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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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genug“, entgegnete Ambrosius bestimmt, „ich werde es dir erzählen, wenn die Zeit gekommen ist, Katharina. Nur so viel möchte ich dir sagen: Etzelroth hatte mich, wie du ja weißt, zu sich auf die Burg Hayn bestellt und mir einen Auftrag außerhalb der Städte Langen und Dreieichenhayn angekündigt.“
    „Außerhalb der Städte?“, fragte Katharina verwundert, „aber wohin …“
    Ambrosius Kufner hob die Hand und unterbrach seine Tochter. „Ich weiß es selbst nicht, aber das spielt jetzt keine Rolle. In jedem Fall hat er mir durch die Blume gesagt, dass wir unter Beobachtung stehen und uns ohne sein Wissen besser nicht aus Langen wegbewegen sollten. Folglich denke ich, dass der Mann, den du gestern Nacht gesehen hast, zu Etzelroths Leuten gehört. Wir sollten uns besser an ihn gewöhnen. Er oder ein anderer werden nicht zum letzten Male hier gewesen sein. Vor allem solltest du dich an Etzelroths Weisung halten, sonst bringst du uns in Schwierigkeiten.“
    „Also sind wir Gefangene in unserer eigenen Stadt?“, fragte Katharina entsetzt.
    Ambrosius Kufner zögerte kurz, antwortete dann aber: „Ja, so ist es wohl leider.“
    „Aber warum, um alles in der Welt? Was haben wir getan?“
    „Ist das denn so schwer zu begreifen? Denk nach, Katharina!“
    „Berthold?“, fragte sie zögerlich.
    Ihr Vater nickte. „Warum sonst?“
     

     
    Das Gesicht der Landschaft hatte sich in den vergangenen Wochen verwandelt und war, wie durch einen von zauberhafter Hand geführten Pinsel, mit fettem Grün, blühendem Weiß und zartem Rosa betupft worden. Seit geraumer Zeit schon wohnte Berthold bei Walther und Irmgard Köppler in Babenhausen. Seine arbeitsreichen Tage waren von ablenkender Normalität geprägt, was ihm dennoch wie Erholung erschien, musste er so doch immer seltener an den Grund denken, warum er sich nicht auf dem Hofgut seiner Familie, sondern fern davon in Babenhausen aufhielt.
    Walther hatte ihn mit Aufgaben eingedeckt – und dies nicht nur, weil er ihn ablenken wollte, sondern auch, weil ein Esser mehr selbst für die etwas wohlhabenderen Köpplers durchaus eine finanzielle Belastung darstellte. Berthold war froh, so wenigstens etwas zu den Kosten seines unfreiwilligen Aufenthalts beitragen zu können. Die Köpplers waren allerdings nicht unglücklich über seinen Besuch, hatten sie doch mit ihm einen sich geschickt anstellenden, zusätzlichen Gehilfen. Berthold konnte bereits nach wenigen Wochen getrost mit Aufgaben betraut werden und selbstständig Arbeiten verlässlich durchführen. So half er etwa beim Errichten eines neuen Dachstuhls, verputzte die Gefache von Häusern mit der stinkenden Mischung aus Stroh, Lehmerde und Kuhmist oder mauerte sogar einen Schornstein neu auf, dem die Witterung übel mitgespielt hatte. Ihm kam dabei zugute, dass ihm sein Vater sehr früh zahlreiche handwerkliche Fähigkeiten beigebracht hatte.
    Oft saßen sie alle nach getaner Arbeit abends beisammen, leerten einen oder auch zwei Krüge Bier, spielten Würfel und erzählten sich Geschichten, bevor sie sich schlafen legten. Dabei achteten sowohl die Köpplers als auch Petz, der immer mit bei ihnen saß, als gehöre er zur Familie, tunlichst darauf, die Gespräche nicht auf ein Thema zu lenken, das mit Langen, Hofgut Graychen, dem lahmen Franz oder Bertholds Flucht verbunden war. Doch das ließ sich natürlich nicht immer vermeiden und so kam es durchaus hin und wieder vor, dass Berthold für einige Momente still und in sich gekehrt am Tisch saß. Trotzdem genoss er diese Abende sehr. Sie gaben ihm Geborgenheit und Sicherheit, auch wenn er ganz genau wusste, dass dieser Frieden durch Ablenkung erschlichen war und er früher oder später den Preis der Wirklichkeit dafür zahlen musste. Auf ewig konnte er nicht in Babenhausen bleiben. Das war allen klar, auch wenn es keiner aussprach.
    Mit dem hünenhaften Petz verband ihn vom ersten Moment an ein besonderes Band, etwas, das über Freundschaft weit hinausging. Es schien Berthold manchmal, als sprächen sie eine eigene Sprache, mit Wörtern, die nur sie verstanden und die keiner sonst hören konnte. Ja, zuweilen kam es ihm so vor, als würden ihre Seelen gemeinsam spazieren gehen, während die anderen nicht dabei sein durften. Petz war Berthold eine große Stütze und trug viel zu den guten Gefühlen und der Sicherheit bei, die dieser im Hause der Köpplers verspürte.
    Berthold hatte schließlich so viel Vertrauen in ihn, dass er Petz in seine Ahnungen einweihte.

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