Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
ab.
„Nun?“, setzte Petz nach. „Ich habe Euch etwas gefragt!“
„Du willst mich gefunden haben? Sehr lustig, wirklich. Du unbedeutender Knecht weißt offenbar nicht, wer vor dir steht. Doch das wirst du bald erkennen.“
Doch Petz ließ sich nicht beirren. Spielerisch legte er sein Schwert mit der flachen Seite der Klinge auf die rechte Schulter und lächelte. „Was es zu erkennen galt, habe ich bereits erkannt. Vor mir steht niemand von Rang oder Bedeutung. Vor mir steht ein Niemand. Ich sehe nur einen feigen Hund, der sich hinter seinem elenden Knecht versteckt, der einer hilflosen Geisel eine Klinge an den Hals hält. Wahrhaftig ein tolles Heldenstück, das Euer wieder einmal würdig ist, Sarenno di San Pietro.“
„Genug!“, schrie dieser. „Nymandus, erledige diesen dreisten Hundsfott!“
Sarenno di San Pietro zog sein Schwert und ging auf Berthold zu. Da machte Nymandus einen Fehler: Er ließ Berthold zu früh los, der für einen kurzen Moment ohne Bewacher war und sich fallenließ. Petz schleuderte im selben Augenblick sein Schwert mit aller Kraft in Richtung von Nymandus, machte einen Satz auf ihn zu und zog dabei blitzschnell sein Messer aus dem Halfter am Bein. Berthold konnte nicht sehen, was geschah, denn Nymandus versperrte ihm die Sicht auf Petz. Also trat er mit beiden gefesselten Beinen Nymandus von hinten mit aller Kraft in die Kniekehlen, sodass dieser fast zu Boden ging. Petz’ Schwert schoss zischend knapp über Nymandus und Berthold hinweg.
Dann hörte man ein dumpfes Geräusch und einen Schrei. Berthold wirbelte herum und sah, wie Sarenno di San Pietro auf die Knie sank. In seiner Brust steckte Petz’ Schwert, das sich bis fast ans Heft in den Körper gebohrt hatte. Rund um die Waffe breitete sich ein rasch größer werdender roter Fleck aus.
Sarenno di San Pietro starrte fassungslos auf das Schwert in seiner Brust. Dann ächzte er mit heiserer Stimme: „Nun wirst du niemals mehr die Geheimnisse der Schwäne erfahren. Mit mir stirbt deine Erkenntnis, du Narr!“ Ein Schwall von Blut quoll über seine Lippen, dann brach sein Blick und er fiel zur Seite.
Alle waren überrascht über diese unerwartete Wendung. Selbst Petz und Nymandus standen einen Augenblick wie angewurzelt da. Dann begriff Nymandus, dass sein Herr tot war. Brüllend stürmte er auf Petz los. Dieser sah sich plötzlich einem Mann mit Schwert gegenüber, gegen den er mit seinem Messer kaum etwas ausrichten konnte. Er überlegte blitzschnell. Zu seinem Schwert konnte er nicht schnell genug kommen. Rannte er weg, so gab er Berthold in die Hände von Nymandus. Blieb er jedoch stehen, so würde er dessen erstes Opfer werden und auch Berthold wäre dann verloren.
Noch während Petz fieberhaft überlegte und Nymandus, der mit dem Schwert ausholte, fast bei ihm war, ertönte plötzlich ein Schrei, so voller Wut, dass er schon nicht mehr menschlich erschien und beiden Kämpfern das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Nymandus fuhr herum. Er konnte nicht ausweichen – der faustgroße Stein, den Berthold mit voller Wucht in Richtung seines Schädels geschleudert hatte, traf ihn mitten ins Gesicht, dass es nur so knirschte. Blind vor Schmerz und Überraschung riss Nymandus die Hände nach oben und taumelte einen Schritt nach hinten – genau in Petz’ Klinge. Mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck entglitt ihm das Schwert. Petz packte Nymandus am Kopf und zog ihn mit einem Ruck zu sich, sodass das Messer tief in die Lunge drang.
„So haben sich alle gefühlt, die du gemeuchelt hast“, flüsterte Petz in Nymandus’ Ohr. „Wie fühlt es sich an, Mörder?“ Dann riss er die Klinge aus dem Rücken von Nymandus, der noch einen Augenblick einfach nur dastand und versuchte, sich an die Stichwunde zu greifen. Doch er schaffte es nicht. Das letzte, was seine vom Blut verschleierten Augen sahen, war der trübe Winterhimmel, in den er starrte, nachdem er tödlich verwundet auf den Boden gestürzt war.
Petz stieß Nymandus mit dem Fuß an. Er war tot. „Es ist vorbei!“, sagte er und durchtrennte Bertholds Fußfesseln mit dem Messer.
Berthold erhob sich und ging zu Nymandus, blickte auf den Körper und sagte leise: „Vergehen wird, was vor mir steht, steh’n bleibt nur, was nie vergeht!“
Petz sah ihn verwundert an. „Was soll dieser Reim? Woher hast du ihn?“
„Aus einem Traum.“
„Aus einem Traum? Du bist wahrlich ein wundersamer Geselle. Es wäre schade um dich gewesen. Irgendwie habe ich dich ja doch
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