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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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Gemächern des Erzbischofs durch den mit Fackeln spärlich erleuchteten Gang zur Treppe, die in den Hof von Burg Hohneck führte. Er war wirklich besorgt – und er hatte gelogen. Er wusste mehr, als er von Ysenburg gesagt hatte. Er hatte bereits einen handfesten Verdacht gegen eine bestimmte Person, aber leider noch keinen Beweis. Er wollte den Erzbischof jedoch nicht dazu ermuntern, sich anders als sonst zu verhalten. Vielleicht hätte es der Verdächtige gemerkt und sich abgesetzt oder seine Spuren vernichtet, sofern es welche gab. Zumal dieser Verdacht so unglaublich war, dass er ihn selbst kaum glauben konnte.
    Von Sicking hoffte, dass seine Rechnung aufgehen würde. Denn er wusste, dass er ein hohes Risiko einging. Sagte er etwas und konnte es nicht beweisen, so machte er sich unglaubwürdig und lief Gefahr, dass er sich selbst wegen Verleumdung verantworten musste. Sagte er hingegen nichts und hoffte, dass sich der Verräter in Sicherheit wog und einen Fehler beging, dann aber doch unentdeckt blieb oder seine Schuld nicht zu beweisen war, so trug er die Verantwortung, wenn dem Erzbischof etwas zustoßen oder ihre Pläne verraten würden. Es war kompliziert, aber von Sicking wollte abwarten und hielt dies für die bessere Lösung, zumindest noch im Moment.
     

     
    Nachdem Berthold die erste Strecke im gestreckten Galopp zurückgelegt hatte, bis er außer Sichtweite des elterlichen Guts gekommen war, verlangsamte er Calamus’ Tempo ein wenig, ritt aber ohne Pause bis zum Sonnenaufgang. Von Zeit zu Zeit blickte er nervös über seine Schulter, doch niemand schien ihn zu verfolgen. Er durchquerte den Forst, der noch zum Wildbann Dreieich gehörte, möglichst auf Nebenwegen. Hier kannte er sich gut aus, zumindest bis zur Grenze des Banns. Auch wenn das Gebiet nicht mehr zur Hube seines Vaters gehörte, so war ihm die Umgebung doch vertraut, da er mit den Nachbarn und seinem Vater zusammen oft die angrenzenden Gemarkungen erkundet hatte. Sei es zur Vorbereitung einer fürstlichen Jagd oder auch nur, weil ein anderer Hübner um Hilfe gebeten hatte.
    Berthold hielt sich in südöstlicher Richtung und so wurde er schon bald von der aufsteigenden Sonne geblendet, die ihre warmen roten Strahlen zuerst nur durch die Bäume warf, aber kurz darauf als goldener Hut über deren Wipfeln sichtbar wurde. Berthold brachte Calamus an einem Grenzstein zum Stehen. Hier begann das Gebiet Graf Philipps von Hanau-Lichtenberg, des Herrn von Babenhausen.
    Mit dem Überschreiten der Grenze würde er sich in unbekanntes Gebiet begeben, aber auch ein weiteres Stück fort von der drohenden Gefahr. Dennoch wusste Berthold, dass es keinen Grund gab, sich bereits in Sicherheit zu wähnen. Zwar stellte die Grenze der Gemarkungen unter Umständen ein Hindernis für die Erhebung von Steuern oder den Handel mit Waren dar, jedoch würde Etzelroth keinesfalls davor zurückschrecken, seinen Arm auch über diese Linie hinaus nach ihm auszustrecken. Bei der Verfolgung von Übeltätern nahmen es die Fürsten und deren Statthalter nicht so genau, wenn es um den exakten Grenzverlauf ging. Sie waren manchmal sogar froh, wenn ein anderer sich derer bemächtigte, die Gesetze übertreten hatten. Schließlich wollte keiner solches Volk im eigenen Herrschaftsgebiet wissen und sich damit herumschlagen müssen. Da war es durchaus willkommen, wenn ein Vogelfreier oder Gesetzloser von anderen dingfest gemacht wurde.
    Also musste Berthold weiter zu Walther, in der Hoffnung, sich bei ihm verstecken zu können, zumindest für die erste Zeit. Das Risiko, auch hier noch von Etzelroths Leuten ergriffen und verschleppt zu werden, war einfach zu hoch. Vielleicht machten sie dann ja gleich kurzen Prozess mit ihm, ganz ohne Gerichtsverhandlung? Wer wollte Etzelroth einen Mord an Ort und Stelle beweisen und wer interessierte sich für Berthold? Sein Leben war völlig bedeutungslos. Also konnte er nur hoffen, dass der Freund seines Vaters ihm helfen würde.
    Als Berthold sinnierend vor dem Grenzstein stand, genoss er für einen kurzen, aber intensiven Augenblick die Ruhe und den Frieden des Waldes. Die Sonne entlockte dem Boden die erste Feuchtigkeit und feine Nebelschwaden zogen wie freundliche Geister durch die Bäume. Die frühen Vögel des Tages begannen zu singen und lösten die Nachtigallen und Käuzchen ab. Berthold erspähte abseits des Weges einen kleinen Bachlauf, dessen klares Wasser leise plätschernd im Wald verschwand. Er stieg ab und führte Calamus dorthin,

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