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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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seine Mutter beruhigend in den Arm. „Ich werde es herausfinden, das verspreche ich dir.“
    Am nächsten Tag brachen sie zeitig auf, um endlich wieder nach Mainz zu gelangen. Bereits am späten Vormittag tauchte die Silhouette der gewaltigen Stadt am Horizont auf und nur zwei Stunden später ritten sie durch die Stadttore. Als sie dann im Augustinerkloster ankamen, wurden sie dort nicht nur von Katharina und Ambrosius Kufner erwartet, sondern zu ihrer aller Freude auch von Bruder Augustein und Bertholds Vater. Peter Graychen hatte sich zwar bereits gut erholt, war aber noch nicht wieder ganz der alte. Der Aufenthalt in Etzelroths Kerker hatte seinen Tribut gefordert. Trotzdem war die Familie Graychen überglücklich, nun wieder vereint zu sein. Alle lachten und weinten und konnten sich nicht genug umarmen. Berthold wusste gar nicht, wie er seiner unendlichen Dankbarkeit Augustein gegenüber Ausdruck verleihen konnte.
    „Oh, Augustein. Was hast du mir und meiner Familie für einen Dienst erwiesen. Du sollst auf ewig zu unserer Familie zählen. Wie kann ich dir nur danken?“
    „Es ist schon gut, Berthold. Du hättest das Gleiche getan. Und meine Sünden mit guten Taten aufzuwiegen verlangt mein Glaube, den ich bereits fast verloren glaubte. Ich habe es von Herzen gern getan. Und nun genug davon. Geh zu deiner Familie, geh!“
    Die Graychens feierten ihr Wiedersehen gemeinsam und ausgelassen. Selbst Kuno von Werthersbach wurde von so viel Glück angesteckt und lachte des Öfteren. Er sah sogar darüber hinweg, dass Berthold und Katharina ein paar – für seine Begriffe – zu innige Wiedersehensküsse und Umarmungen austauschten.
    Keiner derjenigen, die nun so fröhlich und glücklich beisammensaßen und feierten, ahnte, was sich derweil unweit der Mainzer Stadtmauern zusammenbraute und welches Unglück das Schicksal in kürzester Zeit über sie bringen würde.

5. Wahrheit

     
    Monsignore Sarenno di San Pietro stand an den Zinnen der Deuernburg. Der rote Rabe mit dem aufgerissenen Schnabel auf seinem Wappenhemd schien herrisch über die Ortschaft Wellmich und den Rhein zu blicken, der sich von hier oben wie ein kleines blaues Band ausnahm. Der Wind bog die Hutkrempe des päpstlichen Legaten nach oben. Düstere Wolken huschten tief und schnell über den Himmel. Ein Sturm zog auf.
    Sarenno di San Pietro fixierte den Horizont und dachte konzentriert nach. Die schwere hölzerne Tür, die hinter ihm zum Turm führte, öffnete sich. „Tritt näher, Nymandus“, sagte di San Pietro ohne sich umzuwenden.
    Der Angesprochene trat zu dem Legaten. „Ja, Monsignore. Ihr habt mich zu Euch befohlen?“
    Sarenno di San Pietro verschränkte die Arme und legte das Kinn auf die Brust. Dann drehte er sich zu seinem Diener um. „Ich habe etwas gesehen. Morgen ist der Tag, an dem wir unseren Triumph feiern können, denn wir werden den jungen Schwan haben. Ja, morgen werden wir einen großen Schritt getan haben, um die große Sache weiter voranzutreiben.“
    Der Legat ging auf Nymandus zu und legte seine rechte Hand auf dessen Schulter. Der Ärmel seines Gewandes rutschte nach oben und gab den Blick auf ein Bild frei, das sich auf der Unterseite seines Arms befand – drei Schwäne, eingeschlossen in einen doppelwandigen Kreis. Als di San Pietro das bemerkte, zog er seinen Arm rasch wieder zurück und schob sich den Ärmel bis zum Handgelenk vor.
    „Wie lauten Eure Befehle, Monsignore?“
    „Komm!“, sagte der Legat und ging zu den Zinnen. Nymandus folgte ihm.
    „Sieh die Weite. Sieh, wie das Gefühl der Erhabenheit von uns Besitz ergreift. Fühlst du es? Ja, so muss es sein. Sei beseelt von der großen Sache und vergiss keinen Herzschlag lang, wem du dienst – und sollte es dich auch das Leben kosten. Dich bindet ein Schwur und doch ist es mehr. Du bist Teil der großen Sache. Das Leben ist nicht das Heiligste, nein, die Sache ist es. So wie wir von dieser Höhe auf die Welt blicken, so ist das Bild in meinem Herzen. So blicken wir auf die Menschen herab, die das Wesentliche nie erfassen werden. Nur wenige sind eingeweiht und noch weniger haben die Gabe. Sieh, wie die Macht wächst, mit jedem Einzelnen, den wir gewinnen können. Wir haben den wahren Glauben an die große Sache, den wahren Glauben der Kirche. Ganz so, wie ihn die Urväter einst ersonnen haben. Wir müssen nun auch den Jungen gewinnen.“
    Nymandus dachte nach und blickte finster. Sein Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Grimasse, als er fragte: „Und

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