Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Holzbrett mit einer Schüssel wurde hereingeschoben. Petz wollte es gerade entgegennehmen, als es auf halbem Wege plötzlich stockte. Ein Soldat hatte nach ihm gegriffen. „Noch etwas, Bruder. Zu keinem Menschen ein Sterbenswort, sonst …“
„Ja, ja, aber natürlich! Wie könnte ich euch diese gütige Geste mit Niedertracht oder Schwatzhaftigkeit vergelten, meine ehrenwerten Freunde?“
Der Soldat zog seine Hand zurück und das Brett mit der nunmehr eiskalten Grütze wurde so weit hineingeschoben, dass Petz die Schüssel herunternehmen konnte. Das Brett verschwand wieder und in der Klappe erschien für einen kurzen Augenblick das Gesicht von Franz, der versuchte, einen Blick auf Petz zu erhaschen. „Möge es dir munden und mögest du die Schüssel bis zum Grund genießen, Meister Petz. Meine Schuld ist nun beglichen. Leb wohl, mein Freund – ich bete für dich und Berthold und eure unsterblichen Seelen.“
„Danke, Bruder Franz, ich werde es mir schmecken lassen. Leb auch wohl!“
Die Klappe wurde wieder geschlossen und Petz hörte, wie sich Franz entfernte. Kurz darauf kehrte er mit den versprochenen Sachen aus der Küche zu den Wachen zurück. Gierig bissen die hungrigen Soldaten in Brot und Fleisch, schmatzten und lachten und taten tiefe Züge vom heißen Bier.
Petz hatte keinen Hunger. Und er hatte Franz’ Hinweis verstanden. Er nahm den Löffel aus der Grütze, ging mit der Schüssel zu dem Loch im Boden und schüttete ihren Inhalt hinein. Er hielt die mit Grützeresten verschmierte Schüssel in das schummrige Licht der Kerze, die den Raum spärlich erhellte. Auf ihrem Boden waren die zittrigen Worte „Sei bereit!“ ins Holz gekratzt. Petz horchte auf. Draußen lachten und kicherten die Wachen albern. Irgendetwas stimmte mit ihnen nicht. Petz ging interessiert und lauschend zur Tür.
„Hast du auch nicht das, was du immer sagst?“
„Nein, habe ich nicht, hihi, aber warum auch?“
„Na, das frage ich dich, du Hundsfott.“
„Wieso mich allein und nicht den Papst gleich mit? Prost!“
„Ein leckerer Tropfen, dieses Bier! Tut gut! Prost!“
„Ja, ich mir auch, hihi!“
„Ich muss pissen!“
„Ja, dann, hopp-di-hopp, mein edler Ritter, wohlan!“
„Nein, doch nicht jetzt. Ich muss schlafen!“
„Auch gut, aber nicht im Dienst, sonst kommt man auf den Heiterschaufen, äh, Scheiferhauten … ach, was weiß ich, wie das verdammte Ding heißt.“
„Liebst du mich noch?“
„Aber sicher!“
„Gut, dann kann ich ja endlich auch ins Bett gehen. Gute Nacht!“
„Schön hier!“
„Ja, stimmt …“
Petz vernahm ein dumpfes, fallendes Geräusch und das Knirschen von Schnee. Einer der beiden Männer schien gerade umgefallen zu sein. Der andere schlug polternd mit dem Kopf gegen die Tür, als er am Türrahmen niedersank. Der Bierkrug glitt ihm aus der entkräfteten Hand und kippte um. Dampfendes Bier lief unter der Tür hindurch und bildete in einer Vertiefung der abgetretenen Türschwelle eine kleine Pfütze. Petz lauschte atemlos, doch draußen war nun nichts weiter als regelmäßiges Schnarchen zu hören.
Das konnte kein Zufall sein. Petz hastete zu Berthold, nahm zwei Decken vom Bett, wickelte ihn fest darin ein, warf sich seinen Umhang über und nahm Berthold vorsichtig auf die linke Schulter. Dann hob er das rechte Bein und zog sein Messer aus der Scheide, die unter seinen Beinkleidern verborgen war. Rasch steckte er sich noch die verräterische Holzschüssel mit der eingekratzten Nachricht in die Jacke. Er wollte niemanden in Schwierigkeiten bringen.
Dann wartete er mit gezogenem Messer und dem schlafenden Berthold über der Schulter an der Tür auf das, was nun geschehen würde. Er musste nicht allzu lange ausharren. Von einer nervösen Hand wurde der Schlüssel ins Schloss gesteckt und herumgedreht. Die Riegel schnappten klackend zurück und die Tür wurde aufgestoßen. Der Kopf eines Soldaten fiel mit einem dumpfen Geräusch rückwärts auf die Schwelle. Vor Petz stand, in der Dunkelheit kaum zu erkennen, Augustein – dick eingepackt und mit einer einfachen Tasche über einer Schulter.
„Komm, Meister Petz, schnell. Frag nichts und komm einfach – aber um Gottes Willen leise!“, flüsterte seine jungenhafte Stimme. Dann stieß er flehend hinterher: „Gott steh mir bei – ich hoffe, du bist tatsächlich kein Zauberer und ich versündige mich nicht.“
„Nein, bin ich nicht“, flüsterte Petz beruhigend.
„Und wenn doch, dann wäre es jetzt ohnehin zu spät
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