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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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Pferd wuchte.“
    Augustein verschwand in der Scheune, klaubte die Decken und die Bündel zusammen und steckte die Wegzehrung des Bauern dazu. Als er einen Augenblick später wieder aus der Scheune hinaus in den trüben Februarmorgen trat, erschrak er. Petz kniete hinter den am Boden liegenden Berthold und hielt dessen Kopf in seinen haarigen Pranken gebettet, die er auf seine Oberschenkel gelegt hatte.
    „Meister Petz, was ist mit ihm?“, rief Augustein erschreckt.
    „Mach nicht so ein Geschrei“, erwiderte Petz. „Er erwacht. Los, geh noch einmal zum Bauern und hole Wasser und etwas Essen. Segne ihn meinetwegen und gib ihm noch ein paar Münzen. Berthold hat seit über einem Monat nichts gegessen und wird schrecklichen Hunger haben, wenn er wieder zu sich kommt. Los, beeil dich! Geh!“
    Augustein kramte hastig das Säckchen mit den Münzen aus Petz’ Bündel heraus, rannte stolpernd zum Haus des Bauern zurück und riss die Tür zur Stube auf. Er warf dem erstaunten Mann zwei Münzen auf den Tisch, schwatzte ihm in Windeseile noch mehr Brot, Käse, Eier und einen Krug mit Wasser ab, segnete ihn und seine Familie und lief wieder nach draußen.
    Neugierig beugte er sich über Berthold, der inzwischen erwacht war und ihn kraftlos anlächelte. Seine Stimme war sehr leise, als er sagte: „Na, Bruder Augustein, du auch hier? Gut, dass du zu essen bringst, ich sterbe vor Hunger und Durst.“
    „Berthold! Schön, dass du wieder unter uns weilst. Du scheinst geheilt. Was für ein glücklicher Tag! Gepriesen sei der Herr in seiner unendlichen Güte!“
    Augustein kniete sich neben Petz und reichte Berthold Brot und Käse. Doch der griff zuerst gierig nach dem Wasserkrug und leerte ihn in einem langen Zug. Mit einem zufriedenen Rülpsen gab er ihn zurück und stopfte sich ein Stück Käse und einen großen Brocken Brot in den Mund. Schmatzend sagte er: „Geheilt? Warum geheilt? War ich denn krank? Ich fühle mich nur, als hätte ich schlecht geschlafen. Wo sind wir hier?“ Er sah sich um.
    „Nein krank warst du nicht, sondern tot“, antwortete Augustein, „und wenn es nach bestimmten Brüdern gegangen wäre, so hätte man dich ohne zu zögern bereits bestattet.“
    „Tot? Bestattet? Was redest du da?“
    Berthold versuchte sich mühsam zu erheben, sackte aber kraftlos wieder auf den Rücken, weil seine Arme einknickten. Er blickte Petz an: „Was ist geschehen? Ich weiß nur noch, dass ich den Tee des lahmen Franz getrunken habe. Dieses hinterhältige Gebräu. Dann kam von irgendwoher ein Schwan in meinen Kopf geflogen und danach habe ich sonderbare Dinge geträumt. So echt, so wahr, dass ich es noch immer kaum fassen kann. Mir kommt es vor, als hätte ich ein ganzes Leben und noch mehr geträumt. Aber das muss erst gestern Abend gewesen sein.“
    „Berthold“, hob Petz an, „du bist für über vierzig Tage dem Tod näher als dem Leben gewesen. Zumindest hatte es den Anschein.“
    „Über vierzig Tage?“ Berthold griff sich an den Kopf. „Allmächtiger, was ist nur geschehen?“
    „Ich denke, du hast endlich den Weg beschritten, den du gehen musstest. Wenn das alles zusammenhängt, dann bist du jetzt bereit für die Wahrheit.“
    „Aber was ist die Wahrheit, Petz? Sag es mir!“
    „Ich habe es Dir doch schon damals im Kloster gesagt: Ich kenne sie nicht. Es ist schließlich deine Erkenntnis, Berthold. Und du wirst alles begreifen, wenn die Zeit reif dafür ist. Aber jetzt haben wir keine Zeit, die Wahrheit zu ergründen. Wir müssen fort, und zwar schnell! Kannst du reiten, wenn ich dich aufs Pferd setze?“
    Petz schob seine Hände unter Bertholds Achseln und stand mit ihm so leicht auf, als wäre er gar nicht vorhanden. Doch Bertholds Knie gaben sofort wieder nach, sodass ihn Petz beim Gehen stützen musste. Als sie schließlich vor Calamus standen, begrüßte dieser freudig seinen Besitzer, indem er seine haarige Schnauze in Bertholds Händen vergrub und ihn immer wieder anstupste. Doch Berthold war ungehalten. Was sollte er immer nur mit diesen bruchstückhaften Wahrheiten anfangen, wenn es denn überhaupt welche waren? Er wollte endlich die ganze Wahrheit, und zwar auf einmal.
    „Kannst du jetzt schon selbst ein paar Schritte gehen?“, fragte ihn Petz.
    Berthold löste sich von Calamus und ging wie zum Beweis und mit einer übertriebenen Geste vor Petz und Augustein auf und ab. Schließlich kehrte er zu Calamus zurück und griff sich die Zügel. Petz und Augustein standen die Münder

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