Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
Bänke sowie eine freie Fläche für die Musikanten. Wolfgangs flinke Augen bemerkten sofort, dass ein Großteil der Besucher Bewaffnete waren, darunter auch vereinzelt Gardisten mit ihren roten Waffenröcken.
Das hat uns gerade noch gefehlt
, dachte Wolfgang und wollte umkehren.
Eine Soldatenschänke!
Doch sie waren bereits bemerkt worden. »Halt!«, rief ihnen eine Stimme hinterher. »Sperrstunde! Was sucht ihr auf der Straße?«
»Wir sind Reisende aus Lomus«, erklärte Wolfgang, nachdemer widerwillig stehen blieb. »Wir sind gerade erst angekommen und suchen nach einer Unterkunft für die Nacht.«
»Dann habt ihr draußen nichts mehr verloren«, erklärte die Stimme. Sie gehörte zu einem Gardisten, der mit einem Gefährten am Ende der Theke sein Bier trank. Es war ein großgewachsener, sehniger Kerl, die Augen zusammengekniffen, das Haar weit auf den Hinterkopf zurückgewichen. »Lasst euch vom Wirt ein Schlaflager geben und macht euch rar.«
»Sehr wohl, Herr.« Wolfgang verneigte sich kurz, dann führte er Keelin an den Kriegern vorbei zum Tresen.
»Ihr habt Geld?«, fragte der Wirt, ein dicklicher Geselle mit Doppelkinn und rasiertem Schädel.
Wolfgang nickte und griff nach dem Beutel an seinem Gürtel. »Wie viel schulde ich Euch für zwei Lager in –«
In diesem Moment stieß Keelin hinter ihm einen spitzen Schrei aus. Wolfgang wirbelte erschrocken herum und sah, dass einer der Soldaten einen Arm um Keelins Taille gelegt und sie an sich gezogen hatte. »Lasst sie in Frieden!«, stieß er erschrocken aus. »Lasst sie los, sonst …«
Der Mann zog sie jedoch nur noch fester an sich. Er war ein narbenübersäter Kerl, mindestens einen Kopf größer als Wolfgang, mit breiten Schultern und einer krummen Nase. Er trug eine lederne Rüstung sowie Arm- und Beinschienen aus Kupfer. An dem Waffengurt um seine Hüfte hingen Kurzschwert und Dolch. »Sonst was?«, blaffte der Soldat.
Wolfgang spürte, wie er zu schwitzen begann. Dieser Mann war zweifellos ein Hauptmann, er selbst nur ein unwichtiger Reisender. Er konnte ihm kaum drohen, ohne aus seiner Rolle zu fallen! »Bitte, Herr«, flehte er und verfluchte seine große Klappe, »lasst meine Frau los!«
Die Musiker, drei ältere Männer in unauffälligem Wolltuch, unterbrachen ihr Spiel, so dass Wolfgang auffiel, wie ruhig es in der Schankstube geworden war. Ganz offenbar war die Auseinandersetzung ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.
»Ich warte immer noch auf das Sonst!«
Der Mann war auf Streit aus, und Wolfgang hatte keine Ahnung, wie er der drohenden Konfrontation aus dem Weg gehen konnte. Er überlegte fieberhaft, was er sagen, was er tun konnte, doch auf die Schnelle fielen ihm keine passenden Worte ein. »Bitte, Herr!«
Der Hauptmann grinste. »Hol sie dir, Kleiner!« Währenddessen ließ er seine Hand an Keelins Flanke hinab in ihren Schritt wandern. Seine kalten, blauen Augen hielten Wolfgang fixiert.
Ruckartig drehte sich Keelin in seinem Griff. Ihr Knie schnellte hoch, der Mann stöhnte auf und ließ locker. Mit weit aufgerissenen Augen hielt er sich das Gemächt, während sich Keelin aus seiner erschlafften Umklammerung löste und an Wolfgangs Seite eilte.
Der Hauptmann fing sich jedoch rasch wieder. Der Schmerz in seinen Augen wich blankem Hass. »Das werdet ihr noch bereuen!«, zischte er und krempelte sich die Ärmel seines Wamses nach oben.
In diesem Moment mischte sich der Gardist von vorhin ein: »Das reicht, Brennus!«
Der Hauptmann warf einen wütenden Blick ans Ende der Theke. »Misch dich nicht in meine Angelegenheiten!«
»Wenn du hier eine Prügelei anzettelst, wird es sehr schnell zu meiner Angelegenheit.«
Brennus’ Hand ballte sich um das Heft des Dolchs an seiner Seite, so hart, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Ich bin Hauptmann unter Cantus. Als Hauptmann sage ich dir: Misch dich nicht ein!«
»Es ist Aufgabe der Garde, den Frieden zu bewahren. Und rein zufällig bin ich Gardist. Du bist nur ein Soldat, Brennus. Nur ein Soldat. Setz dich hin und trink dein Bier.«
Die Temperatur im Raum schien plötzlich um mehrere Grade abzusinken – die Gardisten waren hier eindeutig in der Unterzahl, und Kneipenschlägereien waren schon aus nichtigeren Gründen vom Zaun gebrochen worden. Wolfgang beobachtete, wie die wenigen Gardisten Blicke austauschten, wie sich die Soldatenanspannten und auf ein Zeichen ihres Hauptmannes warteten.
»Du nimmst dein Maul ganz schön voll, Gardist«, grollte Brennus. »Pass auf,
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