Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
Vom Netzwerk:
mit ihren Ritualen begonnen, mit denen sie unsere Männer zu Fomorern machen. Sie bereiten sich darauf vor, im Frühjahr Krieg zu führen. Ihr habt gehört, dass die Germanen im Süden bereits wissen, dass der Fürst zu den Schatten übergelaufen ist?«
    Wolfgang nickte. Er konnte es kaum
nicht
wissen, schließlich hatte er diese Information höchstpersönlich an den Fürsten von Oslo weitergegeben, bevor sie zum Kreuzwald aufgebrochen waren. Fürst Harald war kein besonders liebenswürdiger Zeitgenosse …
    »Im Frühjahr werden wir kämpfen«, fuhr der Wirt fort, den Blick zu Boden gewandt, die Mimik schlaff und müde. »Wenn wir gewinnen, wird die Spinne stärker denn je, aber wenn wir verlieren, sterben unsere Krieger, unsere Söhne und Enkel. Ich bete jeden Tag zu den Göttern um Rat, doch ich sehe keinen Ausweg. Was haben wir bloß getan, dass wir so bestraft werden?« Wolfgang sah die Tränen in den Augen des Mannes und wusste nicht, was er sagen sollte.
    Keelin griff nach der Hand des Wirts. »Wir müssen hoffen,Herr. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben! Der Tag wird kommen, an dem wir unserem Schicksal entkommen können. Bis dahin müssen wir warten und aufmerksam sein und uns gegenseitig helfen, so gut es geht. Wir müssen stark sein!«
    Der Wirt nickte schwach. »Ich versuche es … Aber es sieht alles so düster aus …«
    »Versucht es! Versucht es und seid stark! Eines Tages wird die Rettung kommen.«
    »Wie könnt Ihr Euch da so sicher sein?«, wunderte sich der Wirt.
    »Ich vertraue in meine Götter, Herr. Ihr solltet das Gleiche tun.«
    »Ich versuche es. Bei Brigantia und Sul, ich versuche es.« Doch seine Stimme klang so, als ob er sich längst aufgegeben hätte.
    Als er gegangen war, suchten sich Wolfgang und Keelin in der hintersten Ecke des Schlafraumes zwei Lager aus, auf denen sie ihre Schlafsäcke ausbreiteten. Nachdem sie hineingeklettert waren und sich mit den Decken zugedeckt hatten, murmelte Wolfgang leise zu ihr hinüber: »Gute Worte, Keelin. Ich hätte nicht gedacht, dass du so denkst.«
    »Ich denke auch nicht so«, murmelte sie zurück.
    Für einen Moment war Wolfgang baff. Der Kleinen war es gelungen, selbst ihn komplett zu täuschen, das musste man anerkennen. »Warum hast du es dann gesagt?«
    Wolfgang hörte, wie sie auf ihrer Strohunterlage mit den Schultern zuckte. »Als Eibe war es schon so oft meine Aufgabe, den Leuten alle Hoffnung zu nehmen. Ich bin es leid. Was haben die Leute hier denn noch, außer ihren Hoffnungen? Vielleicht hilft ihm das ja, die Verzweiflung über sein Los etwas besser zu ertragen.«
    »Also glaubst du nicht mehr daran, dass wir noch eine Chance haben?«
    Nach einer kurzen Pause murmelte Keelin leise: »Nein.«
    »Warum tust du dann das alles? Warum gehst du nicht zurück ins Glen Affric und lebst dein Leben? Warum kämpfst du weiter?«
    Wolfgang hörte sie seufzen. Keelin dachte lange über seineFrage nach. Im Hintergrund schnarchten die Soldaten, zwei von ihnen unterhielten sich leise flüsternd über irgendetwas, was deutlich lustiger war als Wolfgangs und Keelins Gesprächsthema. Im Schankraum grölten die Soldaten zur Musik der Spielleute. Wolfgang erinnerte sich daran, das Messer in Griffweite haben zu wollen, und kramte es aus seinem Rucksack hervor.
    »Ich kämpfe«, flüsterte Keelin schließlich, »weil ich kämpfen muss, selbst wenn es hoffnungslos ist. Wir schulden es dieser Welt. Wir alle müssen kämpfen. Es wäre ein Verbrechen aufzugeben.«
    Wolfgang dachte kurz darüber nach. Dann nickte er und dachte beschämt daran zurück, wie oft er schon kurz davor war, alles hinzuwerfen und diesem Krieg den Rücken zuzukehren.
    Es wäre ein Verbrechen aufzugeben.

RUSHAI (4)
     
     
    Am Romsdalsfjord, Norwegen
    Mittwoch, 01. Dezember 1999
    Die Innenwelt
     
    Schnee und Eis beherrschten das Isatal. Die zahlreichen schmalen Wasserfälle, die sich von den umliegenden Berghängen in das Tal ergossen, waren gefroren, ebenso wie die Ufer der Isa selbst. Der Schnee war mittlerweile auch im Tal fast knietief, obwohl die Nähe zum Romsdalsfjord eigentlich für wärmeres Klima sorgen sollte. Bestimmt würde der nächste Wetterwechsel wieder wärmere Temperaturen bringen und einen Großteil der Niederungen in eine schmutzige Sumpflandschaft verwandeln.
    Die Kelten – und die Germanen vor ihnen – hatten sich nie sonderlich für das Isatal und seine Umgebung interessiert. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb bisher noch niemand den Portalkeim

Weitere Kostenlose Bücher