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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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Klosters Ilbenstadt, die um den Beistand der heiligen Inquisition in Trier gebeten hatten, wollten einen ganz anderen Fall untersuchen. Aber die Beschreibungen passten einfach zu gut. Nein, er täuschte sich gewiss nicht. Er hatte es gesehen. Träume wurden Schatten, aus den Schatten erwuchsen Figuren und die Figuren wurden lebendig.
    „Es wird Zeit. Jetzt weiß ich, wo du bist, Berthold Graychen. Nymandus wird dich holen.“
    Lachend ging der Legat weiter und verschwand in seinem Zimmer. Kurze Zeit später konnte man die Silhouette eines einzelnen Reiters durch die verschneite Einöde zu Füßen der Burg Ehrenberg reiten sehen.
     

     
    Andreas Zöblin schickte sich gerade an, zu Bett zu gehen. Doch zuvor wollte er noch ein Glas Wein trinken, um sich dann – in wohliger Vorfreude auf das morgige Verhör – seinen Träumen hinzugeben. Es würde auf jeden Fall in ein peinliches Verhör übergehen. Bei ihm hatte noch jeder geredet und alles gestanden. Er lehnte sich entspannt zurück und griff nach dem Glas.
    Beinahe hätte er dessen Inhalt verschüttet, als mit der Faust gegen seine Tür gedonnert wurde. „Herr Zöblin?“, hörte er einen seiner Soldaten rufen. Verärgert erhob er sich und öffnete. „Was ist? Bist du toll, so gegen meine Tür zu schlagen, du Trottel?“, herrschte Zöblin den Mann an.
    „Verzeiht, Herr Zöblin, aber Ihr müsst sofort mit mir kommen. Die Gefangenen sind entflohen und die Wachen wahrscheinlich tot.“
    Zöblin starrte den Soldaten an und brachte zunächst nur ein ungläubiges „Was?“ heraus.
    „Ja, unsere Männer liegen stocksteif im Hospital.“
    „Wie sollten sie geflohen sein, wenn ich doch den Schlüssel in der Tasche habe? Wage es nicht, mich ins Bockshorn zu jagen, es würde dir schlecht bekommen.“
    Andreas Zöblin griff in die Tasche seines Habits und wurde bleich. Er wühlte darin herum, doch es war nichts zu finden. Der Schlüssel war weg. Angestrengt dachte er nach. Dann dämmerte es ihm und er brüllte los: „Du dreckiges Mönchlein. Du hinterfotziger Dieb, Verräter und Ketzer! Na warte, wenn ich dich zu fassen kriege!“
    Der Inquisitor griff nach seiner Kukulle, warf sie über die Schultern und zog seine rindsledernen Handschuhe an. „Ich hätte es wissen müssen, als er mich so ungeschickt angerempelt hat“, knurrte er und schrie den Soldaten an: „Geh! Los, los, voran! Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Wehe ihnen, wenn ich sie erwische! Aber gnade euch Gott, ihr Kerle, wenn ich sie nicht erwische!“
    Der Soldat ging mit eiligen Schritten vor Andreas Zöblin her, die Treppe hinunter in die Halle, in der einige Soldaten und Mönche standen und sich, gruppiert nach ihrer Kleidung, tuschelnd unterhielten. Als sie den Inquisitor sahen, verstummten sie. Zöblin hingegen donnerte, an seine Soldaten gewandt, los: „Was steht ihr hier herum, ihr Nichtsnutze? Los, hinaus und alle Tore und Pforten gesichert. Die Brüder sollen euch jeden Ausgang und jede Möglichkeit zur Flucht aus dem Kloster zeigen. Immer zwei Mann an jeden Ausgang und du, Hauptmann, zu mir. Die restlichen auf den Hof und das gesamte Kloster durchsucht. Los, sonst mache ich euch Beine!“
    Die Soldaten hasteten hinaus. Auch der eifrige Bruder Bernhard eilte beflissen mit zwei Mann zum Hinterausgang des Klosters. Als die tanzende Flamme seiner Fackel die Konturen der frischen Fußspuren im Schnee beleuchtete, wusste er, dass er hier richtig war. Sonst gab es nur noch einen Seitenausgang in Küchennähe, zu dem Bruder Franz – mehr schleichend als wirklich um Eile bemüht – mit zwei anderen Soldaten marschierte. Die restlichen Mönche und Soldaten verteilten sich im Hof und strömten in die einzelnen Gebäude und jeden Winkel des Klosters. Überall herrschte Geschrei, riefen sich Mönche und Soldaten etwas zu, wenn sie nichts gefunden hatten. Ein so emsiges Treiben hatte Kloster Ilbenstadt wohl schon lange nicht mehr gesehen. Doch die Suche dauerte nicht lange, denn schon bald kam der atemlose Bernhard mit den beiden Soldaten zurück. „Frater Zöblin, Eure Eminenz!“, sprudelte er hervor.
    Obwohl Andreas Zöblin diesen anbiedernden jungen Mönch nicht leiden konnte, schmeichelte ihm die ehrerbietige Anrede. Auch wenn ihm der Titel einer Eminenz nicht zustand, nahm er ihn mit wohlwollendem Lächeln entgegen.
    „Was ist Bruder Bernhard, hast du etwas entdeckt?“
    „Ja, sie sind anscheinend zum Hinterausgang hinaus.“
    „Aha. Und was heißt anscheinend? Sind sie es nun oder sind

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