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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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seinem Magiegespür wahrnahm, bewegte sich, dann tauchte eine Hand auf dem Baumstamm auf, dann ein Gesicht. Es war eine Frau oder besser ein Mädchen, mit blasser Haut und dunklen Haaren, die ihr in feuchten Strähnen ins Gesicht hingen. Sie war schlank, ihre Hände klein und grazil, das Gesicht herzförmig mit ganz leicht schräggestellten Augen.
    Sie war hübsch. Spider zog neben ihm scharf die Luft ein.
    Mickey machte vorsichtig einen weiteren Schritt auf sie zu, so dass er nun den Baumstamm von der anderen Seite her berühren konnte. Er ging in die Hocke und sah zu ihr. »Wir werden dir helfen«, erklärte er, diesmal nur das Russische benutzend. Ihre Augen wirkten zu asiatisch für eine Europäerin. »Die Männer, die dich gefangen haben, sind noch immer in der Gegend. Wenn wir ihnen davonlaufen wollen, müssen wir uns beeilen. Bist du verletzt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Njet«, antwortete sie.
    Nein. Also verstehst du zumindest ein bisschen Russisch.
Er nickte und stand auf. »Gut. Komm!«
    Als sie schließlich ebenfalls aufstand, stellte er fest, dass sie groß war. Größer als er selbst, knapp eins siebzig oder so. Sie war schlank, hatte eine gute Figur, was selbst der vergammelte Parka, den sie trug, nicht verbergen konnte.
    Er wandte sich zu seinen Rudelbrüdern um. »Wir müssen uns aufteilen. Ich werde mich mit ihr zu unserem Wagen durchschlagen. Ihr drei kümmert euch darum, dass sie meine Spur nicht finden. Spider, du übernimmst das Kommando. Nehmt euch Sturmgewehre, legt ihnen Hinterhalte, aber haltet sie auf. Das hier ist unsere neue Queen. Ich muss euch nicht sagen, wie wichtig sie ist.«
    »Boss«, zischte Spider. »Lass mich mit ihr gehen! Ich kann sie in Sicherheit bringen! Du bist ein besserer Fallensteller als ich!«
    Mickey schüttelte den Kopf. Manchmal stellte das Leben einen Mann vor Aufgaben, die er selbst erledigen musste, Aufgaben von enormer Wichtigkeit. Dies war eine solche Aufgabe. Diese Queen zu verlieren würde bedeuten … Nein, er wollte gar nicht darüber nachdenken, was das bedeuten konnte.
    »Bitte!«
    Mickey warf ihm einen fragenden Blick zu. Warum war Spider so scharf darauf, die Queen zu beschützen? Er sah kurz zu ihr, sah die Angst in ihrem Gesicht, die Verwundbarkeit in ihren Augen …
    Und verstand plötzlich. Ein hübsches Mädchen. Groß. Schlank. Hilfsbedürftig. Der Albino sah sich in der Rolle als strahlender Ritter, der die Maid aus der Gefahr rettete.
    Und genau deswegen kann ich dich das nicht machen lassen.
Diese Aufgabe war zu wichtig, um irgendeine Ablenkung zu dulden. Derjenige, der sie auf sich nahm, musste all seine Konzentration darauf fokussieren. »Es tut mir leid«, meinte er deshalb. »Ich muss das selbst erledigen.«
    »Du solltest das nicht tun«, warf Shaka ein.
    Mickey warf dem schwarzen Jungen einen überraschten Blick zu. Shaka hatte sich, seitdem sie aus dem Auto ausgestiegen waren, so ruhig und unauffällig verhalten, dass er seine Existenz kaum noch wahrgenommen hatte. »Warum?«
    Shaka schüttelte kurz den Kopf. »Du solltest das nicht tun.«
    »Ich muss. Spider, du hast deine Befehle.« Er nickte dem Mädchenkurz zu und meinte zu ihr: »Komm mit.« Er reichte ihr die Hand, um sie in der Dunkelheit zu führen. Dann ging er los.
    »Hey, Boss!«, rief ihm Spider hinterher. »Bitte!«
    »Ich kann dich das nicht machen lassen«, murmelte Mickey.
    »Bitte!«
    Mickey schüttelte traurig den Kopf. Mit der jungen Queen im Schlepptau floh er in den Wald.

DERRIEN (4)
     
     
    Auf dem Riksvei 62 nach Trondheim, Norwegen
    Freitag, 05. November 1999
    Die Außenweltwelt
     
    Heftiger Regen prasselte gegen das Dach des Busses und rann in Strömen die Seitenfenster hinab. Vorne quietschten die Scheibenwischer ihren monotonen Rhythmus im ständigen Kampf mit den Wassermassen. Windböen rüttelten und zerrten an dem Fahrzeug, so heftig, dass sich Derrien fragte, ob der Wind allein ausreichen würde, den Bus umzuwerfen.
    Wahrscheinlich nicht
, gab er sich selbst die Antwort.
Solange uns kein Dämon überfällt, sollte der Bus sicher sein.
    Dabei dachte er natürlich an seinen Bruder Ronan, der in genau dieser Gegend von dem Bergener Dämon angegriffen worden war, im Bus sitzend und bei ähnlichen Wetterverhältnissen. Derrien war nicht abergläubisch, doch ein wenig unheimlich war es tatsächlich.
    Er war der einzige Fahrgast. Freitagabend gab es kaum jemanden, der in die Stadt wollte. Selbst eine Stadt wie Trondheim, in der die Schatten noch nie einen

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