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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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blitzte die silberbeschlagene Scheide eines langen Schwertes in der frühen Nachmittagssonne. Der Reiter verfolgte den flüchtenden Jakob Herms mit den Augen. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und preschte dem Fliehenden hinterher.
    Jakob Herms sah sich gehetzt um, während er durch die spätsommerlichen Wiesen galoppierte. War da nicht etwas gewesen? Ein Reiter? Er traute sich nicht anzuhalten, sondern trieb sein Pferd weiter an. Der Wald flog auf ihn zu. Dort würde er sich besser verstecken können, wenn er verfolgt würde. Gab es denn tatsächlich einen Verfolger? Wieder sah sich Jakob Herms um. Der Schweiß lief ihm in Strömen – vor Anstrengung und vor Angst. Nein, da war niemand zu sehen. Aber dennoch spürte er ein seltsames Unbehagen, als würde er beobachtet.
    Endlich hatte er den Wald erreicht. Der Weg verjüngte sich, sodass er kaum noch ein Fuhrwerk hätte überholen können. Aber es gab kein Fuhrwerk. Keinen Menschen. Nur die Nachmittagssonne warf durch die Kronen der Bäume goldene Lichtflecken auf den Weg, der sich wie ein brauner Wurm durch den Wald schlängelte. Jakob Herms atmete durch und zügelte sein Pferd ein wenig. Doch das Unbehagen blieb. Fahrig wischte er sich über das Gesicht, der Schweiß brannte in den Augen.
    Als der Weg in einer leichten Biegung nach links um eine kleine, bewachsene Erhebung führte, riss Jakob Herms sein Pferd in Panik zurück und kam jäh zum Stehen. Wenige Schritte vor ihm stand, wie aus dem Boden gewachsen, ein schwarzes Pferd, auf dem ein ganz in Schwarz gekleideter Reiter saß. Jakob Herms spürte den stechenden Blick des Mannes und wusste, dass es sein Verfolger war. Er wusste auch, dass Flucht sinnlos war.
    Seine Stimme überschlug sich vor Aufregung, als er schrie: „Wer seid Ihr und was wollt Ihr von mir?“
    Der Reiter antwortete jedoch nicht und ließ sein Pferd ein paar Schritte nach vorn gehen. Er war jetzt nur noch auf Lanzendistanz von Jakob Herms entfernt.
    „Wo ist der Schreiber mit seiner Tochter?“, fragte er drohend. Seine Stimme klang rau, röchelnd und gewalttätig und fuhr Jakob Herms bis ins Mark.
    „Woher wisst Ihr …?“
    „Antworte, Jakob Herms, oder du wirst es bereuen!“
    „Ihr kennt meinen Namen? Um Himmels Willen, wer hat Euch gesandt? Etwa Vogt Etzelroth?“, stotterte Herms und wurde leichenblass.
    „Antworte!“, donnerte der Reiter.
    „Ich weiß es wirklich nicht, Herr! Sie sind mir ausgebüchst, heute Morgen. Ich wollte sie gerade suchen!“
    „Sicher, Herms.“ Der Reiter lachte hässlich. „Aber sag mir eines: Wenn du nicht weißt, wo sie sind, warum reitest du dann im Galopp blind in eine Richtung? Vertraust du etwa auf Gottes Fingerzeig?“
    Jakob Herms schwieg und blickte unsicher zur Seite. Plötzlich brüllte der Reiter: „Lüg mich nicht an oder ich ziehe dir die Haut in Streifen vom Leib! Wo ist der andere? Der, den Etzelroth will? Haben sie dir das verraten, haben sie ihn aufgesucht?“
    „Ich weiß es nicht!“, begann Jakob Herms zu schluchzen. „Lasst mich doch zufrieden, Herr. Ich will nichts mehr zu schaffen haben mit Etzelroth, diesem Graychen oder Euch. Hier, nehmt das Geld, aber lasst mich!“
    Er hielt dem Reiter seinen Geldbeutel hin, doch der lehnte sich zurück und sah Jakob Herms verächtlich an. „Du bist nichts, Herms. Ein Niemand. Aber dein Wissen um die falschen Dinge macht dich so bedeutsam für mich, nicht du selbst.“
    Noch ehe Jakob Herms reagieren konnte, schnellte der Reiter mit seinem Hengst nach vorn und hieb ihm sein Schwert von schräg oben durch das Schlüsselbein bis zur Wirbelsäule in den Oberkörper. Herms blickte mehr überrascht als schmerzverzerrt in das Gesicht seines Mörders. Dann fiel sein zuckender Körper mit einem letzten Stöhnen hintenüber vom Pferd. Der Reiter schwang erneut sein Schwert und spaltete auch Jakob Herms’ altem Wallach den Schädel. Zuckend brach das Pferd zusammen, stürzte auf den verblutenden Jakob Herms und begrub ihn halb unter sich.
    Der schwarze Reiter schob sein Schwert zurück in die Scheide, wendete sein Pferd und ritt davon. Die sanften Strahlen des Nachmittagslichtes warfen durch das Laub der Bäume goldene Flecken auf die beiden toten Körper und funkelten in den tiefroten Lachen, die sich langsam auf dem Weg ausbreiteten.
     

     
    Petz und Berthold waren von Babenhausen ins Kloster Ilbenstadt im Niddatal geflohen. Lange vor Sonnenaufgang waren sie noch in der Nacht, in der Berthold den Traum vom Sturz des gekrönten Adlers und

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