Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Mund!“, schnitt ihm Petz das Wort ab. „Es ist gut so. Spar dir deinen Atem, du wirst ihn noch brauchen.“ Dann wandte er sich an Augustein. „Und was ist mit dir, Bruder?“
Augustein sah abwechselnd Berthold und Petz in die Augen. Er seufzte und sagte dann mit einem Achselzucken: „Wie solltet ihr das ohne meinen Beistand schaffen? Und so sehr fürchte ich den Tod nun auch nicht.“
Petz lächelte zufrieden.
„Politik, Augustein? Politik? Was interessiert es mich? Ich will meine Katharina zurück. Und ich will, dass diejenigen, die für alles verantwortlich sind, ihre gerechte Strafe erhalten. Das und nur das ist es, was ich will.“
Calamus scheute fast ein wenig, so sehr erschrak er über Bertholds aufgebrachte Stimme.
„Ja, ich weiß“, entgegnete Augustein, der neben ihm ritt, „und ich fühle mit dir. Das kannst du mir glauben. Aber die politischen Zusammenhänge zu erkennen ist nie verkehrt, eröffnen sie einem doch so manches Mal verborgene Verquickungen und Beziehungen, auf die man so nie gekommen wäre. Ich habe keine solche Gabe wie du, aber ich sehe trotzdem, dass alles irgendwie zusammenhängt. Warum taucht dieser schwarze Reiter just in dem Moment auf, als Nassaus Truppen gerade Mainz stürmen? Und woher wusste er, dass du im Augustinerkloster bist? Es muss eine Verbindung zu Adolph von Nassau geben. Und denke daran, was deine Mutter über diesen Legaten des Papstes, Monsignore Sarenno di San Pietro, erzählt hat. Er ist auf Nassaus Seite und sucht dich. Vielleicht ist der schwarze Reiter sein Untergebener?“
Berthold grummelte in sich hinein, musste Augustein aber recht geben. Es konnte kein Zufall gewesen sein, dazu war es zu zeitgenau geschehen. Noch immer lief Berthold ein kalter Schauer den Rücken hinunter, wenn er an das Auftauchen des Reiters dachte. Aber er war kein böser Traum. Es war ein Mensch aus Fleisch und Blut.
Petz kam von hinten herangeritten und schloss auf. „Augustein hat völlig recht. Es war kein Zufall. Und es sieht nicht sonderlich gut aus für Graf Ysenburg, nach allem, was vorgefallen ist.“
„Für uns leider auch nicht“, sagte Berthold resigniert. „Wenn ich nur diese seltsame Vision deuten könnte …“
„Von dem dicken Mönch mit zwei Schlangen, zwischen dessen Beinen ein Rinnsal fließt?“, warf Petz ein. „An dessen rechtem Fuß eine Katze und an dessen linkem Fuß eine Maus sitzt?“
„Ja, Petz, genau diesen.“
„Also ich kann damit nichts anfangen. Du etwa, Augustein?“
„Leider nein“, sagte Augustein und schüttelte den Kopf, „aber wir sind ja erst einen Tag unterwegs. Vielleicht kommt uns noch ein Gedanke.“
„Oder vielleicht kommt uns ja auch ein dicker Mönch mit einem Zwinger voller Tiere zwischen den Füßen entgegen, den wir fragen können, ob er Katharina in der Tasche hat“, witzelte Petz.
„Ein lustiger Gedanke“, sagte Berthold verärgert und lächelte säuerlich.
„Lass den Kopf nicht hängen, mein junger Recke. Wir haben bisher alles gemeistert und werden auch deine Katharina wieder wohlbehalten auffinden.“
Berthold blickte Petz an und sagte langsam, als müsse er sich selbst erst besinnen: „Er hat es gewusst.“
„Wer hat was gewusst? Du sprichst in letzter Zeit so oft in Rätseln.“
„Der dunkle Reiter wusste von meiner Gabe. Woher?“
Petz überlegte kurz. „Ich weiß es nicht, Berthold. Aber er war sich auch ganz sicher, dass du herausfinden würdest, wo er Katharina hingebracht hat. Also denke ich …“ Er unterbrach sich. „Ah, wartet, da vorn ist ein Gasthof. Was haltet ihr davon, dass wir dort einkehren und etwas essen? Ich komme um vor Hunger. Bei ein paar Bier lässt sich auch besser denken. Es hat doch keinen Sinn, planlos in der Gegend umherzureiten.“
Berthold und Augustein hatten nichts gegen diesen Vorschlag einzuwenden und lenkten ihre Pferde zu dem nahen Gehöft. Als sie auf den Hof ritten, kam ihnen auch schon ein Knecht aus dem Haus entgegen und kümmerte sich um die Pferde. Die drei gingen in den Gasthof, wo sie beschlossen, für heute die Suche abzubrechen und erst einmal zu rasten und Pläne zu schmieden. Am nächsten Tag wollten sie dann weiterziehen.
Bald zwei Wochen waren die drei Gefährten nun schon unterwegs und noch immer hatten sie keinerlei Anhaltspunkte, wo sie Katharina denn nun suchen mussten. Sie fragten, wen immer sie auch trafen. Aber das war schwierig, denn was sollten sie fragen? Etwa, ob jemand einen Mönch mit Schlangen, Katze und
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