Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Fehler macht, sondern der, der ihn ein zweites Mal begeht. Also, was meint Ihr zu meinem Vorhaben?“
Diether von Ysenburg griff nach seinem Becher Wein, nahm einen tiefen Zug und bediente sich vom kalten Schweinebraten. Er sah Wenzel von Sicking erwartungsvoll an. Dieser räusperte sich etwas und sagte dann schließlich: „Ich danke Euch für das Vertrauen und möchte Euch nochmals sagen, dass meine Beurteilungen zu den damaligen Vorbereitungen für Eure Wahl nicht als Kritik an Eurer Person …“
„Schweigt!“, schnitt ihm von Ysenburg barsch das Wort ab und polterte: „Glaubt Ihr, ich bin ein Dorftrottel, der Kritik nicht erkennen kann? Glaubt Ihr, Ihr würdet jetzt nicht ersäuft in einem Fluss herumtreiben, anstatt mit Eurem Erzbischof einen Wein zu trinken, wenn ich den wahren Gehalt Eurer Worte, als sie Euren vorlauten Mund verließen, nicht erkannt hätte? Ich brauche keine Berater, die mir Honig ums Maul schmieren und mich ins Verderben rennen lassen, sondern aufrechte, erfahrene Männer, die mir ihre Meinung sagen, damit ich ein guter Herrscher und gottesfürchtiger Mensch bleibe. Es ist einfacher, sich den Körper von hundert Weibern zu kaufen, als nur einen ehrlichen Menschen um sich zu haben. So ist die Welt. Und nun fahrt fort!“
Von Sicking, der während dieses Ausbruchs die Luft angehalten hatte, atmete erleichtert aus, erhob seinen Becher und hielt ihn über den Tisch.
„Auf allzeit gutes Gelingen und die gemeinsame Sache. Ich danke Euch für Euer Vertrauen, Eminenz, und werde treu an Eurer Seite stehen, ganz gleich, was kommt. Auf Euch.“
„Ich weiß das und schätze es“, erwiderte Diether von Ysenburg.
Nachdem beide getrunken hatten, griff auch von Sicking zu und bediente sich von Braten und Brot.
„Ich denke, Eure Eminenz“, sagte er schmatzend, „dass die Einberufung eines Fürstentages eine eindeutige Brüskierung der nicht mit Euch verbündeten Fürsten ist. Auch der Kaiser wird Euch nicht gerade dafür lieben. Der Papst sowieso nicht. Nach meinem Dafürhalten ist das die letzte legitime und nicht kriegerische Auseinandersetzung, die Ihr wagen könnt, um das Erreichen Eurer Ziele voranzutreiben. Ein hohes Risiko. Wenn auch nur einer der Verbündeten umkippt, habt Ihr einen schweren Stand, wenn es nicht gar der Auslöser von Schlimmerem ist. Eure Verpflichtungen im Bund Dietrichs von Erbach, der sich gegen den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz gestellt hatte, haben Euch sicher zuerst einen Vorteil verschafft, da letztlich Ihr mit knapper Mehrheit zum Erzbischof von Mainz gewählt wurdet. Allerdings seid Ihr bis heute nicht vom Papst anerkannt worden und um Euer Verhältnis zu Kaiser Friedrich ist es auch nicht mehr zum Besten bestellt.“
Diether von Ysenburg saß nachdenklich in seinem Stuhl und spielte mit den Fingern an seinem verzierten Becher.
„Andererseits“, hob von Sicking erneut an, „sehe ich die Möglichkeit, dass man den Spieß auch durchaus umdrehen kann.“
„Wie meint Ihr das? Ich weiß, dass die Einberufung eines Fürstentages ein Risiko darstellt, aber ich glaube fest daran, dass ein allgemeines Konzil die einzige Möglichkeit ist, um genügend Druck gegen Rom aufzubauen und dadurch Papst Pius zum Einlenken zu bewegen.“
„Ja, Ihr habt recht! Aber wieder ist es nicht Euer Plan, der mich sorgt, sondern – mit Verlaub – Eure Vorbereitungen. Ihr habt zu viele unsichere Faktoren in Nürnberg. Ihr müsstet Euch wenigstens noch eines starken Verbündeten sicher sein, dann wären die Verhältnisse zu Euren Gunsten verlagert oder wenigstens ausgeglichen. Und Ihr wäret im schlimmsten Falle besser gerüstet, denn Ihr könnt Euch nicht nur auf Euren Bruder Ludwig allein verlassen.“
„An wen habt Ihr gedacht, Wenzel?“, fragte von Ysenburg direkt.
„An Kurfürst Friedrich von der Pfalz“, sagte von Sicking, ohne zu zögern.
Der Erzbischof schaute ihn entgeistert an. „Friedrich von der Pfalz? Wisst Ihr, was Ihr da sagt, oder habt Ihr schon zu viel getrunken? Friedrich steht fest auf Seiten von Nassau und unser Bund damals richtete sich gegen ihn. Sicher hat er meinen Kampf gegen ihn nicht vergessen. Wie soll er da wohl auf den Gedanken kommen, das Lager zu wechseln, vor allem jetzt, wo die Zeichen nicht so günstig für mich stehen?“
Wenzel von Sicking lächelte süffisant.
„Nun, ich gebe zu, es klingt vermessen, aber ich glaube, dass Friedrich sehr wohl ein guter Kandidat für unser Vorhaben wäre. Zum einen ist er machthungrig, zum
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