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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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rechts nach Langen und nach links in eine ungewisse Zukunft führte. Wie gern wäre er nach rechts geritten! Entschlossen galoppierte er in die entgegengesetzte Richtung davon.

2. Flucht

     
    Verhalten klopfte es an der schweren Eichentür zum Zimmer des Erzbischofs. Graf Diether von Ysenburg wandte sich um, zögerte kurz und rief dann entschlossen: „Herein!“
    „Guten Abend, Eure Eminenz“, grüßte Wenzel von Sicking seinen Herrn und verbeugte sich.
    „Seid mir gegrüßt, Wenzel. Soll ich Euch einen Wein bringen lassen und etwas zu essen?“
    „Ja, ich danke Euch, Eminenz“
    Der Erzbischof ergriff ein kleines goldenes Glöckchen, das auf seinem Schreibpult stand, und läutete. Sofort öffnete sich die Tür, ein Diener trat leise ein und verbeugte sich tief. Diether trug ihm seine Wünsche auf. Ebenso unauffällig wie er gekommen war, entfernte sich der Diener auch wieder.
    „Was habt Ihr für Neuigkeiten, Wenzel?“
    „Nun, Eure Eminenz, ich habe Gelegenheit gehabt, mit meinem verlässlichen Kontakt an Kaiser Friedrichs Hofe zu sprechen. Der Kaiser ist sehr erbost über Euer Verhalten und weiß den Papst hinter sich, der ebenfalls Eure Wahl zum Erzbischof lieber heute als morgen rückgängig gemacht sähe. Irgendetwas ist im Gange, Eure Eminenz, ich weiß noch nicht was, aber wir müssen auf der Hut sein. Eure Gegner sind zahlreich und entschlossen. Ich weiß nicht einmal mehr, ob wir die Geschicke noch in der Hand haben, denn zu vieles ist geschehen, was Euren Feinden an den Pfründen zehrte.“
    Diether von Ysenburg lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah nachdenklich auf die feinen Holzschnitzereien an der Decke.
    „Ja, das mag sein, Wenzel. Allerdings glaube ich nicht, dass man jemals wirklich seine Geschicke gänzlich in der Hand hat, das hat nur Gott, unser Herr. Aber sicher, Ihr habt recht. Nun ist es wohl zu spät, um noch einzulenken und lieber sollte man sich auf die Konfrontation einstellen.“
    Es klopfte erneut an der Tür. Nach von Ysenburgs Aufforderung trat der Diener mit einem Tablett ein, auf dem sich ein Teller mit Bratenfleisch und Käse, einige Stücke Brot, ein Krug Wein sowie zwei silberne Becher befanden. Er stellte alles nacheinander auf den großen, dunklen Tisch, der sich, von acht hochlehnigen Stühlen umrahmt, im hinteren Teil des Zimmers befand, das durch einen schweren Brokatvorhang vom Rest des Raumes abgetrennt werden konnte. Der Erzbischof erhob sich und forderte den noch immer mitten im Raum stehenden von Sicking mit einer einladenden Geste auf, ihm zum Tisch zu folgen. Der Diener füllte die Becher und zog sich, rückwärts zur Tür schreitend, mit einer Verbeugung aus dem Raum zurück.
    Nachdem sie Platz genommen hatten, fuhr von Ysenburg fort: „Ich habe mich entschlossen, einen Fürstentag in Nürnberg einzuberufen und meinen Standpunkt vehement vorzutragen und zu verteidigen. Ich denke, es ist besser, jetzt politisch einen Schritt nach vorn zu wagen, als sich leise zurückzuziehen, nur um zu hoffen, dass der Kelch vielleicht an uns vorübergeht. Aus Sicht des Kaisers kann ich gut nachvollziehen, dass er mich hasst, denn schließlich ist er auf die Fürsten angewiesen, die ihn und seinesgleichen wählen. Und es ist doch immer besser, wenn man eine Herde mit Lämmern unter sich hat, die einem willenlos zum Trog und zur Schlachtbank folgen, als wenn ein sturer Bock darunter ist. Wir hatten oft schon heftige Dispute über die Vorbereitung zu meiner Wahl und dem Bund mit Diethrich von Erbach und Ihr wisst, dass ich Euch in vielen Dingen jetzt recht gebe, die ich noch vor einem Jahr anders gesehen habe.
    Aber, Wenzel, eines weiß ich genau: Ich bin fehlbar, doch der Papst und der Kaiser sind es auch. Selbst wenn sie es gern anders hätten und bei jeder Gelegenheit proklamieren, sie seien von Gottes Gnaden ins Amt berufen worden. Aber nicht Gottes Gnade allein beruft sie. Denn den Papst wählen die Kardinäle und den Kaiser die sieben Kurfürsten des Reiches – und ich bin einer von ihnen. Ihr wisst, wie ich über die Machtfülle von Kaiser und Papst denke. Nicht ihre Autorität stelle ich in Zweifel oder Abrede, doch mangelnde Demut und Gier nach persönlichem Reichtum sehr wohl. Und auch ich weiß starke Verbündete hinter mir und an meiner Seite. Nun, da ich sehr wohl um meine eigene Fehlbarkeit weiß, möchte ich Euch versichern, dass ich Eurem geschätzten Urteil in den folgenden Entscheidungen mehr Gehör schenken werde. Denn dumm ist nicht der, der einen

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