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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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Er brach aus dem Unterholz hervor. Nur noch dreißig Schritte trennten ihn von seinen Gegnern. Und tatsächlich schien seine Rechnung aufzugehen. Als Nymandus, der schon auf dem Weg in die Scheune gewesen war, um Berthold zu holen, das unmenschliche Gebrüll vernahm, war er sofort zurückgekehrt, hatte sein Schwert gezogen und sich schützend vor seinen Herrn gestellt. Doch Sarenno di San Pietro schrie Nymandus an: „Ich habe dir gesagt, hole den Gefangenen heraus. Los, schnell!“
    Nymandus zögerte noch einen Augenblick, dann aber sprang er in die Scheune. Noch zehn Schritte. Petz rannte weiter auf Sarenno di San Pietro zu, der ihn gelassen anblickte und nicht einmal sein Schwert zog. Jetzt war Petz an der Scheune. Er schwang sein Schwert, um damit diesem grinsenden Monsignore im nächsten Augenblick den Schädel zu spalten.
    „Du kannst wählen. Mit oder ohne Kopf!“, schrie plötzlich eine Stimme hinter Petz. Noch in der Bewegung wandte er seinen Blick zum Scheunentor und sah, wie Nymandus Bertholds Kopf an den Haaren nach hinten riss, während er mit der anderen Hand die Klinge seines Schwertes an dessen Hals hielt. Petz erstarrte, das Schwert noch zum Schlag erhoben.
    „Zurück! Hörst du nicht? Zurück, sage ich, sonst mache ich aus deinem Freund zwei ungleiche Teile!“, brüllte Nymandus.
    Petz begriff, dass es keinen Sinn mehr hatte. Er war zu langsam gewesen. Er ließ sein Schwert sinken und ging einige Schritte rückwärts, wobei er aber weder Sarenno di San Pietro noch Nymandus aus den Augen verlor. Dann blieb er stehen und stützte sich schwer atmend auf sein Schwert. Keuchend fragte er: „Und nun? Wie denkt Ihr, dass es weitergehen soll?“
    Sarenno di San Pietro lachte. „Wie es weitergehen soll? Einer von euch beiden wird jetzt sein Leben lassen. Und du darfst wählen. Ich habe in einer Vision einen Bären sterben sehen und ich flog davon. Also sage mir, Petz, wen erwählst du? Dich selbst oder Berthold Graychen? Ist es wahre Freundschaft bis in den Tod oder nur ein Lippenbekenntnis?“
    Petz starrte entsetzt und mit weit aufgerissenem Auge auf Sarenno di San Pietro. Diese Stimme. Diese Gestik. Dieser kalte Blick. Er kannte das alles. Woher nur, woher?
    Sarenno di San Pietro lachte wieder. „Du denkst nach, nicht wahr? Woher kennst du mich nur? Streng dich ein wenig an, du dummer Riese Polyphem, vielleicht fällt es dir wieder ein. Oder soll ich dir ein wenig auf die Sprünge helfen? Du hast mir schon einmal einen Verräter entrissen. Dieses Mal lasse ich es nicht zu. Ja, Petz, es ist lange her, damals in Lorsch, aber ich habe es nicht vergessen. Doch im Gegensatz zu dir habe ich immer gewusst, dass wir uns eines Tages wiedersehen. Du hingegen hast es nur gehofft, nicht wahr? Reicht dir das? Nein, ich glaube nicht. Wusstest du, dass Berthold, du und ich einen gemeinsamen Bekannten haben? Für den einen hieß er Franz, für den anderen Franciscus und für mich Francisco. Aber es war immer derselbe Mann.“
    Jetzt erkannte ihn Petz – den Inquisitor, der damals Franciscus im Kloster Lorsch nach einem Schauprozess als Ketzer zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt hatte!
    Die Adern an Petz’ Hals schwollen. Er lief rot an und brüllte dann los: „Ihr?!“ Er hob sein Schwert und machte wieder einen Schritt auf Sarenno di San Pietro zu, doch ein erstickter Schrei von Berthold ließ ihn innehalten. Nymandus drückte die Schwertklinge fester gegen Bertholds Hals. Doch Petz war kaum zu halten. Er zitterte vor Wut am ganzen Körper und seine mächtigen Muskeln spannten sich fast bis zum Zerreißen. Nur mühsam beherrschte er sich. Dann trat er wieder einen Schritt zurück und ließ sein Schwert sinken.
    „Ich mache Euch ein anderes Angebot“, sagte Petz und blickte Sarenno di San Pietro wütend an. „Entweder es stirbt niemand hier und jetzt oder aber wenigstens zwei. Und ich gehöre nicht dazu, wenn Ihr versteht, was ich meine. Doch glaubt mir, Ihr werdet für Eure Taten bezahlen. Wenn nicht heute, dann morgen. Jetzt, wo ich Euch endlich gefunden habe, werdet Ihr keinen Frieden mehr finden. Wie ist Eure Wahl, Inquisitor?“
    Als Nymandus merkte, dass Petz nicht willens war, sich schutzlos in ihre Hände zu begeben, um das Leben seines Freundes zu retten, schob er sich langsam zwischen Petz und Sarenno di San Pietro, wobei er Berthold an den Haaren mit sich zerrte. Dabei verlor er weder Petz aus den Augen, noch setzte er die Klinge seines Schwertes auch nur einen Augenblick von Bertholds Kehle

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