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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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großen Einfluss gehabt hatten, war so düster, dass kaum jemand, der eine Alternative besaß, dort das Wochenende verbringen wollte. Der Bus hatte eine Ladung Arbeiter am Ende ihrer Wochenschicht nach Hause gebracht und fuhr nun leer zurück.
    Dies war natürlich auch den Schatten bekannt. Deshalb war Derrien auch auf offener Strecke in den Bus zugestiegen und nicht in Molde. Ein einzelner Fahrgast in Molde hätte zu viel Misstrauen geweckt, und wer wusste schon, ob die Schatten nicht bereits ihre Beobachter im Städtchen hatten. Der Busfahrer war so eingeschüchtert gewesen von Derriens Gestalt, dass er noch nichteinmal Geld für eine Fahrkarte verlangt hatte. Ihm sollte das nur recht sein – er hatte keine müde Krone in seinen Taschen, weder Ausweis noch Führerschein noch irgendwas.
    Bisher hatte auf seiner Flucht jedenfalls alles geklappt. Der Dämon war nicht aufgetaucht, als er mit den Fischern in Gouelanig Mor abgelegt hatte und nach Sekken gesegelt war. Dort war er auf einige Flüchtlinge gestoßen, die sich seit dem Schattenangriff auf der Insel versteckt hielten und ihn vor einer marodierenden Rotte Jungschatten gewarnt hatten. Sie hatten ihm geholfen, unbehelligt zur Pforte zu gelangen, wo er in die Außenwelt gewechselt war. Dort hatte er ein Boot geklaut, mit dem er den Sund zwischen Sekken und Molde überquert hatte. Nun musste er nur noch diese Busfahrt überstehen und das Sichere Haus der Waldläufer erreichen, das er vor Jahren in einem Vorort von Trondheim eröffnet hatte, unabhängig vom Rat von Dùn Robert und dessen Einfluss. Dort konnte er sich erholen und seine Spione zusammentrommeln und seine nächsten Schritte planen.
    Ha!
Er schnitt eine Grimasse. Was würden das wohl für Schritte sein? Auf Trollstigen hatte er alles verloren. Schlichtweg alles. Er hatte gewusst, dass es ein hoher Einsatz war, den er mit der Öffnung der Burg riskiert hatte, doch eigentlich hatte er damit gerechnet, nicht zu verlieren. Und eigentlich hatte er auch nicht verloren, zumindest nicht, bis diese Schlange, dieser verräterische Wurm, diese von allen Göttern verfluchte Spinne ihm in den Rücken gefallen war. Cintorix, dieser Bastard, dieser …
    Er zwang sich dazu, an etwas anderes zu denken, bevor seine Wut die Ahnen provozierte und die Stimmen erweckte. Wenn nicht alles verloren sein sollte, brauchte er einen kühlen Kopf. Mit einer bewussten Willensanstrengung öffnete er seine Fäuste und entspannte seine Kiefer. Seine Rache würde kommen. Rushai, Ashkaruna, Veronika, falls sie wider Erwarten noch lebte, Cintorix, die Liste wurde langsam länger und länger. Nun, da ihm die Möglichkeit genommen war, weiter Krieg gegen die Schatten zu führen, konnte er sich daran machen, die Liste abzuarbeiten.
    Seine grimmige Stimmung hatte sich noch nicht gebessert, als der Bus kurz vor Mitternacht Trondheim erreichte, genauso wenig wie das Wetter. Noch immer regnete es in Strömen, so sehr, dass Derrien sich zu fragen begann, ob der Wettergott Tarannis wohl etwas Besonderes mit dieser Nacht vorhatte. Auch der Sturm tobte noch, und plötzlich dachte Derrien wieder an den Dämon, der sich oft mit Sturm und Regen angekündigt hatte.
    Aber nein.
Der Dämon würde wohl nicht das Wetter in einem so riesigen Gebiet wie dem zwischen Molde und Trondheim zugleich beeinflussen können. Oder er war noch deutlich mächtiger, als Derrien befürchtete.
    Dennoch verspürte er ein mulmiges Gefühl, als er in Trondheim-Leinstrand ausstieg. Die Sichtweite betrug dank des strömenden Regens nur ein paar Meter, und er eilte schnell unter das Dach des Wartehäuschens. Dort ließ er sich erst einmal nieder und beobachtete die Straße. Vielleicht hatte ja doch irgendjemand den Bus verfolgt und ihn beim Einsteigen bemerkt oder auf irgendeine andere Art und Weise davon erfahren, dass er sich nun in Trondheim befand. Und abgesehen von möglichen Schatten-Verfolgern gab es hier auch noch unfreundliche Germanen, die sich wohl auch nicht darüber freuen würden, hier einen Kelten zu finden.
    Doch es tat sich nichts. Kein Mensch trieb sich bei Nacht und Regen herum, nicht einmal ein Straßenköter. Er bemerkte nur zwei Ratten, die wie begossene Pudel aus einem Gully auftauchten und in die Dunkelheit davonhuschten. Derrien beobachtete sie misstrauisch, entschloss sich aber nach einer Weile, sie für echte Ratten zu halten.
    Nach einer Viertelstunde stand er auf und lief durch den Regen, bis er schließlich das Sichere Haus erreichte, ein weißes

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