Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
Zeitpunkt zur Flucht zu warten, als er sah, dass sie weinte. Ihre Schultern bebten, Tränen rannen über ihre Wangen und konkurrierten mit dem Wasser aus ihren Haaren, doch ihren Lippen entrang sich kein Ton. Sie bemerkte seinen Blick, schüttelte leicht den Kopf, bebte unter einem weiteren Schluchzer. »Sie schaffen es!«, flüsterte Mickey. »Wir erkaufen Ihnen die Zeit.«
Sie nickte, beruhigte sich jedoch kein kleines bisschen.
»Gib sie raus, dann können wir vielleicht noch einmal über alles reden!«, schrie Rushai und verlangte Mickeys Aufmerksamkeit. »Du warst ein guter Mann, bis zu dem Zeitpunkt, als du dich von uns trennen wolltest!«
»Wir können
jetzt
reden!«, rief Mickey zurück und wandte sich um zur Queen. »Ich verspreche es Ihnen, Ihnen wird nichts geschehen, wir helfen –«
»Ich WEISS, dass mir nichts geschehen wird, du Idiot!«, schrie ihn die Queen mit sich überschlagender Stimme an. »Ich habe es gesehen! Ich habe gesehen, was kommt, wie du mich befreist, wie du mich vor dem Wasser rettest, wie du dich gegen Rushai stellst! Ich WEISS, dass ich leben werde!«
Mickey starrte sie verständnislos an. Sie rang mit sich, er sah deutlich, dass ihr etwas auf den Lippen lag, das sie nicht aussprechen konnte, bis sie es schließlich aufgab und völlig die Kontrolle über sich verlor. Schluchzend warf sie sich gegen ihn, umarmte ihn, drückte ihren Kopf gegen das Fell auf seiner Brust. Mickey verstand sie nicht, hätte viel darum gegeben, um zu kapieren, was sie ihm sagen wollte und nicht konnte, doch er musste gleichzeitig Rushai im Auge behalten, der nun insgesamt fünf weitere Schatten bei sich hatte, vier davon von Rang und Namen, während endlich John als letzter Rattenmensch die oberste Stufe erklommen hatte. Die Motoren des Hubschraubersdröhnten auf, die Maschine hob sich langsam in die Höhe und ging abrupt in den Vorwärtsflug über. Von einem Moment auf den anderen war sie verschwunden. Das Hämmern der Rotoren wurde schnell leiser. Mickey aktivierte seine verstärkten Sinne.
»Ich glaube, wir haben genug geredet«, knurrte Rushai, der plötzlich selbst seines angeberischen Spiels überdrüssig schien. Er griff an seine Seite, zog das magische Schwert blank, das er seit der Eroberung Åndalsnes’ bei sich trug. »Jetzt kämpfe! Und stirb wie ein Mann, wenn das einer Ratte wie dir überhaupt möglich ist!«
Es schien alles gesagt. Mit sanfter Gewalt zog Mickey die Queen von sich. »Wir sehen uns wieder«, versprach er ihr. »Aber jetzt machen Sie, dass Sie von hier fortkommen!«
Die Queen schaute ihn aus verheulten, großen Augen an. Traurig schüttelte sie den Kopf. Dann zerfloss ihr Körper zu einem guten Dutzend grauer Körperratten, die fiepend und zappelnd davonschwammen.
Mickey wandte sich um. Die Schatten waren bereits dabei, sich für den Kampf aufzufächern. Er nickte O’Neill zu. »Für die Queen.«
O’Neill gab ihm den ausgestreckten Daumen. »Für die Queen!«
»Für die Queen.«
»GRANATE!«, schrie Tönnes heiser, lehnte sich über das Geländer der Treppe und warf die kleine schwarze Handgranate nach unten, bevor er sich hastig zurückzog und auf die Detonation wartete.
Während Wolfgang im Kopf die Sekunden herabzählte, lud er die frisch nachgeladene MP5 durch und spannte sich an. Unter ihnen lag nun das dritte Untergeschoss. Wenn sie nicht bald fanden, wonach sie suchten, ging ihnen die Zeit aus, aller Wahrscheinlichkeit nach war für den Gegner längst Verstärkung unterwegs.
Die dumpfe Explosion riss ihn aus seinen Gedanken. Er sprang auf und eilte die Treppe hinab, trat die Tür auf, die von derDruckwelle wieder zugeworfen worden war, und stürmte in den Raum. Er sah Kabel und Rohre, dahinter einen zerstörten Computer mit einem rauchenden Monitor. Auf dem Boden stand knöcheltief Wasser. Er eilte weiter, trat die nächste Tür auf, zielte in den dahinterliegenden Korridor. Etwas huschte durch sein Sichtfeld, er zog den Stecher durch, stanzte mit der Maschinenpistole eine Serie von Löchern in die Wand am Ende des Korridors.
Tönnes prallte neben ihm gegen die gegenüberliegende Seite des Türrahmens.
»Da ist einer!«, flüsterte Wolfgang. »Rechts rein, dritte Tür.«
Tönnes nickte und griff nach einer Granate an seiner Koppel, als die Gestalt erneut zum Vorschein kam. Wolfgang drückte ab, traf diesmal, der Mann stürzte zurück, fiel platschend zu Boden.
»Weiter!«
Wolfgang sprang auf, hastete voran, zielte nach rechts in einen Raum voller
Weitere Kostenlose Bücher