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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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Graychens leiden und bloß nicht das Unrecht vergessen, das ihren Freunden widerfährt.“
    Der Vogt lachte zufrieden und fuhr fort: „Außerdem werde ich Kufner zu mir bestellen und ihn darauf vorbereiten, dass er schon bald einen Auftrag von mir erhält. Angeblich, weil ich ein Gesuch des Vogtes aus Dieburg bekommen habe, der mich leihweise um meinen Schreiber bittet, da seiner verstorben und noch kein passender Ersatz gefunden ist.“
    „Ist er denn verstorben?“
    „Noch nicht. Aber sobald ich Nachricht aus Trier habe, dass Margarethe und Robert Graychen auf der Saarburg abgeliefert wurden, informiere ich Ulrich von Hachberg. Er wird dafür sorgen, dass die Sache mit dem Dieburger Schreiber durch einen zuverlässigen Mann erledigt wird. Es sind unsichere Zeiten und die Wege voll böser Menschen – da passiert schnell einmal etwas.“ Etzelroth lachte dreckig.
    „Ich werde gleich in den nächsten Tagen nach Kufner schicken und du begibst dich bereits morgen als offizieller Verwalter auf das Hofgut. Wenn unser Plan gelingt, soll es dein Schaden nicht sein – aber enttäusche mich nicht! Nicht schon wieder.“
    Am nächsten Tag machte sich Hermann Etzelroth mit einigen Männern seines Vaters zum Hofgut Graychen auf. Er machte seine Sache ganz so, wie es sein Vater von ihm erwartete: Er vergewaltigte eine Magd, prügelte den Knecht, der ihn davon abhalten wollte, und erstach einen der Wachhunde.
    Die Tatsache, dass sich der Sohn des Vogtes als neuer Gutsherr auf dem Hof der Familie Graychen aufspielte, machte in Langen schnell die Runde. Als Katharina und Ambrosius Kufner davon erfuhren, waren sie mehr als besorgt. Sie wussten nicht, wie sie ihren Freunden helfen sollten. Sie waren machtlos.
    Nur zwei Tage später erhielt Ambrosius Kufner den Bescheid, sich umgehend bei Vogt Etzelroth auf der Burg Hayn einzufinden.
     

     
    Während all dies geschah, wurden Bertholds Mutter und sein Bruder Robert, an Händen und Füßen in Ketten gelegt wie Schwerverbrecher, in einem Gefängniskarren in die Pfalz gefahren. Sie konnten nicht erkennen, wohin die ermüdende und anstrengende Reise ging, da sich nur eine kleine, vergitterte Luke am oberen Teil der Wagentür befand, durch die sie den Himmel und manchmal Baumwipfel erkennen konnten. Das Aufstehen war ihnen untersagt und wurde sofort mit Schlägen geahndet, wenn es die Wachen bemerkten, die sie eskortierten. Einmal am Tag bekamen sie etwas Wasser und einen kleinen Kanten Brot. Ihre Notdurft mussten sie in einen stinkenden Kübel verrichten, der in einer Ecke stand.
    Die Wege, die ihre Entführer wählten, waren wohlbedacht und lagen stets abseits von Dörfern und Städten. Mussten sie doch einmal auf stärker befahrenen Wegen reisen, wurde die Luke des Karrens zusätzlich mit einem Holzladen verschlossen, damit sich die Gefangenen nicht vielleicht gegenüber anderen Reisenden bemerkbar machen konnten.
    Nach acht Tagen beschwerlicher Fahrt, in denen Margarethe und Robert stets von Ungewissheit und Angst gequält wurden, schien die Reise zu Ende zu gehen. Es war schon tiefe Nacht, als sie bemerkten, wie der Karren mit ächzenden Deichseln und knarrenden Achsen mühsam einen langen Anstieg hinauffuhr. Die erschöpften Pferde keuchten laut und zuweilen schienen ihre Hufe auf dem steilen Untergrund auszugleiten.
    Dann kam der Karren zum Stehen. Stimmen waren zu hören und das geräuschvolle Öffnen eines schweren Tores. Der Wagen fuhr erneut kurz an und das Tor fiel krachend hinter ihm ins Schloss. Nach ein paar Metern hielt der Karren endgültig, der Kutscher sprang vom Bock und die Bewacher saßen von ihren Pferden ab. Wieder vernahmen Margarethe und Robert Stimmengewirr. Der Riegel der Wagentür wurde zur Seite geschoben und die Tür mit einem Ruck geöffnet. Die Gefangenen blinzelten geblendet in den Feuerschein einiger Fackeln.
    In einer ungewohnten Mundart sagte eine derbe Männerstimme: „Holt sie aus dem Wagen und bringt sie in den Turm! Und gebt ihnen Wasser und etwas zu fressen, sie sehen schlecht aus. Nicht, dass sie uns verrecken, dann wäre all die Mühe umsonst gewesen.“
    Derbe Hände zerrten die beiden aus dem Karren, noch ehe sie auf die Füße kommen konnten. Geblendet von den Fackeln, fiel Robert an der Türkante mit rasselnden Ketten vornüber aus dem Karren. Sofort verpasste ihm einer der Wachsoldaten einen Tritt in den Magen und herrschte ihn an: „Los, auf die Füße, du Missgeburt, sonst machen wir dir Beine!“
    Robert krümmte sich vor

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