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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Antworten. »Was sollen wir tun?«, fragten sie, und »Greifen wir an, Herr?«, »Was ist mit dem Schattenfeind?«, wollte einer wissen, ein anderer forderte ihn direkt auf: »Lasst uns umkehren, wir müssen fliehen!« Seog sah, wie sich ihre Münder bewegten, hörte ihre Worte, doch etwas in seinem Gehirn war blockiert. Die Angst hatte ihn gelähmt, Angstdavor, das Falsche zu tun. Seine Fäuste öffneten und schlossen sich, seine Zunge fuhr in einem fort über seine Lippen.
    Er war hilflos. Völlig hilflos.
     
    Währenddessen wurde auf dem Marktplatz noch immer gekämpft. Der chaotische Nahkampf war vorüber, die meisten der Kontrahenten lagen tot oder sterbend am Boden. Tavoc selbst war gefallen, von seinem Trupp waren nicht mehr als zehn Mann übrig, die sich in einem Ring gegen ungefähr doppelt so viele Nain zur Wehr setzten. Die Messer und Dolche waren mittlerweile den Schwertern gewichen, ein paar hatten es sogar geschafft, Schilde an ihre Unterarme zu ziehen.
    Derrien hatte
Waldsegen
wiedergefunden. Oder besser,
Waldsegen
hatte ihn gefunden, so sehr hatte er den Ort gespürt, an dem es zu Boden gefallen war. In seiner anderen Hand hielt er
Steinbeißer
, den Druidendolch seines Bruders. Grimmig wartete er darauf, dass die Nain angriffen.
    Doch die ließen sich Zeit. Zweimal hatten sie es versucht, zweimal hatten sie sich eine blutige Nase geholt. Zwar waren auch jedes Mal Waldläufer dabei umgekommen, doch das schien die Nain auch nicht zu ermutigen.
    Wozu auch?
, dachte Derrien verbissen. Der Feind konnte sich Zeit lassen. Verstärkung musste längst unterwegs sein, würde in den nächsten Minuten auf dem Marktplatz eintreffen. Spätestens dann wäre es vorbei mit jeglichem Widerstand. Das wusste er so gut wie Rushai, den er längst im Eingang zu Nerins Langhaus entdeckt hatte, ein in Kettenhemd und Helm und stählernen Arm- und Beinschienen gerüsteter Kriegsherr mit Augenklappe und einem Schwert am Waffengürtel. Der Schwarze Baum war selbstverständlich
nicht
auf dem Weg zum Nordufer, um Gautrek hinterherzujagen. Der Bastard würde seinen Triumph auskosten, jede Minute davon, jede Sekunde.
    Das Beste wäre, jetzt gleich den Ausbruchsversuch zu wagen. Doch selbst davon erhoffte sich Derrien nicht viel. Die nächsten drei Gassen waren von Nain-Schildwällen blockiert. Selbst wennes ihm gelang, unwahrscheinlich, wie es war, den Ring zu durchbrechen, müsste er auch noch an diesen Schildwällen vorbei.
    Morrigan
, flehte er zu der Göttin des Krieges. Sie hatte ihm schon einmal geholfen.
Ich brauche Eure Hilfe, Herrin! Helft mir in dieser schweren Stunde!
    Doch es geschah nichts. Derriens Zähne knirschten laut, als er frustriert seine Kiefer aufeinanderpresste. Es war vorbei.
     
    Rushai trat aus dem Langhaus. Derrien hatte ihn ohnehin längst entdeckt dank seiner magischen Wahrnehmung. Mit der Hand auf
Angurvadels
Heft ging er zu dem Kreis aus Nain-Kriegern, die die Waldläufer umringt hatten.
    »Du könntest dich ergeben!«, rief er Derrien zu, auf Bretonisch, damit die Waldläufer auch etwas von dem Gespräch hatten.
    »Du könntest meinen Schwanz lutschen«, knurrte der Schattenfeind. »Wenn du glaubst, mich hier kriegen zu können, greif an! Oder fehlt dir der Schneid dafür?«
    Rushai zuckte mit den Schultern. »Ich werde nicht unnötig das Leben meiner Männer riskieren. In ein paar Minuten ist Verstärkung hier.« Er unterdrückte das hämische Lachen, das ihm auf der Zunge lag. »Wie steht es mit dir? Bist du ebenfalls bereit, das Leben deiner Männer zu schonen?«
    »Gern. Jederzeit! Ein Zweikampf, du und ich, Mann gegen Mann. Falls du ein Mann bist und kein weinerliches Waschweib.«
    Rushai schüttelte den Kopf, doch insgeheim bewunderte er den Anführer der Waldläufer, der ihm so lange und so erfolgreich Paroli geboten hatte. Selbst jetzt noch versuchte Derrien aus der Sache herauszuholen, was er konnte. Rushai war schon fast geneigt dazu, die Herausforderung anzunehmen, allein schon aus Respekt seinem alten Feind gegenüber. Fast. »Ich schätze, nicht. Du weißt, dass ich dich habe, und deine Männer wissen es ebenfalls. Ergib dich, und ich verschone deine Krieger. Mehr noch: Ich biete ihnen die Freiheit dafür! Wenn sie es wünschen, entlasse ich sie in euren jämmerlichen Wald, inklusive den Hexer, den du bei dir hast.« Damit deutete Rushai auf denhageren Mann mit dem buschigen grauen Bart, dessen Funktion er nicht so recht einordnen konnte. »Bist du bereit dazu, das Leben dieser Männer

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