Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
rannten planlos umher, zogen die Waffen und rempelten sich gegenseitig um. Bevor sie auf ihren Posten waren, hatten die Kämpfer Diethers von Ysenburg längst das Burgtor passiert und ritten die ersten nieder. Als Petz sah, dass die Männer allein zurechtkamen, wandte er sich an Berthold.
„Los, schnell! Wo sind sie?“
Ohne eine Antwort zu geben, rannte Berthold los, sprang die Stufen zur Küche empor und riss die Tür auf. Dort blickte ihn Margarethe Graychen mit großen Augen an. „Berthold, du? Ich wollte es nicht glauben! Was geschieht hier?“
Berthold presste seine Mutter stumm an sich. Hinter ihr stand Robert. Berthold ließ seine Mutter los und umarmte auch ihn innig.
„Nicht jetzt!“, mahnte Petz, der sein Schwert kampfbereit erhoben hielt.
„Wer ist das?“, fragte Margarethe Graychen und trat erschrocken einen Schritt zurück, als sie den Furcht einflößenden Hünen mit seinem vernarbten Gesicht sah.
„Das ist Petz. Er ist das Beste, was uns passieren konnte, Mutter! Und nun kommt. Schnell! Wir haben viel zu erzählen, aber das ist nicht der rechte Moment.“
Berthold zog seine Mutter an der Hand nach draußen. Robert folgte ihnen, während Petz sie deckte und einen Angreifer erschlug. Die Soldaten der Burgbesatzung hatten der kampferprobten Truppe Diethers von Ysenburg nur wenig entgegenzusetzen und leisteten kaum noch Widerstand. Einer nach dem anderen fiel, ergab sich oder rannte um sein Leben. Von den Männern unter Petz’ Kommando lagen hingegen nur drei tot auf dem gepflasterten Burghof, zwei waren leicht verwundet worden.
Vor dem Burgtor warteten bereits zwei Mann mit den restlichen Pferden auf Petz, Berthold und die befreiten Gefangenen. Petz steckte die Finger in den Mund und pfiff – zweimal kurz und einmal lang – so laut, dass es Berthold in den Ohren gellte. Das war das Zeichen für die Kämpfer in der Burg, dass die Gefangenen befreit und in Sicherheit waren. Nun galt es nur noch, die eigene Haut zu retten und den Rückzug anzutreten.
Die Soldaten des Markgrafen zeigten glücklicherweise kein Interesse, die Verfolgung des überlegenen Gegners aufzunehmen. Ja, fast schien es so, als wären die Überlebenden froh, dass der Feind den für sie aussichtslosen Kampf endlich beendete. Die Männer des Erzbischofs kamen daher unbehelligt aus der Burg gerannt, schwangen sich auf die bereitgehaltenen Pferde und preschten davon. Ihre Gefallenen mussten sie zurücklassen. Sie wären nur hinderlich gewesen und hätten ihnen die Flucht erschwert.
Der Rückritt gestaltete sich einfacher, als alle angenommen hatten. Die Gruppe kam gut voran und war nach fünf Tagen nur noch etwa einen Tagesritt von Mainz entfernt. Sie folgten genau der Wegstrecke, die Petz vorgeschlagen hatte. Robert und Margarethe waren überglücklich, zu hören, dass auch der Vater befreit werden konnte. Trotzdem plagten sie große Angst und Ungewissheit, die auch Berthold teilte. Schließlich wusste niemand, wie es im Augenblick um Peter Graychen und Augustein stand.
Als sie am letzten Abend vor dem Eintreffen in Mainz – es war vier Tage vor Sankt Wolfgang – auf einem verlassenen Gehöft übernachteten und die Soldaten zusammensaßen, glücklich darüber, dass man bald schon die geliebte Heimat wiedersehen würde, nahm Margarethe Graychen ihren ältesten Sohn beiseite. „Was ist mit dir geschehen? Hast du das Rätsel um Franz’ Kräuter lösen können?“, fragte sie Berthold.
„Ich weiß nun, dass diese Kräuter etwas Besonderes waren. Ich habe wieder ein Stück mehr des Rätsels erkannt, das mich zu umgeben scheint. Irgendwie hängt alles zusammen. Franz, die Kräuter, meine Gabe, die Verfolgungen und Intrigen. Irgendjemand zieht im Hintergrund die Fäden. Und ich weiß weder, wer es ist, noch kenne ich den Grund dafür oder welche Rolle ich dabei spiele. Aber ich werde es herausfinden – und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue.“
„Sieh dich vor, Berthold. Wer auch immer es ist und egal, was er vorhat: Er schreckt offensichtlich vor nichts zurück, um sein Ziel zu erreichen.“
Bertholds Miene verfinsterte sich. Er dachte wieder an Vogt Etzelroth und seinen Vater. „Ich weiß. Aber vertrau mir, ich bin nicht mehr so wehrlos wie einst und habe auch starke Verbündete und treue Begleiter an meiner Seite.“
„Trotzdem“, widersprach seine Mutter, „niemand weiß, was noch alles geschehen wird. Und dieser päpstliche Gesandte, Sarenno di San Pietro, macht mir Angst.“
Berthold nahm
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