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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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war – und Wolfgang unterdrückte den Reflex, ihn mit seinem Magiegespür zu überprüfen. Er durfte hier keinerlei Risiko eingehen.
    »Reisende?«, fragte der Mann.
    »Ja, Herr«, erwiderte der ältere Wächter von seinem Wehrgang aus. »Aus Lomus.«
    »Hmmm. Weiter Weg von Lomus.«
    Wolfgang verbeugte sich. »Ja, Herr.«
    »Wie war die Reise?«
    »Lang und anstrengend, Herr, der Weg war nicht immer leicht zu finden im tiefen Schnee.«
    Der Mann fragte nicht weiter, was sonst die übliche Vorgehensweise eines Wahrsehers war. Ohne Lüge keine Detektion, und solange Wolfgang schweigen durfte, brauchte er nicht lügen. Doch wie immer gab es keine Regel ohne Ausnahme, schließlich gab es auch Seher, die die Gedanken ihres Gegenübers lesen konnten und auf diese Art und Weise die Wahrheit erfuhren.
    Im nächsten Moment spürte Wolfgang den Zauber. Die braunen Augen schienen ihn hypnotisieren zu wollen, während ihr Blick wie ein Röntgenstrahl durch seine Seele tastete. Wolfgangkonzentrierte sich auf die Geschichte, die er und Keelin sich ausgedacht hatten, garnierte sie mit Angst vor dem Übernatürlichen und bannte jeglichen anderen Gedanken aus seinem Kopf.
    Dann brach der Kontakt plötzlich ab, viel schneller, als Wolfgang erwartet hätte. Im Nachhinein fühlte es sich mehr an wie ein Scan als ein Gedankenlesen, als ob der Mann nur hatte herausfinden wollen, ob Wolfgangs oder Keelins Aura magisch war. Doch Wolfgangs Aura war getarnt, Keelins Aura existierte nicht mehr. Der Übernatürliche würde so nichts finden. Konnte es das etwa schon gewesen sein?
    »Gut, die beiden sind sauber«, erklärte der Mann abrupt und bestätigte Wolfgangs Hoffnung. Mit einer Handbewegung winkte er sie weiter, doch als Wolfgang schon losgehen wollte, hielt ihn einer der Wachmänner mit einem rauen Griff an die Schulter zurück.
    »Nach Sonnenuntergang ist Ausgangssperre. Seht zu, dass ihr eine Unterkunft findet! Wenn ihr in einer halben Stunde noch auf den Straßen seid, ziehen wir euch das Fell über die Ohren.«
    »Ja, Herr.« Wolfgang verneigte sich noch einmal untertänigst, bevor er nach Keelins Hand griff und sie mit sich in die Stadt zog.
    Und damit waren sie drinnen. Sie hatten den zweiten Verteidigungsring durchbrochen, den Cintorix um sich herum aufgebaut hatte. Jetzt befand sich nur noch das Langhaus des Fürsten zwischen Wolfgang und dem Buch. Und dieses sollte kein größeres Hindernis darstellen, schließlich hatte er schon waghalsigere Aktionen unternommen, als in ein Gebäude einzusteigen, um ein Buch zu stehlen. Zugegebenermaßen, die Bewachung war vermutlich enorm, aber immerhin hatten sie bereits eine perfekte Ablenkung in Aussicht.
    Kein Grund, leichtsinnig zu werden
, ermahnte er sich selbst.
Leichtsinn tötet.
    Auf ihrem Weg durch die Straßen Helvetica Magnas begegnete ihnen kein Mensch, die Stadt wirkte wie ausgestorben. Die meisten Gebäude waren verdunkelt, was untypisch war für eine soreiche Stadt. Handwerker und insbesondere Händler konnten sich üblicherweise Lampen- oder Kerzenlicht leisten.
    Nicht so hier, und Wolfgang glaubte auch zu wissen weshalb: Niemand wollte es riskieren aufzufallen, niemand wagte es, mit Licht und Beleuchtung die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich zu ziehen oder gar das Gesetz der Sperrstunde zu durchbrechen. Angst regierte Helvetica Magna, die Angst vor den neuen Herren oder besser den alten Herrn, die sich verändert hatten auf eine Art und Weise, die niemand für möglich gehalten hätte.
    »Wo sollen wir schlafen?«, flüsterte Keelin.
    »Lass uns nach einer Herberge suchen«, erwiderte Wolfgang. Eine Stadt, die so vom Handel lebte wie diese, müsste eigentlich gleich mehrere davon haben. Die Frage war nur, ob ihnen jetzt zur Sperrzeit auch jemand öffnen würde …
    Doch nur fünf Minuten später war Wolfgang klar, dass er sich keine Sorgen hätte machen brauchen. Bierseliges Grölen hatte sie auf die Spur eines Wirtshauses gebracht, das sich in einer Seitengasse nahe dem Dorfplatz befand. Dazu spielte Pfeifen- und Lautenmusik eine beschwingte, schnelle Melodie, die so ganz und gar nicht in das Bild der eingeschüchterten Stadt passen wollte. Wolfgang war überrascht, die Sperrstunde so missachtet zu sehen.
    Vorsichtig klopfte er an die Tür, hinter der das Spektakel vonstatten ging, und fragte sich, ob er da in die private Orgie eines Schattens platzte. Doch als die Tür aufging, sah alles ganz gewöhnlich aus. Der Schankraum hatte einen Tresen und mehrere Tische und

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