Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
davonzuschleudern. Sie drehte sich in hektischen Bewegungen um die eigene Achse, die Flamme ein auf- und abspringender rot glühender Ball, bevor sie auf dem Dach des Langhauses landete, aus dem die Krieger quollen. Sogleich nahm Seog den Schild vom Rücken und schnallte ihn an seinen linken Arm. Weitere Nain stürmten aus der Halle und bedrängten die Waldläufer, von denen zwei weitere zu Boden gingen. Seog presste die Augen zusammen, um es nicht weiter mit ansehen zu müssen, während seine Finger wie von selbst die Riemen durch die Schnallen schoben und fest anzogen.
Dann war er fertig. Er nahm das Schwert nach oben, streckte den Schild voran und stürmte los. »FÜR DEN FJORD!«, brüllte er dabei aus Leibeskräften.
Die Nain erwarteten ihn. Drei Schilde wurden vor ihm zusammengeschlagen und bildeten so einen kleinen Schildwall. Über seinen Schrei konnte er hören, wie sie sich absprachen, abgehackte, bellende Worte, dann war er auch schon unter ihnen.Sein Schild schlug krachend gegen einen der ihren, sein Schwert fuhr ebenso krachend auf einen weiteren Schildrand herab. Der dritte Nain schlug mit seinem Schwert zu, traf damit jedoch nur Seogs Kettenhemd, das den meisten Schwung in sich aufnahm. Seog ließ sich zurücktaumeln, ließ sein Schwert fallen, wartete darauf, dass die drei ihre Deckung öffneten – und hob dann abrupt seinen Arm hoch.
Er riss die Augen weit auf, während sein Wille das Tor zur Magie aufstieß. Er zuckte elektrisiert, als pure Energie durch seinen Körper strömte, sich in seinem Finger bündelte und zu Tausenden von kleinen Fichtennadeln wurde, die als Strahl aus winzigen Geschossen den Nain-Kriegern entgegenschossen. Er erwischte den ersten im Gesicht, der schreiend davontaumelte, während Seog bereits zum zweiten schwenkte, diesen im Mund traf und mit der schieren Masse von Nadeln und Blut erstickte. Er zielte auf den dritten, der auszuweichen versuchte und deshalb nur am Hals getroffen wurde. Der heftige Blutstoß zeigte an, dass es zumindest ein paar der Nadeln bis zur Halsschlagader des Fomorers geschafft hatten.
Noch bevor der Mann stürzen konnte, hatte Seog seinen Arm gepackt und ihm das Schwert entwunden. »FÜR DEN FJORD!!«, brüllte er noch einmal und hackte in die Flanken der restlichen Fomorer. Zwei Mann fielen unter seinen Schlägen, bevor sie die neue Gefahr richtig realisiert hatten, doch weitere Männer rückten aus dem Haus nach, und Seog wandte sich ihnen zu. Er blockte den ersten mit dem Schild, hackte mit seiner ganzen Wut auf den zweiten herab, schlug ihm das Schwert aus der Hand, prallte mit dem zweiten Hieb vom eisernen Schildrahmen ab, erwischte mit dem dritten den Helm und drosch den Mann damit nieder. Im nächsten Moment spürte er die brausenden Ahnenstimmen in seinem Hinterkopf und wusste, dass der Zeitpunkt gekommen war, keine Rücksicht mehr auf irgendetwas zu nehmen. »FÜR DEN FJORD!«, schrie er noch einmal, bevor er ihnen zum ersten Mal in seinem Leben die Kontrolle überließ.
Rushai beobachtete die Ereignisse auf dem Marktplatz aus der Sicherheit des Langhauses des früheren Häuptlings. Das Gefecht hatte sich binnen kürzester Zeit zu einem völlig chaotischen Nahkampf entwickelt. Tote und Sterbende lagen auf dem Boden, dazwischen und auf ihnen die noch Lebenden, die mit Dolchen und Messern aufeinander einstachen. Freund und Feind waren so wirr durcheinandergemischt, dass Fomorer und Waldläufer Rücken an Rücken kämpften, ohne sich bewusst zu sein, dass ihr Feind direkt hinter ihnen war.
Nur eine einzige Gestalt schien unbeeindruckt von den Geschehnissen – Murdoch MacRoberts, der völlig unbeteiligt etwas abseits stand und ins Leere starrte. Das Phantom, das sie in seinen Körper gezwungen hatten, nachdem sie den Hexer in den Schneefeldern Trollstigens gefangen genommen hatten, hatte seine Aufgabe erfüllt und wartete nun wahrscheinlich darauf, von Tagaris wieder freigelassen zu werden.
Dieser Teil des Plans hatte ganz hervorragend funktioniert, doch dafür hatte Rushais Baumdiener völlig versagt. Die Ulme hatte zwar Derrien und einige andere der Waldläufer angegriffen und gewürgt, doch dann plötzlich wieder von ihnen abgelassen, ohne dass Rushai dafür den Befehl gegeben hätte. Das hatte mehrere Krieger zurück ins Gefecht gebracht, die eigentlich schon abgeschrieben gewesen waren, und zu dem heillosen Chaos geführt. Ohne das Versagen des Baumdieners wäre das Scharmützel vermutlich bereits vorüber.
Mittlerweile waren
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