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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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erste einigermaßen freundliche Kommentar des Wachmanns. Offenbar hatten auch hier die Leute nicht sämtliche Menschlichkeit verloren.
    Wolfgang fragte sich, ob der Wächter bereits ein Fomorer war oder noch nicht. Gaius hatte erwähnt, dass die Umwandlung der Helvetier in Fomorer ziemlich schleppend voranging. »Danke, Herr. Aber ich will den weiten Weg nicht umsonst gekommen sein. Bitte lasst uns ein!«
    »Nun, das ist deine Entscheidung.«
    Etwas rumpelte hinter dem Tor, dann öffnete sich die Tür, die darin eingearbeitet war. Ein rot bewamster Mann mit Kettenhemd und Langschwert an der Seite erschien darin und winkte sie herbei. Wolfgang nickte Keelin kurz zu, bevor er voranging und durch die Tür trat.
    Die Stimme des Wächters klang anders als die, die er bisher zu hören bekommen hatte. »Du würdest keine Waffen in die Stadt schmuggeln wollen, stimmt’s?«
    »Ich habe ein Messer, Herr«, meinte Wolfgang möglichst furchtsam.
    »Dann könnt ihr mich ja getrost einen Blick in euer Gepäck werfen lassen.« Damit griff der Mann nach Keelins Rucksack, die ihn schicksalsergeben von ihrer Schulter gleiten ließ.
    Während sich der Wachmann durch Keelins Gepäck wühlte, sah Wolfgang sich um. Auf dem Wehrgang über ihnen befand sich ein weiterer Krieger, vermutlich der, mit dem sie gesprochen hatten. Seine Armbrust war geladen und gespannt, die Männer waren misstrauischer, als ihm lieb war. Ein weiterer Mann kam nun aus dem Wachraum unten im Turm und machte sich überWolfgangs Rucksack her. Sie waren jung, beide bestimmt noch keine zwanzig, nur der auf dem Wehrgang wirkte ein paar Jahre älter. Es überraschte Wolfgang nicht, dass während der Untersuchung das ein oder andere Ausrüstungsstück in den Taschen der Gardisten verschwand, doch damit hatte er gerechnet. Er war heilfroh, auf Julius’ Rat gehört und sämtliche Kämpferausrüstung in Allobroga gelassen zu haben. Hier hätte er deutliche Schwierigkeiten gehabt, ein Kurzschwert oder gar ein Kettenhemd zu erklären – ganz zu schweigen von einem magischen Dolch!
    Schließlich zwangen die Gardisten sie auch noch dazu, ihre schweren Winterkleider abzulegen. Wolfgang störte sich nicht daran, wie sie ihn grob abtasteten, doch er sah, wie sich Keelin dabei anspannte, als ob ihr eine Vergewaltigung bevorstünde.
Bleib cool, Mädchen!
, beschwor er sie in Gedanken. Und
natürlich
tasteten die Männer sie genauer ab als ihn, an Stellen, die sie an ihm nicht interessiert hatten. Sie wurde blass, während die Hände über ihren Körper wanderten, sie schloss die Augen, ihre Kiefer waren so verbissen, dass ihre Muskeln aus ihren Wangen hervorstanden wie dicke Stricke.
    Doch schließlich ließen sie von ihr ab. Offenbar waren sie enttäuscht davon, dass sich unter ihren ausladenden Röcken und ihrem dicken Wams mit den aufgepolsterten Brüsten nur eine magere Mädchengestalt verbarg. Keelin und Wolfgang erhielten ihre Kleider zurück und durften sich wieder anziehen. Dann stopften sie ihre Sachen zurück in die Rucksäcke und wollten schon losgehen, doch einer der beiden Wächter hielt sie zurück.
    »Ja, Herr?«, erkundigte sich Wolfgang.
    »Wir warten noch auf einen Übernatürlichen«, erwiderte der Mann. »Nicht dass ihr uns einen Bären aufgebunden habt! Und pass gut auf deine Frau auf, nicht dass du später auch noch mit
unserem
Schatten Streit hast!«
    »Ja, Herr.« Wolfgang sah unterwürfig zu Boden. Seine Hand griff nach Keelins, wie von einem sich sorgenden Ehemann nicht anders erwartet. Sie war eisig kalt.
    Insgeheim wurde er langsam nervös. Gab es in Helvetica Magnaetwa einen Wahrseher? Es würde gut zu Cintorix’ Paranoia passen, jeden Neuankömmling in der Stadt einer solchen Untersuchung zu unterziehen. Zum ersten Mal seit ihrer Trennung wünschte er sich Julius herbei.
    Doch die Kraft des Wahrsehens war selten, so selten, dass in Herwarths Lager in Mecklenburg-Vorpommern, damals vor dem Aufstand, kein einziger Jarl mit dieser Kraft gewesen war. Besaß Cintorix tatsächlich einen so mächtigen Seher? Und könnte dieser tatsächlich jeden einzelnen Reisenden untersuchen? Helvetica Magna war eine Handelsstadt!
    Es dauerte, bis der »Übernatürliche« endlich auftauchte. Es war ein großer, hagerer Mann Mitte fünfzig, mit buschigem grauem Bart und meliertem, im Nacken zusammengebundenem Haar. Seine Haut war blass, seine dunklen Augen waren lebendig und wachsam. Nichts an ihm deutete darauf hin, dass er tatsächlich ein Magier oder gar ein Schatten

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