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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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Aber das Gemälde war schon vor Jahren verkauft worden. Miranda hatte heftig geschluchzt, als man es fortbrachte, nur um von ihrem Vater ermahnt zu werden, dass er nicht zu solch erniedrigenden Maßnahmen gezwungen wäre, hätte sie ihre seltsame Fähigkeit in Zaum gehalten.
    Miranda wandte den Blick von dem Fleck an der Wand ab. Sie hasste es, wie sich ihr Magen dabei zusammenkrampfte. Sie hasste diesen Raum und hätte es vorgezogen, sich in ihrem Zimmer zu verstecken.
    Die Männer erhoben sich, als sie eintrat. Erst da erkannte sie ihren Besucher.
    »Dover!« Mit einem breiten Lächeln eilte sie auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.
    Der Kapitän grinste über das von Wind und Wetter wie Treibholz gegerbte Gesicht. »Dann haste mich also nicht vergessen, Mädel.«
    Seine rauen Pranken umschlossen ihre Hände.
    »Niemals«, antwortete sie. Dover Rye war die rechte Hand ihres Vaters gewesen. Er hatte viele seiner Schiffe geführt sowie die Matrosen und Arbeiter befehligt, die sie für zahlreiche Reisen angeheuert hatten. Nachdem das Schiff ihres Vaters, die Rose, vor etwas über einem Jahr während eines Sturms vor der Küste von North Carolina Schiffbruch erlitten hatte, waren seine Dienste nicht mehr benötigt worden. Es war der letzte Nagel zu ihrem finanziellen Sarg gewesen. Und damit auch das Ende von Dovers Geschäftsbeziehung mit ihrem Vater.
    »Wie schön, dass du uns einen Besuch abstattest.«
    Er sah ein wenig verlegen aus. »Ach, na ja, das hätt’ ich schon früher machen sollen. Und wenn auch bloß, um zu sehen, wie’s euch geht.«
    Damit hatte er vielleicht recht, dachte sie mit einem kleinen, schmerzhaften Stich. Denn es hatte wehgetan, dass beinahe jeder in ihrem Leben sie nach dem endgültigen Ruin ihres Vaters einfach verlassen hatte. Die dadurch entstandene Stille war ohrenbetäubend gewesen. Aber jetzt war Dover hier. Das musste doch auch etwas wert sein.
    »Tochter.« Vaters Miene wirkte ebenso erfreut, wenn auch nicht so offen.
    »Ihr beiden seht aus, als hättet ihr gute Nachrichten«, meinte sie, als Dover sie zu dem Sessel führte, in dem er zuvor gesessen hatte. Sie erlaubte sich jedoch noch nicht, in dessen Weichheit zu versinken.
    Vater klatschte in die Hände und rieb sie aufgeregt. »Wie es der Zufall will, habe ich das tatsächlich.« Seine Augen funkelten, als er Dover einen Blick zuwarf und sich dann wieder ihr zuwandte. Als sie seinen freudigen Gesichtsausdruck sah, machte ihr Herz bei der Erinnerung an den Mann, der er einst gewesen war, einen kleinen Sprung. Sie hatte ihren Vater einmal bewundert, mehr als alle anderen Männer. Doch diesen Mann gab es schon so lange nicht mehr.
    »Ich hatte in jüngster Zeit eine Glückssträhne«, erklärte er. »Bin zu finanziellen Mitteln gekommen, die das Blatt zum Guten wenden könnten.«
    Ihr wurde flau im Magen. »Mittel? Wie das? Und woher?« Große Geldsummen fielen einem nicht einfach so in den Schoß.
    Kurz wurden seine Augen schmal. »Mach dir darüber keine Gedanken.« Dann kehrte das glückliche Lächeln zurück. »Worauf es ankommt, ist, dass ich nun wieder in der Lage bin, ein Schiff anzuheuern. Ich habe einen Investor gefunden, der für wenig Geld Indigo und Baumwolle aus Charleston, South Carolina kaufen möchte, und einen Händler in Georgia, dem es nach englischem Gin gelüstet. Wir segeln auf westlichem Kurs nach Amerika und machen dort ein hübsches Geschäft.«
    Er klopfte Dover auf die Schulter. »Dover hier hat sich bereiterklärt, mir dabei zu helfen, eine Mannschaft zusammenzustellen.«
    Dover warf ihrem Vater einen Blick zu, den sie nicht zu deuten wusste, bevor er antwortete. »Ich bin zwar schon ein alter Seebär und nich’ mehr für so eine Reise geschaffen, aber ich werd’ für deinen Vater eine gute Mannschaft finden.«
    »Die beste, die man mit Geld kaufen kann«, fügte ihr Vater hinzu. »Zu einem vernünftigen Preis natürlich.«
    Niemand stimmte in sein Kichern mit ein.
    »Dann hast du also einen Geldgeber gefunden?«, zwang sich Miranda zu fragen. Sie wollte keine Hoffnung in sich aufkeimen lassen. Noch nicht. Hoffnung verlieh einem Flügel, und es schmerzte zu sehr, auf den harten Boden der Tatsachen zurückzustürzen.
    Wieder verfinsterte sich die Miene ihres Vaters. »Natürlich. Hör mal, Tochter, überlass es mir, mich um meine Geschäfte zu kümmern. Du konzentrierst dich darauf, bezaubernd auszusehen und dich aus Schwierigkeiten herauszuhalten.«
    »Bedeutet das, ich kann meine täglichen Aktivitäten

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