Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
dass du keinen Schmutz auf dein schönes rotes Wams bekommst.«
»Du hast keine Macht hier, Brennus. Was denkt ihr wohl«, und damit wandte sich der Gardist an alle hier im Schankraum, »wie der Häuptling darauf reagiert, wenn irgendein räudiger Soldatenhaufen seine Gardisten angreift?«
»Ha! Ich glaube kaum, dass sich die Spinne für das Schicksal jedes einzelnen seiner Gardisten interessiert!«
»Aber vielleicht interessiert er sich zumindest für das seines
Hauptmannes
. Ich sage es ein letztes Mal: Trinkt euer Bier und kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten.«
Brennus starrte den Mann lange Zeit an, regungslos und ohne zu zwinkern. Der Gardist hielt dem Blick mühelos stand. Noch immer herrschte im kompletten Schankraum eisige Stille, die Ruhe vor dem Sturm, sollte Brennus beschließen, es auf eine Konfrontation ankommen zu lassen.
Brennus wandte sich zu dem Wirt und murmelte: »Ist dieser Scheißer tatsächlich der Gardehauptmann?«
Der Mann hinter dem Tresen nickte. »Hauptmann Magnus, Herr.«
Brennus verzog das Gesicht, als ob er soeben in eine Zitrone gebissen hätte. Dann sah er zu Wolfgang und pöbelte: »Los, verschwinde, du Bastard. Raus hier, bevor ich es mir anders überlege!«
»Sie bleiben hier«, erklärte der Magnus. »Es herrscht Ausgangssperre.« Dabei starrte er noch immer Brennus an. Offenbar war seine Machtdemonstration noch immer nicht beendet.
»Ja, Herr. Danke, Herr.« Wolfgang verneigte sich noch einmal. Er konnte nur darum beten, dass Brennus und seine Männer nicht ebenfalls hier einquartiert waren, sonst würde er mit der Hand um den Messergriff schlafen müssen. Er konnte sich nur
zu
gut vorstellen, dass sich der Soldatenhauptmann nachts für seineDemütigung rächen würde. Er wandte sich wieder zum Wirt: »Ein Lager für meine Frau und mich, Herr. Wie viel muss ich dafür bezahlen?«
Während der Mann ihm einen angemessenen Preis nannte, begannen die Spielleute mit einem neuen Stück. Die Soldaten und Gardisten wandten sich wieder ihren Gesprächen und Bierkrügen zu. Offenbar war die Episode zwischen den beiden Hauptleuten für sie abgeschlossen. Wolfgang hoffte, dass das Brennus genauso sah.
»Wo kommt ihr her?«, fragte der Wirt beiläufig. »Ihr seht so aus, als ob ihr einen anstrengenden Tag hinter euch hättet.«
Wolfgang nickte. »Aus Lomus, Herr.«
»Lomus?« Der Wirt sah überrascht auf. »Meine Tochter lebt in Lomus. Vielleicht kennt ihr sie ja, sie hat den Händler Titus geheiratet.«
Wolfgang schätzte blitzschnell ab, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, den Händler oder seine Frau zu kennen. Eine falsche Antwort konnte sie in größte Schwierigkeiten bringen, bedeutend größer als die Auseinandersetzung mit Brennus. »Titus kenne ich, ja«, wagte er eine Antwort. »Aber seine Frau …« Er schüttelte den Kopf. »Kennst du Titus’ Frau?«
»Ich sehe sie hin und wieder auf dem Marktplatz«, erwiderte Keelin geistesgegenwärtig. »Aber ich habe noch nie mit ihr gesprochen.«
Rien ne va plus
, dachte Wolfgang.
Nichts geht mehr. Wenn das ein Trick ist und dieser Titus gar nicht existiert, sind wir geliefert.
»Hmmm.« Enttäuschung machte sich auf der Miene des Wirts breit. »Nun gut, dann zeige ich euch mal den Schlafraum.«
Sie folgten dem Helvetier eine Treppe nach oben in einen zugigen großen Raum direkt unter dem Dachgebälk. Das Lager bestand gerade einmal aus Strohsäcken als Unterlage sowie einigen feuchten Wolldecken zum Wärmen. Etwa die Hälfte war bereits belegt, alles mit Männern, die verdächtig nach der zweiten Hälfte von Brennus’ Trupp aussahen. Wolfgang verdrehte die Augen.
Vom Regen in die Traufe.
»Braucht ihr noch irgendetwas?«, fragte der Wirt.
Wolfgang schüttelte den Kopf. »Danke. Ich schätze, wir kommen zurecht.«
Er rechnete schon damit, dass sich der Mann nun umdrehen und sie allein lassen würde, doch der zögerte noch. Auf Wolfgangs fragenden Blick murmelte er schließlich: »Darf ich euch noch etwas fragen?«
Wolfgang wechselte einen kurzen Blick mit Keelin. »Ja, sicher.«
»Wie stehen denn die Dinge in Lomus? Ich mache mir solche Sorgen …«
Wolfgang überlegte fieberhaft, wusste nicht, was er sagen sollte. Erneut sprang Keelin für ihn ein. »Sie stehen nicht gut, Herr«, flüsterte sie. »Sie stehen nicht gut. Wir leben in ständiger Angst vor den Schatten und ihren Hauptmännern. Aber so ist es doch überall, oder?«
»Hier jedenfalls, ja.« Der Wirt nickte mit verbitterter Miene. »Sie haben
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