kannst mir hier nicht helfen. Hilf dir selbst! Los doch, lauf!“
Katharina und ihr Vater rannten bereits in Richtung des Domes davon. Berthold wollte ihnen gerade nachlaufen, als Nymandus erkannte, dass sein Plan nicht aufging. Mit einer solchen Gegenwehr hatte er nicht gerechnet. Doch er durfte nicht mit leeren Händen zurückkehren. Dieser Bursche war zu wichtig für Monsignore. Blitzschnell wendete er seinen Rappen und verpasste Petz in der Drehung einen Fußtritt an den Kopf, sodass dieser zurücktaumelte. Nymandus nutzte diesen Moment, um in Richtung Dom davonzugaloppieren – den Flüchtenden hinterher. Er hatte Idee.
Petz und Berthold waren zuerst überrascht, doch dann sah Berthold als Erster, was Nymandus vorhatte. „Katharina!“, schrie er und rannte los.
Doch es war bereits zu spät: Nymandus hatte Katharina schon eingeholt, packte sie an den Haaren und zerrte sie vor sich auf sein Pferd. Katharina wand sich, schlug nach ihm und zeterte. Nymandus riss ihren Kopf derb nach oben, sodass sie gurgelnd aufschrie. „Hör mir gut zu, Weib. Schrei und zappele weiter und ich
Weitere Kostenlose Bücher