Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
Vom Netzwerk:
 
    Ein Sturm zieht auf
     
     
    Als die Schweine nervös wurden, schaute Gwyn besorgt zum Himmel. Im Osten zuckten die ersten Blitze auf und kündigten ein schweres Unwetter an. Er hatte gelernt, dem Instinkt der Tiere zu vertrauen. Wenn sie unruhig wurden, sah man besser zu, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.
    Normalerweise zogen die Frühjahrsstürme immer von Westen heran, wo das Land endete und das Meer begann. Doch dieses Mal ballten sich die tiefgrauen Wolken über dem im Norden gelegenen Bodmin Moor zusammen, und das war nie ein gutes Zeichen. Als der Donner zu grollen begann, griff Gwyn nach seinem Beutel und stieß einen lauten Pfiff aus.
    „Zeit für den Heimweg“, rief er. Die Schweine grunzten, als hätten sie den Jungen verstanden, und setzten sich in Bewegung. Sie wussten, daheim würde ein trockener, warmer Stall auf sie warten.
    Der Weg war nicht weit. Anders als sonst hatte Gwyn die Schweine heute zu einem nahe gelegenen Weidegrund geführt, wo die Bucheckern des vergangenen Herbstes den Waldboden wie einen Teppich bedeckten. Als Gwyn am frühen Morgen den Hof seines Vaters verlassen hatte, hatte er schon geahnt, dass der Ausflug dorthin nicht sehr lange dauern würde.
    Seit Wochen hatte es nur geregnet, sodass die Bauern Angst um ihre letzten Vorräte hatten, die in der Feuchtigkeit zu verfaulen drohten. Noch dauerte es einige Wochen, bis mit dem Osterfest auch der Frühling Einzug in Cornwall halten würde.
    Der Hof von Gwyns Vater war nicht groß, aber er war frei. Do Griflet musste keinem Edelmann eine Pacht entrichten und darauf war er zu Recht stolz. Durch kluges Wirtschaften war es ihm auch in schweren Zeiten gelungen, seine Unabhängigkeit zu bewahren. Griflet hatte schon früh begonnen, neben den Schweinen auch einige Schafe zu halten, deren Wolle auf den Märkten der Umgebung verkauft wurde. Als Gwyns Schwester Muriel alt genug war, die Wolle selbst zu spinnen, tat sich für die Familie eine weitere Einnahmequelle auf, denn schon bald waren ihre Mäntel im östlichen Cornwall heiß begehrt. Im vergangenen Jahr war nach Abzug des Zehnten an die Kirche sogar noch so viel übrig geblieben, dass der Vater für dieses Jahr den Bau einer kleinen Mühle plante, die Gwyns älterer Bruder Edwin übernehmen sollte. Nein, die Dinge standen trotz des trübseligen Wetters nicht schlecht.
    Als die Schweine aus dem Wald trabten und den Weg zum Hof einschlugen, öffnete der Himmel seine Schleusen. Der Regen fiel wie ein dichter Vorhang, der alles in ein trübes Grau hüllte.
    „Na prächtig“, murmelte Gwyn, der schlagartig bis auf die Haut durchnässt war. Das nasse schwarze Haar klebte ihm am Kopf. Er schniefte missmutig und trottete weiter. Er war keine fünf Schritte gegangen, als er feststellte, dass ihm die Herde nicht weiter folgte. Verärgert drehte er sich zu den Tieren um: „He, was ist mit euch? Los, bewegt euch!“
    Die Schweine rührten sich nicht vom Fleck. Stattdessen rückten sie mit großen, angstgeweiteten Augen zusammen und gaben keinen Laut mehr von sich.
    Entnervt verdrehte Gwyn die Augen. „Nun kommt schon. Wir sind doch gleich da!“
    Aber die Tiere ließen sich auch durch gutes Zureden nicht zum Weitergehen bewegen. Eine schreckliche Furcht schien sie zu lähmen. Gwyn packte den Eber bei den Ohren und wollte ihn hinter sich herziehen, als dieser laut grunzte und nach ihm schnappte. Vor Schreck ließ Gwyn los und landete mit dem Hintern in einer Pfütze.
    „Was ist denn mit euch los?“, fragte er fassungslos. „So habe ich euch noch nie erlebt!“
    Ächzend stand Gwyn auf und wrang angewidert den Mantel aus. Nun war er nicht nur nass, sondern auch noch von Kopf bis Fuß voller Dreck. Verdammt, was sollte er jetzt tun? Ohne die Hilfe seines Bruders Edwin würde er die Schweine nicht nach Hause treiben können, doch dafür musste er sie für einen kurzen Moment alleine lassen. Er seufzte.
    „Ihr bleibt, wo ihr seid, verstanden?“, sagte Gwyn und wischte sich mit dem Ärmel das nasse Gesicht ab. Der Eber blinzelte nur verwirrt und Gwyn tätschelte ihm den Kopf. Dann rannte er so schnell wie möglich nach Hause.
     
    Als er den Hof erreichte, spürte er sofort, dass etwas nicht stimmte. Obwohl es noch immer wie aus Kübeln schüttete, blieb Gwyn stehen und lauschte. Bis auf das Rauschen des Regens war nichts zu hören. Alles war still und wirkte wie ausgestorben.
    Vermutlich hatte Muriel die Schafe bereits in den Stall gebracht. Vorsichtig ging Gwyn zum Haus und

Weitere Kostenlose Bücher