Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
nichts. Tarakir musste ebenfalls passen.
»Und dann war da noch jemand, der nicht direkt kommandiert hat, vor dem jedoch alle Respekt hatten. Er hatte den Schläfenzopf eines Schotten und sprach schottischen Dialekt, spuckend und lispelnd. Ich weiß nicht genau, welche Funktion er unter den Männern hatte.«
»Die eines Mörders«, knurrte Rushai. »Er hat ohne Zweifel gekämpft wie ein tollwütiger Wolf, nehme ich an?«
»Ja, Herr.«
»Hmm.« Rushai nickte grimmig. Da war Murdoch MacRoberts also abgeblieben. Rushai hatte sich schon gefragt, was aus dem Schotten geworden war, nachdem er von Sekken verschwunden war. »Was kannst du uns sonst noch erzählen?«
Der Fomorer sah zu Boden. »Nicht viel, Herr. Ich fürchte, nichts, was Euch interessieren würde.«
»Erzähl es uns trotzdem.«
Der Mann tat, wie ihm befohlen, doch seine Einschätzung lag richtig: Er hatte keine weiteren Informationen, zumindest keine,die Rushai nicht schon auf anderem Wege erhalten hätte. Die Waldläufer waren in der Nacht gekommen, von drei Seiten gleichzeitig, und plötzlich überall gewesen. Die Wächter waren völlig überrumpelt, ihre Alarmmeldung kam viel zu spät. Frauen kreischten, Kinder heulten, dunkle Gestalten mit gezückten Waffen und brennenden Fackeln in den Händen eilten von Haus zu Haus, töteten jeden, der sich ihnen entgegenstellte, und entwaffneten alle anderen. Die Kriegsgefangenen begrüßten die Angreifer wie Brüder, während die meisten Fomorer vor Angst und Panik die Waffen streckten. Der Rest ließ sich von den Toten auf dem Dorfplatz ablesen.
»Verzeiht, Herr«, murrte der Fomorer, als Rushai ihn mit einer Geste zum Schweigen brachte.
Rushai nickte. »Es war gut, dass du uns diese Informationen geliefert hast.«
»Habt Dank, Herr! Habt Dank!« Der Fomorer verbeugte sich erneut und erneut.
Rushai musste sich zurückhalten, um nicht nach ihm zu treten, so sehr widerte ihn diese hündische Unterwerfung an, doch immerhin hatte ihm der Mann einen ziemlichen Gefallen erwiesen. Nun würde sich zeigen, ob sein früherer Plan, die Waldläufer in eine Falle zu locken, aufgehen würde oder ob er sich nicht in einem entscheidenden Punkt verkalkuliert hatte. Darin war er ja neuerdings ganz gut – sich zu verkalkulieren. Wie mit der Überlegung, dass die Siedlungen am Nordufer des Fjords sicher wären …
»Tarakir«, wandte er sich an den Ranger-Schatten. »Ich habe eine Aufgabe. Befrage die Männer, die hier Wachdienst geleistet haben. Die Waldläufer haben jedes Stück Ausrüstung mitgenommen, das sie kriegen konnten, aber es ist möglich, dass sie dabei einen Dolch übersehen haben. Irgendjemand wird ihn an sich genommen haben. Finde den Dolch und bringe ihn zu mir.«
Der Ranger-Schatten warf ihm einen skeptischen Blick zu, nickte aber und ging zu den Männern, die ihnen gefolgt waren. Neben den Fomorern, die sie hier aufgegriffen hatten, warenauch Krieger dabei, die Tarakir mit der Bewachung der ruinierten Stadt beauftragt hatte, damit sich so wenig wie möglich veränderte, bis Rushai selbst den Ort des Überfalls besichtigen konnte. Doch ein Dolch war viel wert, Rushai rechnete fest damit, dass einer der Krieger die Klinge an sich genommen hatte.
Der Schattenlord schlenderte alleine weiter durch die verlassene Siedlung. Er fand vereinzelt weitere Leichen, in einem Langhaus sah er sogar die Überreste eines weiteren Schildwalles, der dort mit dem Rücken zur Wand gekämpft hatte.
Wie rührend
, dachte er belustigt.
Sie haben ihr Leben gegeben, um mir zu dienen …
Er wünschte nur, dass mehr seiner Fomorer eine solche Haltung an den Tag gelegt hätten.
Nachdenklich sah er auf das Wasser, wo weitere Fischkähne hinzugekommen waren. War der Dämon mittlerweile tatsächlich nur noch so selten im Fjord, dass die Waldläufer darauf herumfahren konnten, wie sie wollten? Er musste mit Ashkaruna reden. Vielleicht ließ sich das Waldläuferproblem ja auf sehr simple Art und Weise lösen – wenn sie in einer finsteren Nacht mit ihren Booten über den lauernden Ur’tolosh stolperten …
»Ich habe ihn gefunden«, meinte Tarakir hinter ihm.
Rushai drehte sich um. Sein Herz schlug schneller, als ihm der Ranger-Schatten den Dolch reichte. Die Waffe war nichts Besonderes, eine etwa zwanzig Zentimeter lange Klinge mit Hohlkehle an einem mit angedeuteten Parierstangen versehenen Heft. Einzig der aus Messing gefertigte Knauf war ein wenig auffällig, weil er größer war, als für eine solche Waffe typisch.
Rushai
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